Der Thron der Welt
Beruhigungsmittel.»
Raul war nicht sehr glücklich mit Vallons Entscheidung und tat sein Missvergnügen Wayland gegenüber kund. «Wir werden bestimmt nicht reich, wenn wir bei jedem Risiko den Kopf einziehen.»
Auch wenn sich Wayland nicht von Rauls Stimmung anstecken lassen wollte, begann seine Begeisterung für die Reise abzukühlen. Zu essen hatten sie nur noch Brot und zu trinken für jeden zwei Becher Wasser täglich. Es fand kaum noch eine Unterhaltung statt, und Syth sang nicht mehr bei der Arbeit. Waylands Haut juckte und brannte von dem scharfen Salzwasser.
Um Mitternacht hatten sie die Nordspitze der Förde passiert. Und immer weiter segelten sie unter dem Licht eines schmalen Mondes. Früh am nächsten Morgen, als pastellfarbene Wolken über den Himmel zogen, ruderten sie erschöpft in das Gebiet des Bistums von St. Andrews und ankerten hinter einem Wellenbrecher.
Wayland hatte eine größere Stadt erwartet, und Raul beschwerte sich entrüstet darüber, dass die Siedlung nicht einmal einen ordentlichen Hafen aufzuweisen hatte. Auf einer Landzunge nördlich der Stadt arbeiteten Maurer an einem Kirchturm. Davon abgesehen waren nur ein paar wenige Schindelhäuser am Wasser höher als ein Stockwerk. Die restliche Ansiedlung bestand aus einem Wirrwarr schäbiger Hütten.
Vallon und Raul ruderten mit Snorri an Land, um eine Unterkunft zu suchen und ihr Interesse an Handelswaren bekannt zu machen. Wayland lungerte an Deck herum und beobachtete das Kommen und Gehen am Kai. Der Hafen wurde von Händlern aus ganz Nordeuropa angelaufen, und die Ankunft der
Shearwater
erregte keine Aufmerksamkeit. Unter den Schotten mit ihren Plaids waren einige prahlerische Nordmänner in pludrigen Kniehosen.
Es wurde Nachmittag, bis die Landgänger zurückkehrten. Sie hatten mit einem Vertreter des Statthalters gesprochen, der ihnen Unterkunft in einem Haus besorgt hatte, das für Händler reserviert war. Vallon berichtete den anderen, dass der Statthalter sie für den nächsten Tag zum Essen eingeladen hatte und dass die Aussichten auf Handelsgüter recht begrenzt waren. Um diese Jahreszeit gab es kaum Getreide. Sie würden vielleicht etwas Malz finden, und etwa fünf Meilen außerhalb der Stadt gab es eine Sägemühle, wo sie Holzbalken kaufen konnten. Raul und Wayland sollten sie am übernächsten Tag, wenn sie sich ausgeruht hätten, aufsuchen.
Bis auf Snorri und Garrick gingen alle an Land. Erschöpft von der Überfahrt, sanken sie früh ins Bett. Vallon hatte ganz oben im Haus ein Zimmer für sich allein. Die anderen teilten sich nach Gewohnheit oder Freundschaft einen Raum. Syth wurde zusammen mit dem Hund möglichst weit entfernt von den Zimmern in der Küche untergebracht, in der es von Ratten wimmelte. An dem Morgen, an dem Wayland zu der Sägemühle aufbrechen wollte, fand er sie zusammengerollt schlafend im Durchgang. Von der Tür her fiel Licht auf ihr Gesicht. Er betrachtete sie ausgiebiger, als er es gewagt hätte, wenn sie wach gewesen wäre, dann zog er ihr die Decke über die Schultern und ging zu Raul in den Morgensonnenschein hinaus.
Die Sägemühle lag auf einer Waldlichtung, die zu einem flachen See hin abfiel. Raul kannte sich mit Bauholz aus, erwies sich als gewitzter Verhandler und lehnte die Stämme ab, mit denen ihn der Mühlenbesitzer prellen wollte. Der eine war zu astig. Der andere war schwer auf den Boden aufgeschlagen und kernrissig. Wieder ein anderer wies eine weiche braune Rindenmaserung auf. «Das ist die Fäule», sagte Raul und betrachtete schlechtgelaunt die Kiefern, die am Rand der Lichtung standen. «Ehrlich gesagt taugt dieses Holz hier im Vergleich mit baltischer Eiche höchstens zum Feuermachen.»
Als Raul seine Wahl getroffen hatte, half ihm Wayland, die Vierkantstämme auf einen Zugschlitten zu hebeln. Ochsen zogen die Ladung zu einem Wagen, der an der Straße wartete. Während dieser Zeit suchte sich Wayland einen Scheit feinporiges Eschenholz und spaltete ihn mit einer Handaxt, um Pfeile zu machen. Bald kam ein Junge und bot Wayland einen Korb Forellen zum Kauf an, die er am Morgen im
lochan
gefangen hatte. Sie wogen drei oder vier für ein Pfund ab, und Wayland wickelte sie in Moos und garte sie in heißer Asche. Raul und er aßen sie mit Fladenbrot zum Mittagessen. Anschließend hingen sie am Wasser schweigend ihren Gedanken nach. Eine Brise fuhr durch die Baumwipfel. Nach Luft schnappende Fische zeichnete Kreise auf die Seeoberfläche. Am anderen Ufer stand ein weiß
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