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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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geschlossenen Augen auf seinem Stuhl zurückgelehnt.
    «Die hellsten Falken leben auf Grönland», sagte Wayland. «Ingolf hatte schon häufig mit einem norwegischen Händler zu tun, der sie von einem Verkäufer aus der Westsiedlung von Grönland importiert hat. Sie werden von Fallenstellern in den Jagdgebieten des Nordens gefangen.»
    Vallon schob seinen Stuhl zurück. «Du gehst nicht nach Grönland.»
    «Wartet. Falken sind nicht die einzige kostbare Ware auf Grönland. Sie haben auch Walrosshäute und Elfenbein, die Stoßzähne von See-Einhörnern und weiße Bärenpelze.»
    Hero brach das darauffolgende Schweigen. «Das klingt vielversprechender als die Waren, die es hier gibt. Abgesehen von ihren Pferden haben die Isländer nur Wollsachen und Fisch. Damit kann man in Norwegen oder Rus keine hohen Preise erzielen.»
    Vallon ging auf und ab. «Und wie willst du hinkommen?»
    «Auf der
Shearwater
natürlich.»
    Vallon schüttelte den Kopf. «Ich werde nicht das Schiff riskieren. Wenn du wirklich glaubst, dass sich eine Fahrt nach Grönland lohnt, musst du die Überfahrt auf einem anderen Schiff machen.»
    Wayland gähnte. «Wir brauchen unser eigenes Schiff, um zu den Jagdgebieten zu kommen. Sie liegen von den Siedlungen aus sehr weit im Norden.»
    Vallon sah zu Raul hinüber. «Was sagst du?»
    Er zuckte mit den Schultern. «Wir sind hergekommen, um Handel zu treiben, und die
Shearwater
liegt nutzlos im Hafen. Warum nicht?»
    «Woher wollt ihr die Mannschaft nehmen? Und ihr braucht einen Lotsen.»
    «Arbeitskräfte zu finden ist kein Problem», sagte Wayland. «Im Grönlandhandel stecken hohe Gewinne.»
    Vallon bemerkte, dass Syth ihre Hände ineinander verkrampft hatte und Wayland unentwegt anstarrte. «Also gut. Stellt fest, ob es möglich ist. Aber denkt daran, dass wir vor den Herbststürmen von Island wegmüssen.»
     
    Waylands Erkundigungen waren bald von Erfolg gekrönt. Eine Gesandtschaft des Bischofs von Skálholt nahm den langen Tagesritt Richtung Westen auf sich, um im Palas eine Anfrage vorzubringen. Der Bischof hatte erfahren, dass die Ausländer eine Reise nach Grönland planten. Wie es der Zufall wollte, waren eine Woche vor ihrer Ankunft zwei Mönche aus der Erzdiözese Hamburg-Bremen auf Island gelandet. Der deutsche Erzbischof hatte sie entsandt, um festzustellen, ob die Mitglieder seiner am weitesten entfernten Gemeinde womöglich vom Glauben abzufallen drohten. Über einem Essen, das Gisla und Syth zubereitet hatten, erklärte der Gesandte, dass der isländische Bischof die Wachsamkeit dieser beiden heiligen Väter höchst entnervend fand. Er kam aus einer Wikingerfamilie. Sein eigener Vater war geradeheraus gesagt ein schrecklicher Heide gewesen, der gestorben war ohne gebeichtet zu haben, und seine eigenen Methoden, den neuen Glauben zu fördern, entsprachen oft nicht den Vorschriften. Kurz gesagt, der Bischof wollte die beiden Mönche loswerden und schlug vor, dass sie ihre Missionsarbeit in Grönland fortsetzen sollten.
    «Wir brauchen eine Mannschaft und einen Lotsen», gab Wayland zurück.
    «Das lässt sich ohne Probleme einrichten», sagte der Gesandte.
    Nach drei Tagen hatten sie genügend erfahrene Männer angeheuert, und noch einmal zwei Tage später war die
Shearwater
bereit zum Auslaufen. Wayland packte gerade seine Sachen zusammen, als Vallon zu ihm trat.
    «Willst du das Mädchen mitnehmen?»
    Wayland sah an ihm vorbei. Syth stand verloren an der Tür.
    «Du brauchst jemanden, der für dich kocht», sagte Vallon. «Die alte Frau wird sich hier um uns andere kümmern.»
    Wayland zuckte mit den Schultern, als wäre ihm die Sache gleichgültig. «Es könnte schon sein, dass sie uns auf der Reise nützlich ist.»
    «Du würdest uns einen Gefallen tun», sagte Vallon. «Sie würde in deiner Abwesenheit ohnehin nur vor Kummer vergehen.»

XXIII
    M itten in einer der ersten taghellen Juninächte legte Wayland mit Raul und Syth von Island ab. Ihr Lotse war ein Griesgram namens Gunnar, der häufig unter unerträglichen Kopfschmerzen litt. Ebenfalls an Bord waren die beiden Mönche. Der Fettwanst Vater Saxo besaß einen Schädel, der so kahl war wie geschälter Knoblauch, und nahm die Schwächen der menschlichen Natur mit Gelassenheit. Vater Hilbert dagegen war dünn, hatte Ohren wie eine Fledermaus und lebte in der unveränderlichen Überzeugung, der Mensch sei von Geburt an schlecht. Keiner der beiden hatte je zuvor seine Heimat verlassen, dennoch wussten sie ganz genau, was sie von

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