Der Thron der Welt
Inhaltsstoffe kann ich mir denken. Erdöl zum Beispiel. Pech. Schwefel. Aber was den Bestandteil angeht, der zur Spontanentzündung führt und dazu, dass es auf Wasser brennt … Hat diese Frage etwas mit dem Wikingerschiff zu tun?»
«Ja, hat sie. Ein Schiff ist nicht so leicht in Brand zu setzen, wie man glauben könnte. Ich brauche ein Mittel, das heftig brennt und schwer zu löschen ist.»
Hero blickte zu den Vorräten hinüber. «Wir haben reichlich Waltran und Schwefel, außerdem etwas Terpentin. Ich könnte ein bisschen damit herumprobieren.»
Vallon sah zu den Hügeln hinauf. «Aber achte darauf, dass niemand etwas mitbekommt. Der Feind beobachtet uns.»
Als er zurückging, um festzustellen, welche Fortschritte die Reparatur des Schiffes machte, begegnete Vallon Caitlin und ihren Mägden, die zwei mit Feuerholz beladene Pferde ins Lager führten. Er nickte ihr zu. Sie wandte sich ab, beeilte sich weiterzukommen, und warf nur noch einen kurzen Blick über die Schulter. Als sie sah, dass er ihr immer noch nachschaute, stampfte sie mit dem Fuß auf und hastete noch schneller weiter.
«Einen Augenblick, wenn es genehm ist.»
Sie blieb stehen.
Er schlenderte zu ihr. «Du wärst jetzt gefangen oder tot, wenn ich dich nicht gerettet hätte. Ein Wort des Dankes wäre nicht fehl am Platz.»
Langsam drehte sie sich um. «Ich verstehe deine Sprache nicht.»
«Du hast mich doch auch gut genug verstanden, um mich vor der feigen Heimtücke deines Bruders zu bewahren. Ich vermute, dafür schulde ich dir selbst noch einen Dank.»
Mit wütend funkelndem Blick gab Caitlin zurück: «Mein Bruder ist kein Feigling, und wenn ich ihm erzähle, dass du ihn so genannt hast, dann lässt er dich dein eigenes Blut trinken.»
«Erzähl ihm, was du willst, aber sei gewarnt. Wenn er ein falsches Spiel mit mir treibt, werde ich ihn wie einen tollwütigen Köter abstechen.» Er trat noch einen Schritt näher auf sie zu. «Ich habe hier den Befehl. Sein Leben, dein Leben, das Leben sämtlicher Isländer liegt in meiner Hand und hängt von meinem guten Willen ab.» Noch ein Schritt. «Hast du das verstanden?»
Caitlins Blick zuckte hilfesuchend in alle Richtungen.
«Ich will eine Antwort hören.»
«Es ist nicht leicht, Helgis Temperament im Zaum zu halten.»
«Dann sorg dafür, dass er erst gar keinen Temperamentsausbruch bekommt.»
Caitlin starrte ihn an. Ihr stieg das Blut in die Wangen. «Du bist ein schlechter Mann.»
«Ach?»
«Du hast deine Frau getötet.»
«Ja, das habe ich.»
Sie sah ihn unverwandt an, Angst und Abscheu und noch etwas anderes im Blick. Ihr Mund öffnete sich zum Sprechen, doch dann überlegte sie es sich anders. Nachdem sie sich schnell umgesehen hatte, weil sie vielleicht befürchtete, dass Helgi sie beobachtete, sagte sie kalt:
«Sprich mich nicht noch einmal an.»
Als er beobachtete, wie sie zwischen die Bäume hastete, fühlte sich Vallon von der Begegnung seltsam aufgemuntert.
Es regnete den ganzen Tag. Die
Shearwater
lag auf dem morastigen Ufer, und Vallon rechnete jeden Moment damit, von Garrick die Nachricht zu erhalten, dass die Wikinger auf dem Vormarsch seien oder mit etwas Überraschendem aufwarteten. Es gab so viele Unwägbarkeiten zu bedenken. Als die Dämmerung in nächtliche Dunkelheit übergegangen war, litt Vallon unter bohrenden Kopfschmerzen.
Sie entzündeten Lagerfeuer. Um eines setzten sie sich und hielten Kriegsrat.
«Garrick ist nicht zurückgekommen», begann Vallon. «Das ist gut. Es bedeutet, dass die Wikinger noch in ihrem Lager sind.»
«Oder dass sie ihn gefangen genommen haben», sagte Drogo.
«Das hätte uns der Hund wissen lassen.» Vallon wandte sich an Raul. «Ist das Schiff fertig?»
«Wir haben das Leck geflickt. Den Querbalken müssen wir noch reparieren.»
«Wenn Garrick zurückkommt, wird er mit dem Schiff die Frauen und die Alten ans andere Ufer bringen. Die Späher der Wikinger sollen sehen, was wir tun.»
«Warum lassen wir uns nicht von dem Hund zu ihnen führen? Dann können wir einen nach dem anderen töten.»
«Ich bezweifle, dass wir sie alle erwischen würden. Abgesehen davon will ich ja gerade, dass sie uns weiter beobachten. Garrick wird ein paar Ruderer brauchen. Helgi soll zwei von den schwächeren Isländern dafür aussuchen.»
Helgi erklärte sich widerwillig einverstanden.
Drogo stocherte mit einem Zweig im Feuer herum. «Die Wikinger werden mitbekommen, dass wir nicht mehr im Lager sind.»
«Wir lassen ein paar Männer
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