Der Thron der Welt
Hände auf die Knie, und stand auf. «Ich muss mich mit Hero unterhalten.»
Hero half gerade dabei, einige Unterstände zu bauen. «Hast du unsere Position berechnet?»
«Ich habe ein Dutzend Messungen durchgeführt. Auch die günstigste sagt aus, dass wir uns sechshundert Meilen nördlich von unserem Ausgangspunkt befinden. Daraus folgt, dass wir tausend Meilen zurücklegen müssen, bevor wir das Baltikum erreichen. Wir haben nicht genügend Proviant. Unsere eigenen Vorräte reichen kaum noch eine Woche, und die Isländer haben nichts, was sie abgegeben könnten. Einer der Schiffsmeister hat zu mir gesagt, dass wir zwei Wochen Segelstrecke vom nächsten Hafen entfernt sind, in dem wir neue Vorräte kaufen oder eintauschen können.»
«Wir können jagen oder fischen. Und der Wald ist bestimmt voller Beeren.»
Richard saß neben Hero und hatte die Knie zum Kinn hochgezogen.
Vallon ging in die Hocke. «Mach dir wegen Drogo keine Sorgen.»
Richard umklammerte seine Beine fester.
Vallon legte ihm die Hand auf den Arm. «Hättest du gewollt, dass ich die Isländer zum Tod verdamme? Ich konnte sie nicht mitnehmen und Drogo gleichzeitig zurücklassen.»
«Wieso nicht? Er hätte mit mir dasselbe gemacht.»
«Warum hasst er dich so?»
Da brach es aus Richard heraus. «Er gibt mir die Schuld am Tod unserer Mutter. Und am meisten erbittert ihn, dass Lady Margaret keinerlei Zuneigung für ihn hat. Sie liebt einzig und allein ihren kostbaren Walter. Als Kind habe ich gesehen, wie sie Drogo zurückgewiesen hat, wenn er versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich habe es erst gar nicht versucht. Ich wusste von Anfang an, dass ich von dieser Seite nur Klapse und Kränkungen zu erwarten hatte. Ich dachte, nun wäre ich all dem entkommen, hätte Freunde gefunden, denen ich etwas bedeute. Aber obwohl ich bis ans Ende der Welt gefahren bin, sieht es danach aus, als würde ich Drogo niemals loswerden.»
«Du bedeutest uns viel. Wir sind jetzt deine Familie. Hero und Wayland und all die anderen Getreuen, die uns auf unserer Reise begleiten. Ich werde nicht zulassen, dass Drogo dir etwas antut. Ich verspreche es.»
Vallon erhob sich und ging, über Schlafende hinwegsteigend, zum Lagerfeuer. Dort streckte er sich aus, den Kopf voller Sorgen. Kaum hatte er sich hingelegt, so schien es ihm, wurde er von Raul auch schon wieder wachgerüttelt.
«Syth ist zurück.»
Verschlafen stand Vallon auf. Das Feuer war beinahe vollständig heruntergebrannt, und Wolken verhüllten den Mond. Er hatte länger geschlafen, als er gewollt hatte. Außer Atem, ließ sich Syth am Feuer nieder. Er ging neben ihr in die Hocke.
Raul gab ihr ein Stück Pferdefleisch, und sie schlug ihre Zähne hinein. «Sie liegen in einer Bucht hinter der Flussschleife. Auf dieser Uferseite, keine zwei Meilen von hier.»
Vallon warf einen Blick zum Fluss. Nebel hing über dem Ufer. Er überprüfte, wo der Mond stand, dann wandte er sich an Drogo. «Wir sehen uns das besser an, bevor es hell wird.»
Syth gab dem Hund etwas von dem Fleisch. Er riss das Maul auf und nahm den Happen so sanft zwischen die Zähne, dass er damit nicht einmal eine Luftblase zum Platzen gebracht hätte. Dann knurrte er die Männer an und machte sich davon. «Ihr braucht den Hund, um Wayland zu finden und den Wikingern nicht in die Arme zu laufen. Vier von ihnen sind an Land gegangen und kommen in unsere Richtung, um uns zu beobachten.»
Helgi bestand darauf, den Spähtrupp zu begleiten. Vallon nahm Garrick mit, der Wayland ablösen sollte. Der Hund führte sie im Halbkreis durch den Wald und fletschte einmal mit nach links gewandtem Kopf die Zähne, um anzuzeigen, wo die Wikinger ihre eigenen Späher postiert hatten. Obwohl der Mond durch die Wolken leuchtete, war es mühselig, über umgestürzte Bäume, zwischen dichter Heide und Moorlöchern voranzustolpern.
Helgi rutschte mit dem Fuß in eine Senke. «Das Mädchen hat zwei Meilen gesagt. Wir müssen inzwischen doppelt so weit gegangen sein.»
«Nicht so laut», flüsterte Vallon. «Die Wikinger haben Posten aufgestellt. Der Hund führt uns um sie herum.»
Er seufzte beim Anblick des verblassenden Mondes. Eine Erhellung am Himmel zeigte, dass dort, wo er den Westen vermutet hatte, Osten war. Der Hund hatte sich ein Stück vor ihnen hingesetzt und wartete. Nun drehte er den Kopf, sah Vallon an, und trottete weiter.
Dann erhaschte Vallon den ersten Blick auf den Fluss, seit sie das Lager verlassen hatten. Dort hatte der Fluss zu
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