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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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seiner Linken gelegen. Nun befand er sich unterhalb von ihm zur Rechten. Der Hund führte sie also flussauf zurück. Sie hasteten weiter und kamen auf einen Hügel. Unten war wieder der Fluss zu sehen und eine in Nebel schwimmende Bucht. Der Hund war verschwunden und der Mond ebenso. Vallon roch Holzrauch. Er drehte sich um sich selbst.
    «Hier drüben.»
    Wayland lag unter einer Fichte, vollkommen verborgen unter ihren Zweigen, die wie ein Rock bis zur Erde herunterhingen. Vallon und die anderen schoben sich neben ihn. Garrick gab ihm etwas zu essen und einen ledernen Wasserschlauch. Gierig trank Wayland.
    «Sind sie in der Bucht?»
    Wayland nickte, ohne den Wasserschlauch abzusetzen. Dann senkte er ihn keuchend. «Auf dem nächsten Hügel haben sie einen Wachposten. Ich fand es klüger, mich flussabwärts zu verstecken, wo sie vermutlich nicht nach uns suchen.» Er trank wieder ein paar Schlucke.
    «Wie viele sind es?», fragte Drogo.
    Vallon bemerkte Waylands Blick. «Du kannst ihm antworten», sagte er. «Für den Moment sind wir Verbündete.»
    «Es war zu dunkel, um sie zu zählen», sagte Wayland. Er berührte Vallon am Ärmel. «Hauptmann, ich mache mir Sorgen um die Falken. Ich habe sie gestern nicht gefüttert, und sie werden hungern, wenn ich ihnen heute nichts zu fressen beschaffen kann. Ich weiß, dass unsere Lage gefährlich ist, aber wir dürfen nicht vergessen, was uns überhaupt hierhergeführt hat. Wenn wir den Piraten entkommen, die Falken aber verhungern, würde ich das nicht gerade einen Erfolg nennen.»
    «Wir haben reichlich frisches Pferdefleisch.»
    «Ich weiß nicht, ob ein Falkenmagen so zähe Kost verträgt.»
    Die Morgendämmerung kroch über den Wald. Vallon rutschte näher an Wayland heran. «Ich kann nicht auf dich und den Hund verzichten, damit ihr auf die Jagd geht. Du bist unsere Augen und unsere Ohren. Wir müssen die
Shearwater
flottmachen und abdichten, bevor es Abend wird. Wenn sich die Wikinger in Bewegung setzen und Garrick uns benachrichtigen muss, ist es lebenswichtig, dass er nicht in einen ihrer Wachposten hineinläuft. Lass den Hund bei ihm, und komm mit uns zurück. Den Tag über kümmerst du dich um deine Falken und versuchst dich zu erholen. Ich will, dass du heute Abend wieder hier Stellung beziehst.»
    Sie warteten. Es wurde heller. Wayland schlief ein. Die Vorderläufe seines Hundes zuckten im Traum.
    Ein dünner Rauchfaden stieg aus der nebligen Bucht empor. Von Zeit zu Zeit hörte Vallon Stimmen und Arbeitsgeräusche. Eine schwache, gelbliche Sonne stieg über den Wald, und der Flussnebel löste sich auf und enthüllte das Langschiff, das an der Spitze der Bucht festgemacht hatte. Auf dem Schiff, aneinandergefesselt im Heck, saßen die überlebenden Isländer von der besiegten Knarr – sechs Männer und zwei Frauen. Die Wikinger hatten das zerrissene Segel heruntergeholt, und elf von ihnen saßen wie fleißige Schneiderlein um es herum und flickten es. Zwei andere hackten Feuerholz, und noch einer rührte in einem Kochtopf, der an einem Dreifuß hing. Ein einzelner Mann mit einer blutigen Armbinde saß allein für sich an der Reling. Der Anführer ging mit einem merkwürdig schlingernden Gang zwischen ihnen umher. Er trug einen Wolfsfellumhang über einer ärmellosen Lederweste, die seine kräftigen Arme frei ließ, die vom Handgelenk bis zum Ellbogen tätowiert waren. Er war noch größer, als Vallon ihn in Erinnerung hatte, überragte jeden Mann aus seiner Besatzung zumindest um eine Haupteslänge.
    Sechzehn Wikinger im Lager, vier flussauf und vermutlich noch einmal so viele, die das Lager bewachten. Vallon zählte sie an den Fingern ab und kam auf insgesamt vierundzwanzig – fünf mehr, als seine eigene zusammengewürfelten Kampftruppe umfasste.
    Dann rief der Mann am Kochtopf etwas, die Piraten legten ihre Arbeit zur Seite und gingen zum Lagerfeuer.
    «Anscheinend haben sie es nicht eilig», sagte Drogo.
    «Sie müssen das Segel reparieren, bevor sie die Verfolgung wiederaufnehmen», sagte Vallon.
    «Das brauchen sie doch nicht, wenn sie uns heute noch angreifen. Thorfinn muss wissen, dass wir die
Shearwater
erst flottbekommen, wenn die nächste Flut kommt.»
    «Wir würden einen Angriff vom Fluss aus aber frühzeitig entdecken. Ich glaube, sie kommen von der Landseite und greifen uns aus mehreren Richtungen zugleich an.»
    «Bei Nacht?»
    Vallon versuchte, sich in Thorfinns Kopf hineinzuversetzen. «Es wird schon Tag. Ich glaube, dass sie uns morgen früh

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