Der Thron der Welt
in den Sätteln und nahmen die Verfolgung auf. Vom Pferderücken aus versuchten sie, Vallons Boote mit Pfeilen zu treffen. Ein paar Männer galoppierten zum Ende der Wiese, um besser zielen zu können, wenn die Boote vorbeikämen. Jeder Ruderschlag brachte die Boote weiter über den Fluss, und als sie auf der Höhe der Bogenschützen ankamen, war die Reichweite der Pfeile zu kurz. Am Ende der Wiese stand dichter Schilf bis ans Flussufer, sodass eine Verfolgung sehr schwierig war. Langsam wurden die Rufe hinter ihnen schwächer.
«Rudern einstellen», befahl Vallon. «Das Horn blasen.»
Dreimal ertönten die Klänge, bis am Ufer zwei hastende Gestalten auftauchten. Vallon fuhr zu ihnen hinüber. Wayland und Syth wateten ins Wasser und kletterten an Bord. Ihre Kleider waren verdreckt und zerrissen, ihre Haut von Gestrüpp zerkratzt und blasig von Nesseln. Sie setzten sich nebeneinander und rangen keuchend um Atem.
«Wo zum Teufel wart ihr? Warum seid ihr beim ersten Signal nicht gekommen?»
«Ich habe es nicht gehört», sagte Wayland.
«Nicht gehört? Was hast du denn getrieben?»
Syth biss sich auf die Faust, um ihr Lachen zu unterdrücken. Vallon und Hero wechselten einen Blick, nur ihre Augen bewegten sich, dann kamen sie gleichzeitig zu derselben Schlussfolgerung und starrten in die Ferne, als hätten sie dort soeben etwas unglaublich Interessantes entdeckt.
XL
V allon quälte sie wie Galeerensklaven, die Frauen genauso wie die Männer. Über Nacht legten sie in einem Seitenarm des Flusses an, und noch bevor sie richtig wach waren, mussten sie schon wieder an die Riemen. Nur die Wikinger waren dieser Anstrengung gewachsen. Das Rudern war ihre Lebensaufgabe, und ihre Hände waren so schwielig wie Hundepfoten.
Für alle anderen war es mehr, als Muskeln und Gelenke verkraften konnten. In Richards Rücken riss irgendetwas, sodass er nur noch einhändig rudern konnte. Hero fuhr auf, als Vallon seinen Namen rief, und ihm wurde klar, dass er im Schlaf gerudert war. Beim Dunkelwerden humpelten sie an Land, die Hände zu Klauen gebogen und die Rücken so steif wie Plankenbretter. Jede Bootsbesatzung kochte für sich. Gelegentlich klangen vom Lagerfeuer der Wikinger ein paar Gesprächsfetzen oder ein Lachen herüber, doch alle anderen schwiegen. Wayland und Syth hielten Wache am Ufer. Hero und Vallon saßen ermattet am Feuer.
Da tauchte Drogo aus der Dunkelheit auf. Er zog Asa, Caitlins Magd, hinter sich her. «Zeig’s ihm.»
Das Mädchen hielt Hero wimmernd ihre Hände hin. Als er die Verbände abgewickelt hatte, sah er, dass ihre Handflächen mit Blutblasen übersät waren und sich die Haut in Fetzen abschälte. Er hielt sie an den Handgelenken fest. «Sehen die Hände deiner Herrin genauso schlimm aus?»
Asa nickte mit Tränen in den Augen.
Vallon sah nicht einmal auf. Er schob sich nur einfach weiter Essen in den Mund. «Ich habe ihr vorher gesagt, dass es kein Spaziergang wird.»
«Es besteht kein Grund, dass wir uns so beeilen», sagte Drogo. «Sie werden uns nicht verfolgen, nicht, nachdem Gleb tot ist. Sie haben ja nicht einmal Boote.»
Vallon sah ihn aus rotgeäderten Augen an. «Sie können sich in Smolensk Boote besorgen. Wir haben höchstens drei Tage Vorsprung, und wir sind noch mindestens zwölf Tage von Kiew entfernt.»
«Aber du wirst morgen um diese Zeit nur noch ein paar Krüppel befehligen, wenn du uns weiter so antreibst.»
Hero unterbrach die beiden. «Ich behandle deine Hände mit Salbe», erklärte er Asa.
Das Mädchen konnte kaum älter als zwölf Jahre sein. Er trug eine Salbe aus Lanolin und Seetang auf ihre Handflächen auf. Als sie gegangen war, sah er Vallon an. «Drogo hat recht. Richard kann vor Schmerzen nicht schlafen.» Er hob seine eigenen aufgescheuerten Handflächen hoch. «Und ich kann kaum einen Becher halten, von einem Riemen ganz zu schweigen.»
Vallon starrte in die Flammen. «Glaubst du etwa, mir geht es gut?»
«Das macht es nur schlimmer. Eure Wunde könnte wieder aufplatzen.»
«Wir müssen uns beeilen. Mein Albtraum ist, dass die Russen nachts an uns vorbeifahren. Stell dir nur vor, wir kommen um eine Flusskehre und sie warten schon auf uns.»
«Nein, das werden sie nicht. Nicht, wenn Wayland die Flusswache übernimmt. Ich meine es ernst, Herr. Noch einen Tag wie heute, und wir sind zu gar nichts mehr zu gebrauchen.»
Als Vallon nicht antwortete, stand Hero auf, streckte sich und stemmte die Fäuste in den unteren Rücken. Dann zog er die Schultern gegen
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