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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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hier?»
    Fyodor schien über seine Antwort nachdenken zu müssen. «Ihm gehören die Schiffe.»
    «Und die Sklaven bestimmt auch», erklärte Vallon Hero. «Wir haben uns etwas vorlügen lassen. Sag dem fetten Heuchler, er soll die Schiffe beladen.»
    Fyodor versetzte einem der Soldaten einen Stoß, der daraufhin begann, die Sklaven auf die Galeeren zu treiben. Dann nahm der Händler Hero an den Händen und sah ihm bedauernd in die Augen. «Ihr habt mein ganzes Mitgefühl. Dieser Anführer, den Ihr da habt, ist ein grausamer Mann.»
     
    Sie ließen die Stadt hinter sich und orientierten sich an den nächtlich-hellen Uferstreifen, die an angelaufenes Silber erinnerten. Sie schliefen in den Booten und wachten wie zerschlagen wieder auf. Drei Tage hatten nicht genügt, um die Energiereserven wieder aufzufüllen, die sie auf ihrer dreimonatigen Reise verbraucht hatten.
    Noch vor der Mittagszeit kamen sie an der Einmündung des Nebenflusses vorbei, der ostwärts nach Perejaslaw führte, der letzten Stadt auf dem Gebiet des Kiewer Rus. Unterhalb des Zusammenflusses lagen keine Städte mehr, nur noch einzelne Gehöfte und karge Felder, die dem trockenen Kiefernwald abgerungen worden waren. Danach verging Nacht für Nacht, ohne dass auf dem Fluss ein von anderen Menschen verursachtes Geräusch zu hören war, und ihre Lagerfeuer bildeten die einzigen Lichtinseln in der Dunkelheit.
    Der trübgelbe Strom trug sie durch die Steppe. Merkwürdige Felsmonumente, in denen einst Einsiedler gewohnt hatten, erhoben sich am westlichen Ufer. Am flachen Ostufer säumte dichtes Schilfrohr weites, verlassenes Grasland und Sanddünen. Rus besaß keine klar definierte Südgrenze, sagten die Lotsen. Sie verschob sich abhängig von den Routen der Reiternomaden.
    Wayland hatte zwei Dutzend Tauben und Hühner als Futter für die Falken gekauft. Er musste diesen Vorrat früher anbrechen, als er gehofft hatte, denn die meisten Wildvögel waren in den Süden gezogen. Inzwischen konnte er sich glücklich schätzen, wenn er täglich einen Vogel schoss.
    Als er eines Morgens mit leeren Händen zurückkehrte, ging er auf die Falkenkäfige zu, die am Ufer standen. Mit einem Mal blieb er wie angewurzelt stehen.
    Das hatte Vallon mitbekommen. «Was ist?»
    Wayland stürzte das letzte Stück auf die Käfige zu. Bei zweien stand die Türklappe einen Spaltbreit offen. Er öffnete das Türchen ganz. Leer. Er überprüfte den anderen Käfig. Leer. Fassungslos kniete er sich vor die Käfige. «Sie sind weg.» Er drehte sich um. «Zwei von den Falken sind verschwunden.»
    Die anderen hasteten zu ihm. «Bist du sicher, dass du die Käfige richtig zugemacht hast?», fragte Vallon.
    Wayland starrte ihn nur an, und Syth antwortete. «Natürlich sind wir sicher. Wir sehen sogar jeden Abend noch einmal nach.»
    «Und heute morgen? Hast du da auch nachgesehen?»
    «Es war noch dunkel, als wir auf die Jagd gegangen sind.»
    Wayland stand auf. «Jemand hat sie über Nacht freigelassen.» Sein Blick fiel auf Drogo und Fulk, und sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. «Du warst es!» Er rannte auf die beiden zu. «
Du
hast sie freigelassen!»
    Drogo zog sein Schwert. «Schieb mir nicht die Schuld an deiner Schludrigkeit in die Schuhe.»
    Schwert oder nicht Schwert, Wayland hätte sich auf Drogo gestürzt, wenn Vallon ihn nicht festgehalten hätte. «Wir stellen später fest, wer die Schuld trägt. Welche Falken haben wir verloren?»
    Keuchend und verzweifelt un sich blickend sagte Wayland: «Den Gerfalken und einen der Nestlinge – den Schreier.» Er lachte bitter auf. «Drogo wusste, wie viel mir der Gerfalke bedeutet, und er hat sich ständig über das Spektakel beschwert, das der Nestling macht.»
    «Können wir irgendetwas tun?»
    Wayland starrte über den Fluss und versuchte, seine Gedanken zu sammeln. In dem Röhricht auf der anderen Uferseite gab es Wildvögel. Wenn die Falken hungrig wurden, wäre das die nächstliegende Jagdgelegenheit für sie. Aber die Chancen, sie in diesem Gewirr aus Marschland und Buchten zu finden, gingen gegen null. Er drehte sich zu der verlassenen Steppe um. Ein steter Südwestwind trug Staub mit sich und ließ die Horizontlinie verschwimmen. Wayland rang um Gelassenheit.
    «Gezähmte Falken kehren oft zu der Stelle zurück, an der sie freigelassen wurden. Ich bleibe mit einem Lebendköder in der Nähe. Schickt jeden, den Ihr entbehren könnt, in die Steppe. Wenn sie einen Falken sehen, müssen sie so schnell wie möglich

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