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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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lange und schwere Reise, und einer nach dem anderen ist krank geworden.»
    «Die Auslöseforderung setzt zwei Paare fest.»
    «Und die wollten wir auch abliefern. Wir bedauern es zutiefst, dass wir die Bedingungen nicht in vollem Umfang erfüllen können. Vielleicht wird Seine Exzellenz den Ausfall weniger streng beurteilen, wenn sie erfährt, dass es mehr als ein Menschenleben gekostet hat, den Falken hierherzubringen. Von der ursprünglichen Gruppe, die zu der Falkensuche ausgezogen ist, sind drei tot, einschließlich meines teuersten Freundes, Sir Walters jüngstem Bruder. Wir haben großen Gefahren getrotzt. Oft haben wir darüber nachgedacht aufzugeben. Stattdessen aber sind wir unserer Aufgabe treu geblieben, denn wir haben darauf vertraut, dass Seine Exzellenz unsere Anstrengungen mit Großmut vergelten würde.»
    In einer Kohlenpfanne knisterte die Glut. Suleiman bohrte sich mit dem Fingernagel zwischen den Zähnen herum. Dann streckte er die Hände aus. Einer seiner Diener übergoss sie mit Wasser aus einem bronzenen Aquamanile in Löwenform. Der Emir spülte sich die Hände ab, und der Diener trocknete sie ihm mit einem Tuch.
    «Seine Exzellenz wird überdenken, was Ihr gesagt habt, und Ihre Entscheidung morgen bekannt geben.»

XLVIII
    D ie Erlaubnis, Sir Walter zu besuchen, erreichte sie am nächsten Nachmittag. Vallon machte sich zusammen mit Hero und Wayland auf den Weg. Er hatte darauf bestanden, dass Drogo separat untergebracht wurde, und er hatte nicht vor, ihm in diesem Stadium eine Begegnung mit seinem Bruder zu gestatten.
    Zwei Seldschuken eskortierten sie. «Wann werdet Ihr Walter von Drogo erzählen?», fragte Hero.
    «Ich warte einen günstigen Moment ab.»
    «Er wird vermutlich denken, Ihr treibt ein doppeltes Spiel.»
    «Ich weiß. Ich hätte Drogo an dem Abend töten sollen, an dem wir an Land gegangen sind, aber ohne ihn und Fulk wären wir heute nicht hier. Es ist schwer, kaltblütig jemanden niederzustechen, mit dem man Seite an Seite gekämpft und der einen engen Freund verloren hat.»
    Die Eskorte ging voraus zu einem kleinen Pavillon auf der anderen Seite des Lagers. Einer der Männer rief auf Türkisch etwas durch die Zeltklappe. Eine Stimme antwortete in derselben Sprache. Die Seldschuken riefen erneut, der Eingang wurde geöffnet, und ein feingliedriger Jüngling mit geschminkten Augenlidern hastete heraus und bedeckte sein Gesicht.
«Tch!»
, sagte einer der Soldaten von der Eskorte. Der andere schlug dem Jüngling ins Gesicht und schimpfte ihm nach, als er davonlief. Vallon starrte mit zusammengepressten Lippen vor sich hin.
    Die Eskorten schoben die Besucher in das Zelt. Vallon betrat das mit Teppichen ausgelegte Geviert zuerst, dann kam Hero und als Letzter ein zaudernder Wayland. Walter räkelte sich auf einem Diwan, gekleidet in ein loses persisches Gewand, einen Krug Wein und zwei leere Becher neben sich auf einem Messingtablett. Seine erstaunte Miene verriet, dass er keine Ahnung hatte, wer sie waren. Er erhob sich und ließ seinen Blick vom einen zum anderen wandern. Sein Aussehen kam Vallons Vorstellung von ihm sehr nahe – schlank und breitschultrig, blonde Locken, ein tief eingekerbtes, eckiges Kinn. Und, vielleicht als Hinweis auf spätere Hängebacken, leichte Tränensäcke unter den Augen. Sein Lächeln enthüllte perfekte weiße Zähne.
    «Ihr seid im Vorteil. Seid Ihr Diplomaten? Seid Ihr eine Gesandtschaft aus Konstantinopel?»
    «Ich bin Vallon, ein fränkischer Glücksritter. Das hier ist Hero, ein griechischer Wissenschaftler. Und diesen Mann kennt Ihr …»
    Doch Walter hatte die Gestalt, die am Eingang stehen geblieben war, inzwischen erkannt. «Wayland? Bei Gott, ich glaub es nicht.» Er schritt auf Wayland zu und legte ihm die Hände auf die Schultern. «Du bist es wirklich. Wie erwachsen du geworden bist. Wie ernst du mich ansiehst.» Er drehte sich zu Vallon um. «Ich fasse es nicht. Hat das etwas mit der Auslöseforderung zu tun?»
    «Ja. Es würde einen Tag dauern, wenn wir die ganze Geschichte erzählen wollten.»
    «Meister Cosmas?»
    «Ist tot. Er hat versucht, Euer Lösegeld in Konstantinopel zu beschaffen. Als ihm das nicht gelang, hat er sich mit Hero auf den Weg nach England gemacht. Ich bin ihnen in den Alpen begegnet, wo Cosmas im Sterben lag, und ich habe mich bereit erklärt, die Reise an seiner statt fortzusetzen. Wir haben Eure Heimat im Februar erreicht. Eure Mutter hat ihre Ländereien in der Normandie beliehen, um die Mittel zu Eurer

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