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Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
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vor.»
    Merkwürdigerweise war Hero weniger nervös als bei der Ablieferung der Auslöseforderungen an Graf Olbec. Er verbeugte sich vor dem Emir. «Friede sei mit Euch, Herr. Mit der Gesundheit Eurer Exzellenz steht es durch die Gnade Gottes zum Besten, wie ich hoffe.»
    Faruq übersetzte Suleimans mattes Wedeln mit der Hand. «Seine Eminenz verfügt über einen starken Körper und einen wachen Geist, Dank sei dem Allmächtigen. Seid so gut und richtet Eure Antworten und Fragen an mich. Und nun legt den Grund Eures Kommens dar.»
    Suleiman wusste schon, worum es ging. Hero kam zu dem Schluss, dass diese Audienz nur dazu diente, die Neugier des Emirs zu befriedigen oder ihm einen Eindruck von seinen Gästen zu verschaffen. Er wählte seine Worte mit Bedacht. «Seine Exzellenz wird sich an Ihre großzügige Übereinkunft mit dem Griechen Cosmas erinnern, der es unternommen hat, eine Auslöseforderung für Sir Walter auszuhandeln, einen der Gefangenen Seiner Exzellenz von der Schlacht bei Manzikert, in der die Seldschuken einen wahrhaft großen Sieg errungen haben. Unglücklicherweise ist Cosmas schon bald verstorben, nachdem er Italien erreicht hatte, und er hat mich mit seinen letzten Worten beauftragt, seine Mission fortzusetzen. Ich war zu jung und zu schwach, um diese Aufgabe allein auf mich nehmen zu können, doch die Vorsehung hat mir diesen Mann hier geschickt, Vallon, der sich bereit erklärte, mir beizustehen. Unter seiner tapferen Führung sind wir in die entlegensten Weltgegenden gereist, um die weißen Falken zu suchen, die von Seiner Exzellenz gefordert wurden.»
    Der Emir nahm Faruqs Ärmel und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Faruq nickte und wandte sich an Hero: «Sind der Franke und der normannische Gefangene früher Waffenbrüder gewesen?»
    Hero zögerte. «Nein, sie sind sich niemals begegnet.»
    «Warum hat er sich dann auf dieses Unterfangen eingelassen?»
    Vallon hatte in Spanien ausreichend Arabisch gelernt, um dem Gespräch folgen zu können. «Sag ihm, ich habe es für Geld getan. Halt es einfach, sonst dauert das hier die ganze Nacht.»
    Der Emir dachte über Heros Antwort nach, und Faruq verlieh seinen Zweifeln Ausdruck. «Seine Exzellenz ist erstaunt, dass Eure Mission nicht von dem Bruder des Gefangenen, sondern von einem Söldner angeführt wurde, der Walter noch niemals gesehen hat. Des Weiteren kann sich Seine Exzellenz des Eindrucks nicht erwehren, dass die Haltung des Franken einen Mann zeigt, der mit sich zufrieden ist, während Walters Bruder aus dem Leidensbecher getrunken zu haben scheint.»
    «Die beiden Brüder sind von sehr verschiedenem Temperament. Drogos Schwermut ist der großen Sorge um das Wohl seines Bruders geschuldet. Er ist …»
    Vallon schnitt ihm das Wort ab. «Lüg nicht. Das finden sie heraus, und es wird sich zu unseren Ungunsten auswirken.»
    Hero nickte. Schweiß stand auf seiner Stirn. Er atmete tief ein und sprach weiter. «Wir sind mehr als ein Jahr unterwegs gewesen. Während dieser Zeit haben wir keine Nachrichten aus zivilisierten Gegenden erhalten. Cosmas hat mir versichert, dass Seine Exzellenz Sir Walter mit Wohlwollen behandeln wird. Kann ich davon ausgehen, dass er unter dem Schutz Seiner Exzellenz noch am Leben ist?»
    «Ihm ist nichts Böses geschehen.»
    «Ist er von unserer Ankunft unterrichtet worden?»
    «Nein.»
    «Wann wird es uns gestattet sein, ihn zu sehen?»
    «Das hat Seine Exzellenz zu entscheiden. Es ist unhöflich, so viele Fragen zu stellen. Die Einzelheiten Eurer Reise können warten. Sagt dem jungen Mann mit dem gelben Haar, er soll Seiner Exzellenz den Falken zeigen.»
    Hero setzte sich erleichtert. Wayland wurde nach vorn geführt und rechtsherum und linksherum gedreht, sodass der Emir den Gerfalken von allen Seiten begutachten konnte. Er befahl dem Falkenmeister, dem Tier die Haube abzunehmen. Der Falke krallte sich fester in den Handschuh und schlug mit den ausgebreiteten Schwingen, sodass der Luftzug ein Dutzend Lampen zum Verlöschen brachte und sich der Seidenbaldachin blähte. Der Falkenmeister schob die Haube wieder über den Kopf des Vogels und gab ihn dem Emir weiter. Suleiman hielt ihn lächelnd hoch und redete lebhaft auf seine Gefolgschaft ein. Schließlich reichte er den Falken zurück, und seine Miene nahm wieder ihre alte Undurchdringlichkeit an. Faruq straffte sich.
    «Wo sind die anderen Falken?»
    «Sie sind, Gott sei es geklagt, gestorben. Wir sind aus den Nordländern mit acht Falken aufgebrochen. Es war eine

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