Der Thron der Welt
gelänge, einen Kranich zu töten, stünde der Gerfalke nicht mehr unter Druck.
Das halbe Feld rückte in zwei Reihen vor und ritt in einem großen Kreis um die Kraniche herum. Als die Reiter den Kreis verengten, hörten einige der Vögel auf zu fressen und reckten ihre Hälse. Die Reiter rückten weiter vor, und die Kraniche, die ihnen am nächsten waren, hoben mit gellenden Schreien ab. Die Warnrufe schreckten weitere Tiere aus dem Schwarm auf. Einer nach dem anderen flog davon. Nur noch etwa dreißig Kraniche waren übrig, als die Reiter aufhörten, in immer engeren Kreisen um sie herumzureiten. Ibrahim deutete auf die kleine Gruppe. Sie war das Angriffsziel.
Den Falken auf der Faust, trabte Temur in Gegenwindrichtung auf die Beute zu. An seiner Seite ritt ein weiterer Falkner, der den zweiten Saker trug. Sie näherten sich bis auf eine Achtelmeile, bevor die Kraniche abhoben, beinahe in die Höhe sprangen, als würden ihre Schwingen mit Hebeln bewegt. Als der letzte abflog, warf Temur mit einem Schrei seinen Falken in die Luft.
Er flog schnell und zielgerichtet, gewann an Höhe, um den Kranichen den Fluchtweg in Windrichtung abzuschneiden. Die fünf Vögel der Gruppe verteilten sich, der Saker aber konzentrierte sich auf den Kranich, den er sich als Beute ausgesucht hatte. Weil sie spürten, dass sie nicht das Ziel des Angriffs waren, glitten die anderen Kraniche mit der Windrichtung in Sicherheit. Erst in diesem Moment ließ der Falkner den zweiten Saker fliegen.
Wayland beobachtete fasziniert, wie die beiden Falken ihre Beute gegen den Wind weitertrieben. Temurs Vogel setzte den Kranich unter Druck, während sein Jagdpartner darauf ausgerichtet war, Höhe zu gewinnen. Als dem Kranich klar wurde, dass er nicht an den Falken vorbeikäme, versuchte er, nach oben zu flüchten. In engen Spiralen schraubte er sich höher, die Sakerfalken mit größeren Kreisflügen ebenfalls steigend unter sich. Sie drehten sich wie Karussellfiguren, und der Wind trieb sie Richtung Südwesten ab. Wayland ließ sein Pferd in leichten Galopp fallen, um in der Nähe des Schauspiels zu bleiben. Keine Wolke stand am Himmel, und die unterschiedliche Größe der Vögel machte es schwierig einzuschätzen, welcher höher flog.
Die Saker waren für das Auge nur noch so groß wie Schwalben, als einer von ihnen unvermittelt über eine kurze Strecke niederstieß und den Kranich zwang, seitlich auszuweichen. Dann schwang sich der Falke wieder hinauf, und die Sonnenstrahlen schimmerten auf seiner Unterseite, als er zu einem zweiten Angriff abschwenkte. Sein Jagdpartner schraubte sich unterdessen immer noch höher in die Lüfte. Ein weiterer kurzer Sturzflug, und der Kranich drehte sich um die eigene Achse und schlug mit den Beinen. Kaum hatte er sich von dem Angriff erholt, als der zweite Falke aus einer anderen Richtung auf ihn niederstieß. Das Tempo erhöhte sich, beide Falken stiegen auf und stießen nieder wie Schmiedehämmer, ohne den Kranich je zu berühren. Doch bei jeder Finte sackte der Kranich weiter ab. Wayland konnte die Falken nicht mehr auseinanderhalten. Einer von ihnen vollführte einen Sturzflug, bei dem er den Kranich berührte. Ein Wirbel aus Federn trieb mit dem Wind davon. Temurs Unterstützer jubelten.
Der Kranich begriff, dass er den Fluchtversuch über die Höhe aufgeben musste, und sank mit hochgereckten Flügeln. Wayland hatte einen der Falken aus den Augen verloren. Der Saker, der den Kranich getroffen hatte, schwebte angriffsbereit über seiner Beute, zielte, und stürzte sich hinab. Dieses Mal hörte Wayland den Aufprall und sah den Kranich in der Luft taumeln. Während er noch den Saker beobachtete, der sich zu seinem nächsten Angriff emporschwang, fegte sein Partner herab und nahm den Rücken des Kranichs ins Visier. Jäger und Beute rasten in einem stürmischen Wirbel herab. Dann verkrallte sich der zweite Saker in den Kranich, und alle drei Vögel stürzten wie ein Wrack vom Himmel. Der Horizont kippte zurück in Waylands Sichtfeld. Kranich und Falken trudelten mit einer Geschwindigkeit zur Erde, die für alle drei Tiere lebensbedrohlich war. Weniger als fünfzig Fuß vom Boden entfernt ließen die Falken ihre Beute los. Mit einem dumpfen Geräusch kam der Kranich auf und wandte sich mit seinem dolchartigen Schnabel und klatschenden Flügeln zu seinen Gegnern um. Einer der Saker packte ihn von hinten, sodass er nach vorn fiel. Der Kranich trat mit den Beinen aus, und dann konnte Wayland ihn nicht mehr sehen,
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