Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Thron der Welt

Der Thron der Welt

Titel: Der Thron der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lyndon
Vom Netzwerk:
Halbmond-Formation und trieben die Herde zwischen den Spitzen des Halbmondes weiter. Suleiman deutete mit seinem Zeremonialstab nach rechts und links, und zwei weitere Schwadronen setzten sich in Bewegung, galoppierten vor, damit die Gazellen nicht zu den Flanken hin ausbrachen. Alle fünfzig Schritt hielt einer der Seldschuken an, sodass die Beute in dem Moment, in dem die ersten Reiter zu den Spitzen der Halbmond-Formation aufgeschlossen hatten, eingekesselt war. Dann begannen die Seldschuken, das Netz enger zu ziehen, schwenkten die Flaggen und trieben die Gazellen wie durch einen Trichter zwischen die beiden Emire.
    Dreißig Gazellen galoppierten in diesen Korridor und waren ein so einfaches Ziel für die wartenden Bogenschützen, dass kein einziges Tier das Ende des tödlichen Spaliers erreichte.
    Walter ritt zu Vallon hinüber. «Jetzt wisst Ihr, womit wir es in Manzikert zu tun hatten.»
    Sie machten weiter, und Waylands Erinnerungen später waren ein Wirbel von Einzelbildern: Die Seldschuken stürzten sich in spontane Pferderennen und Bogenschützenwettbewerbe. Sie scheuchten einen Schakal in ein ausgetrocknetes Flussbett, und dreißig Reiter peitschten bei seiner Verfolgung auf ihre Pferde ein. Suleimans Leute auf dem einen, Temurs auf dem anderen Ufer. Einer von Suleimans Männern überholte das Beutetier, drehte sich im Sattel um, schoss einen Pfeil nach hinten ab, und traf den Schakal mitten in die Brust. Suleiman überhäufte den Meisterschützen mit Silber.
    Die zwei Emire wählten Sakerfalken aus und ließen sie auf Hasen und Trappen fliegen, die von dem Vorauskommando ausgesetzt wurden. Eine armselige Vergnügung, fand Wayland. Die Falken jagten die Hasen und stießen so oft auf sie herunter, bis sie zu verwirrt waren, um noch zu wissen, wohin sie flüchten sollten. Die Flüge auf die Trappen waren Verfolgungsjagden, die sich selten oberhalb von fünfzig Fuß abspielten. Wenn es dem Beutetier gelang, sich in eine Deckung auf dem Boden zu verkriechen, wurde es von den Seldschuken wieder aufgescheucht und flog auf. Dieser Ablauf wurde so lange wiederholt, bis die Trappe von dem Falken geschlagen wurde oder entkam.
    «Das ist eine abstoßende Jagd», sagte Wayland zu Vallon. «So lasse ich meinen Falken nicht fliegen.»
    «Halt dich zurück. Erstens ist es nicht dein Falke. Und zweitens kann der Emir jagen, wie es ihm gefällt.»
    Ein Trompeter verkündete das Ende der vormittäglichen Vergnügungen. Diener errichteten einen Zelt-Kiosk, und die beiden Emire stärkten sich an Lammspießen und Reis, Feigen, Melonen und Granatäpfeln, Walnüssen in Sirup und Sorbets, die mit Eis von den Zwillingsgipfeln gekühlt wurden.
    Wayland nahm sich etwas zu essen und zog sich aus dem Gedränge zurück, weil er den Falken nicht nervös machen wollte. Da schob sich eine Gestalt neben ihn.
    «Sieh mich nicht an. Ich dürfte gar nicht hier sein.»
    «Syth!»
    «Ich wäre schon früher gekommen, wenn der Welpe nicht auf meine Beinhosen gepinkelt hätte. Da musste ich mich noch mal umziehen und dann auf eine Gelegenheit warten, mich hinauszuschleichen.»
    Ihre Hände glitten ineinander.
     
    Die Brise aus Nordwesten hatte aufgefrischt, und die Diener, die das Zelt abbauten, kämpften mit den heftig schlagenden Tuchbahnen. Der ganze Tross setzte sich wieder in Bewegung und schlug einen Bogen um das Südufer des Salzsees. Die Sonne hatte ihren Zenit weit überschritten, und langsam wurde es ernst.
    Zwei Späher tauchten auf einem Hügelrücken auf, und der Jagdzug stoppte. Einer der Späher blieb auf dem Hügel stehen, während der andere zum Emir heruntergaloppierte, um seine Meldung abzugeben. Ibrahim hörte ebenfalls zu und erklärte Wayland, dass Vorreiter einen großen Schwarm Kraniche entdeckt hatten, die auf der anderen Seite des Hügels fraßen.
    Langsam rückten sie weiter vor. Wayland hörte die schrillen Rufe der Kraniche, lange bevor er sie sah. Es mussten wohl Tausende sein, die sich an beiden Ufern eines breiten Wasserlaufs zusammengefunden hatten, der zum Salzsee floss.
    Es war zu riskant, den Falken vor einer so riesigen Menge Vögel abheben zu lassen, sagte Ibrahim. Der Jäger würde sich vor diesem Massenauftritt der Beute fürchten. Selbst wenn sie in Paaren flogen, würden sich die Vögel im Sturm der Kranichschwingen aus den Augen verlieren.
    «Wer unternimmt den ersten Flug?»
    «Temur, auf eigenen Wunsch. Der Wind wird für seine Saker bald zu stark.»
    Wayland war erleichtert. Wenn es den Sakern nicht

Weitere Kostenlose Bücher