Der Thron der Welt
augenblicklich zu vergessen. Der Kranich flog weiter und stieg höher. Er musste über fünfhundert Fuß hoch sein, als er über sie hinwegflog. Wayland zog die Fessel aus den Geschühriemchen. Er sah zu dem Emir hinüber, wartete auf den Befehl, den Falken hochzuwerfen. Doch Suleiman starrte nur böse vor sich hin, als hätte er das Interesse an der ganzen Angelegenheit verloren. Der Kranich war weitere zweihundert Schritt im Aufwind vorangekommen. Wayland wartete, warf immer angespanntere Blicke zu dem Emir hinüber. Der Kranich war nun vierhundert Schritt im Aufwind, und der Emir hatte nicht einmal aufgesehen.
«Was hat er denn?», fragte Wayland Ibrahim. «Wenn er noch länger wartet, hat der Kranich zu viel Vorsprung.»
Suleiman ließ seinen Stab vorschnellen.
Wayland griff nach der Falkenhaube.
Ibrahim griff hastig nach seiner Hand. «Nein!»
«Ich verstehe nicht.»
Faruq rief etwas. «Der Emir befielt dir, den Falken nicht fliegen zu lassen», schrie Hero. «Er sagt, der Kranich ist zu hoch.»
Wayland explodierte beinahe. «Er hat keine Ahnung. Kein Wunder, dass ihn Temur ständig besiegt.»
Vallon galoppierte auf ihn zu. «Mach es nicht noch schlimmer für dich selbst.»
Wayland blitzte Suleiman an, dann sah er zu dem Kranich hinauf, und ohne noch länger nachzudenken, streifte er dem Falken die Haube ab und warf ihn in den Wind.
Vallon brachte vor Entsetzen keinen Laut hervor. Hero vergrub sein Gesicht in den Händen. «Was ist nur in dich gefahren?»
«Was in mich gefahren ist? Ich habe diesen Falken über zweitausend Meilen hierhergebracht, damit er für den Emir auf Kraniche fliegt. Zuerst befiehlt er mir in einem unmöglichen Moment, den Falken hochzuwerfen, und wenn die Situation ideal ist, verbietet er mir, ihn überhaupt fliegen zu lassen.»
Suleiman hätte Wayland möglicherweise auf der Stelle erschlagen, wenn sein Gefolge seine Aufmerksamkeit nicht auf den Gerfalken gelenkt hätte. Der Falke stieg in äußerst steilem Winkel auf und gewann mit sagenhafter Geschwindigkeit an Höhe. Er hatte die Lücke schon halb geschlossen, bevor der Kranich die Gefahr registrierte und schneller wurde. Der Falke folgte weiter auf seinem Kurs, ließ den Steigungswinkel jedoch etwas flacher werden, um vor die Beute zu kommen und ihr den Weg zur Deckung abzuschneiden. Wayland trieb sein Pferd an und ritt den Vögeln nach. Der Falke erreichte sein Ziel, wurde langsamer und wartete auf die nächste Entscheidung des Kranichs. Obwohl die Beute immer noch mehrere hundert Fuß im Vorteil war, hatte der Falke mittlerweile genügend Höhe, um den Luftraum unter sich zu kontrollieren, egal, ob der Kranich nun mit oder gegen den Wind flog. Also nahm der Kranich den einzigen Weg, der noch frei war, und kreiste wie eine Feder im thermischen Auftrieb nach oben. Der Falke folgte ihm, kam stufenweise höher, nahm manchmal die seiner Beute entgegengesetzte Richtung. Sie waren schon so hoch, dass Wayland den Kopf zurücklegen musste, um sie im Blick zu behalten. Höher und höher stieg der schimmernde Widerschein des Falken im goldenen Sonnenlicht. Waylands Nacken begann zu schmerzen. Der Kranich war nicht mehr größer als eine Biene, die von einer Fliege belästigt wurde. Wayland blinzelte, um klarer zu sehen, denn schon bald würde ein Blinzeln reichen, um sie aus den Augen zu verlieren. Die Biene schrumpfte auf Fliegengröße; aus der Fliege wurde eine winzige Stechmücke. Die Stechmücke verschwand, hinterließ nur einen winzigen Schatten im Himmel. Dann war da nichts mehr. Waylands Augen waren so gut, dass er noch auf Meilen eine Taube erkennen konnte, doch die beiden Vögel waren einfach von der Unendlichkeit verschluckt worden.
Die Zuschauer warteten ab, rieben sich den Nacken. Die meisten Flüge endeten in Abwindrichtung von der Stelle, an der sie begonnen hatten, doch niemand rührte sich. Eine pudrige Dämmerung begann die weite Ebene zu überziehen, und violette Schattenfurchen zogen sich die Berge hinauf.
Vallon fragte Wayland: «Glaubst du, er hat den Kranich geschlagen?»
«Ich weiß nicht.»
«Dann bete zu Gott, dass es so ist. Nur wenn er ihn tötet, haben wir die Chance, einer Bestrafung zu entgehen. Ich werde um Milde bitten, aber ich bezweifle, dass meine Worte viel Einfluss haben werden. Welcher Teufel hat dich nur geritten, dass du dich dem Emir widersetzt hast?»
Wayland konnte nicht antworten. Als er sich abwandte, sah er Syths verängstigtes Gesicht vor sich.
«Der Emir wird dich bestrafen,
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