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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Riemann
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erforderlich ist. Im Sommer nimmt sie das Brot aus dem Ofen, im Herbst erntet sie die Äpfel, im Winter schüttelt sie die Kissen der Frau Holle aus. Wer bereit ist, die Naturgesetze zu achten, zum richtigen Zeitpunkt das Nötige zu tun, erntet Gold.

Aschenputtel
    Ein weiteres Jungfrau-Thema finden wir im Märchen von Aschenputtel: das Verlesen der Körner. Da heißt es so schön: »Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.« Das mag vielleicht banal klingen, aber wenn wir das Ganze auf einer tieferen Ebene betrachten, wird hier das, was dem Leben dient, von dem getrennt, was dem Leben nicht nützt oder gar schadet: »Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen.« Das entspricht der Darmfunktion!
    Jungfrau ist sich bewusst, dass jedes winzige Atom das ganze Universum repräsentiert. Die Astrologie folgt dem Grundsatz »Wie oben, so unten«: Der große Kosmos, der Makrokosmos, findet sich in jedem seiner Teile bis hin zum winzigen Atom wieder. Das Atom ist so gesehen ein kleines Sonnensystem; es gibt eine kleine Sonne, den Atomkern, und kleine Planeten, die Elektronen. Aufmerksamkeit, Achtung und Wertschätzung gebühren folglich auch dem scheinbar Unbedeutenden. Die Aufmerksamkeit für das Kleine, für das Detail ist ein zentrales Thema bei Jungfrau. Natürlich kann das auch zu einer Haltung führen, die wir als Kleinlichkeit bezeichnen. Im Fall von Aschenputtel verweist das Körnerverlesen jedoch auf die tiefere Bedeutung des Erbsenzählens.
    Kommen wir zu einer Geschichte, die das Motiv der Vorsicht genauer unter die Lupe nimmt. Ein alter Weiser geht mit einem Schüler und zwei Kamelen durch die Wüste. Als sie abends ganz erschöpft bei einer Oase ankommen, haben sie eine lange, anstrengende Wanderung hinter sich. Da sagt der alte Weise zu seinem Schüler: »Bevor du schlafen gehst, binde noch den Kamelen die Knie.« Der Schüler ist sehr müde, und da kommt ihm ein rettender Gedanke: Der Meister sagt doch immer, Allah passt auf alles auf. Also wird er auch auf die Kamele aufpassen. Er legt sich sofort hin und schläft ein. Am nächsten Morgen sind die Kamele weg, und der Meister fragt: »Warum hast du die Kamele nicht angebunden? Ich habe es dir doch gesagt!« Der Schüler entschuldigt sich: »Ich dachte, wenn Allah auf alles aufpasst, dann würde er auch auf die Kamele aufpassen.« Da sagt der Meister einen wunderbaren Jungfrau-Satz: »Vertraue auf Allah, aber binde zuerst deinem Kamel die Knie.« Im Deutschen gibt es ein entsprechendes Sprichwort: »Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.«
    Noch ein paar Gedanken zum Thema Kontrolle. Wie gesagt, hat die anale Phase, in der der Darm-und Verdauungstrakt eine besondere Rolle spielt, viel mit diesem Thema zu tun. Sich zu beherrschen, sich zu kontrollieren, es richtig zu machen gehört zu unser aller Leben. Die Frage ist nur, wie viel Kontrolle wir wirklich brauchen und wann Kontrolle dem Leben wirklich dient. Damit ist auch die Frage verbunden: Was ist überhaupt richtig und falsch? Das herauszufinden ist die Lebensaufgabe für Jungfrau-betonte Menschen.

Der böse Geist
    Im Märchen gibt es kaum einen Helden, der nicht Fehler macht, und die Fehler, die er macht, bringen ihn immer zunächst in Teufels Küche. Betrachtet man den Gesamtplan, den Entwicklungsbogen eines Märchens, sind diese Fehler jedoch unabdingbar für Bewusstwerdung und Entwicklung der Figuren. Irgendwann muss man die verbotene Kammer aufmachen oder, wie in einem russischen Märchen, den bösen Geist aus dem Turm lassen.
    In diesem Märchen gibt es einen Soldaten, der seit vielen Jahren im Auftrag des Zaren einen steinernen Turm bewacht. Eines Tages hört er, wie eine Stimme aus dem Turm ruft: »Bitte, lass mich raus, ich verhungere hier drin.« Der Soldat fragt: »Wer bist du?« Da antwortet der Geist: »Ich bin der böse Geist, wenn du mich befreist, helfe ich dir später!« Da sperrt der Soldat die Tür auf, und der böse Geist verschwindet. Dem Soldaten wird himmelangst. Er denkt: »Ich komme vors Kriegsgericht, ich habe dem Befehl des Zaren zuwidergehandelt«, und er flieht aus dem Land. Schließlich sitzt er halb verhungert in einem finsteren Wald und jammert: »Warum habe ich nur den Fehler gemacht und den bösen Geist rausgelassen? Jetzt muss ich verhungern!« Da erscheint auf einmal der böse Geist und bringt ihm zu essen. Er wird der Führer und Lehrmeister unseres Helden. Mit seiner Hilfe gewinnt er die Zauberin Elena, wird ihr ein ebenbürtiger

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