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Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)

Titel: Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claus Riemann
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Zaubererpartner. Es ist paradox, dass der böse Geist von Anfang bis Ende diesen Namen behält, obwohl er eigentlich die gute, treibende Kraft in dieser Geschichte ist. Er ist die Kraft, die das Böse will und das Gute schafft, könnte man mit Goethe sagen (der übrigens auch Jungfrau war).

Richtig und falsch
    Entwicklung verlangt, sich aus Versteinerung, einer sicheren Festung zu befreien, die Tür aufzumachen, damit der böse Geist aus dem Turm entweichen kann. Für Jungfrau-betonte Menschen ist es wichtig, um ihrer Entwicklung willen so genannte Fehler zu akzeptieren, die sich womöglich im Lauf der Zeit als durchaus nützlich und richtig erweisen.
    Im Märchen gibt es Fehler, die der Entwicklung dienen, und andere, die ins Verderben führen: Das macht die Sache so schwierig, es gibt nicht die immer und überall funktionierende Strategie – wie im richtigen Leben!
    Es gibt eine kleine Geschichte über das Fehlermachen, die hinten und vorne nicht stimmt, weil es zur Zeit von Konfuzius weder Bügeleisen noch Telefone gab, die aber trotzdem aufschlussreich ist. Konfuzius begegnet auf der Straße einem Mann, der zwei verbundene Ohren hat, und fragt ihn, was passiert ist. Der Mann antwortet: »Das kam so: Ich bügelte gerade, und während ich das Bügeleisen in der Hand hatte, klingelte das Telefon, und da habe ich aus Versehen anstelle des Telefonhörers das Bügeleisen ans Ohr gehalten.« »Aber warum hast du dann das andere Ohr auch verbunden?« Sagt der Mann: »Weil der blöde Kerl noch mal angerufen hat.« Da sagt Konfuzius einen schönen Jungfrau-Satz: »Einen Fehler zu machen ist nicht schlimm. Denselben Fehler zweimal zu machen ist allerdings dumm.«
    Die Bereitschaft, Fehler zu machen, muss da sein, sonst kann keine Entwicklung stattfinden. Entwicklung führt immer ins Unbekannte, und die Regeln der unbekannten Welt sind nun mal ebenso unbekannt wie diese Welt. Ohne die Bereitschaft, Fehler zu machen, erstarren wir, versteinern wir, bewachen wir unser Leben lang einen steinernen Turm im Auftrag irgendeines Zaren.
    Ich hörte einmal einen Vortrag von Wolf Büntig, einem bekannten Arzt und Therapeuten, dessen Sonnenstand Jungfrau ist. Er sprach über seine Arbeit mit Krebskranken und Sterbenden, und als hinterher eine Diskussion entstand, fragte ihn ein Pfarrer: »Herr Büntig, ich begleitete neulich eine sterbende krebskranke Frau, und sie fragte: Herr Pfarrer, was habe ich falsch gemacht, dass ich so krank geworden bin? Ich wusste keine Antwort auf diese Frage. Was hätten Sie denn gesagt?« Büntig meinte: »Meine Antwort wäre gewesen: Der einzige Fehler, den du gemacht hast, war, dass du versucht hast, alles richtig zu machen.«
    Bei der Frage nach richtig und falsch muss sich Jungfrau auch auf den Gegenpol Fische beziehen. Fische-Weisheit verkörpert jenen Aspekt des Universums, der sagt, dass Ordnung grundsätzlich vorhanden ist. Die Dinge sind, wie sie sind. Wenn wir das nicht akzeptieren, wollen wir klüger sein als Gott. Das, was wir als Fehler bezeichnen, was wir als richtig, falsch, gut oder nicht gut bezeichnen, sind Wertungen, die in unserem Kopf existieren. Die Realität ist, wie sie ist, und sie ist in Ordnung, weil sie so ist, wie sie ist: Das wäre die Fische-Einstellung zu diesem Thema. Der Widerspruch zwischen den Positionen von Jungfrau und Fische sagt aus, dass Ordnung einerseits geschaffen werden muss, andererseits grundsätzlich vorhanden ist. Die Sonne geht auch auf, wenn du im Bett liegen bleibst, du musst sie nicht den Horizont hochwuchten!

Körperbewusstsein
    Jungfrau ist ein Erdzeichen, und auf den Menschen übertragen, entspricht Erde dem physischen Leib. Die Aufmerksamkeit für diesen physischen Leib ist ein wichtiges Jungfrau-Motiv, schließlich wohnen im Körper auch Krankheit und Tod. Bei Luft-betonten Menschen gibt es oft die Tendenz, quasi »körperlos« zu leben; aus der Sicht des Erdmenschen dagegen ist der Körper heilig, und unser Umgang mit diesem Tempel, etwa die Art, wie wir uns ernähren, ist nicht egal. Du bist dein Körper.
    Körperweisheit wird im Märchen durch das »hilfreiche Tier« dargestellt – und so verschieden Märchen auch sein mögen, eines ist ihnen gemeinsam: Das Tier hat immer Recht! Ob es der Fuchs, der Bär, ein Vogel oder ein Fisch ist, wenn der Märchenheld nicht auf die jeweilige Botschaft hört (z. B. weil es ja »nur« ein Tier ist), hat er schlechte Karten. Übersetzt heißt das: Wenn man nicht bereit ist, auf die Botschaften des Körpers

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