Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
Linie den Mondstand, ist auf Klarheit und Struktur einer »Frau-Holle-Mutter« angewiesen, und wenn diese Mutter nicht sagt, was sie denkt, und nicht tut, was sie sagt, wenn sie nicht einschätzbar, nicht berechenbar ist, können solche Kinder traumatisiert werden. Das kann zu der Grundhaltung führen: »Ich werde nie mehr jemandem vertrauen.«
Noch eine wahre Geschichte: Ein kleiner Junge riss von zu Hause aus, wurde nach Tagen von der Polizei aufgegriffen und den verzweifelten Eltern zurückgebracht. Gefragt, warum er das getan habe, sagte er: »Ich spüre, eure Ehe ist nicht in Ordnung, und ihr werdet euch irgendwann trennen. Und deshalb wollte ich sehen, ob ich im Zweifelsfall auch alleine überleben kann.« Aus so einem Motiv heraus kann also selbst der »brave« Jungfrau-Mond zum Ausreißer werden. Dieser feine Instinkt für das, was in Ordnung ist und was nicht, spielt bei dieser Konstellation schon in der frühen Kindheit eine Rolle und ist wie alles Segen und Fluch gleichzeitig.
Für Männer mit Mond im Zeichen Jungfrau ist das Bild der Gefährtin, der Mutter ihrer Kinder eine Mischung aus der sorgenden Erdmutter, der maternalen Frau und der lebenstüchtigen Amazone. Mehr oder weniger unbewusst werden sie das in den Frauen suchen. Im besten Fall werden sie dies irgendwann auch in sich selbst und für sich selbst entdecken und ihre Erwartungen und Projektionen nicht nur nach außen tragen, sonst besteht die Gefahr, dass sie mit den unberechenbaren Seiten ihrer Partnerin überhaupt nicht zurechtkommen. Wenn eine Zigeunerin, eine Abenteurerin in ihr steckt, die für Spontaneität und Lebenslust sorgt, dann wird diese durch Ängstlichkeit und den Hunger nach Berechenbarkeit erstickt, natürlich immer mit guten, vernünftigen Begründungen. Deshalb ist es wichtig, diese Erdgöttin in sich selbst zu finden, die Goldmarie, die es auch im Mann gibt, und die Partnerin so sein zu lassen, wie sie ist. Das bedeutet auch, den Drachenkampf zu gewinnen und die Frau, mit der man lebt und die man liebt, aus der Höhle zu befreien, die der Mutterdrachen bewacht.
Es gibt auch Männer mit Jungfrau-Mond, die in Beziehungen die Rolle des ewig bemühten Sohnes übernehmen. Mit einer passenden Partnerin, die eine anspruchsvolle, nie zufriedene Seite hat, kann dieser Mann anstellen, was er will, ihr Autos, Häuser, Millionen bieten: Der Kaffee wird nie richtig sein, immer zu heiß oder zu kalt, zu stark oder zu schwach. Und nach dem Motto »mehr desselben«, dem Geheimnis aller Neurosen, wird er vielleicht meinen, mit der nächsten Million würde alles anders. Wenn Männer sich aus der Haltung des bemühten Sohnes nicht herausentwickeln, kann das zu ernsthaften Beziehungsproblemen führen. Häufig suchen diese Männer auch den Typ der Gouvernante als Lebenspartnerin aus, deren hohe Anforderungen sie dann erfüllen müssen.
Im positiven Sinne kann Jungfrau-Mond jedoch echte Fürsorge und Ernsthaftigkeit in eine Beziehung einbringen, gerade da, wo es um die Seelenfamilie geht. Erdmonde haben ein besonders tiefes und selbstverständliches Verantwortungsgefühl, sie verstehen etwas von tätiger Liebe und unsentimentaler Hilfsbereitschaft.
Sonne in Jungfrau
Sonne steht für den inneren König, von dem aus auch die Beziehungen zu äußeren Repräsentanten dieses König-Vater-Archetyps verständlich werden. Hier entsteht das Bild eines zuverlässigen, aufmerksamen, kompetenten Königs, der seinen Job versteht, ein Arbeiter, dem auch Bescheidenheit und wohlverstandenes Dienen nicht fremd sind. Er kümmert sich um seine Untergebenen und sorgt für Ordnung und Gesundheit in seinem Reich, fühlt sich zuständig. Er sitzt nicht mit der Zigarre im Chefsessel, sondern macht anderen vor, wie es geht. Seine Schattenseite ist übermäßige Kontrolle, resultierend aus Lebensängstlichkeit, vor lauter »Pass-auf«-Botschaften kann man in seinem Reich Atembeschwerden bekommen, zittern vor seiner Kritik und Besserwisserei. Ihm ist dann nichts gut genug, er ist Spezialist für das Haar in der Suppe.
Mit diesem Sonnenstand definiert man sich – wie alle Erdzeichen – über eine Aufgabe. Was ist mein Beitrag zu diesem Universum? Im besten Fall erfüllt man diese Aufgabe im Sinne freudvollen Dienens, ob im Kleinen oder im Großen.
Im Osten gibt es viele Weisheitsgeschichten, bei denen der wirkliche Meister der einfache Eselstreiber ist oder der Gärtner. Aus jeder kleinen Handlung eine heilige Handlung zu machen, mit absoluter Aufmerksamkeit,
Weitere Kostenlose Bücher