Der tiefe Brunnen: Astrologie und Märchen (German Edition)
selbst richten, sich selbst vergiften. Heilung bedeutet hier, die Energien, die mit Sexualität zu tun haben, die aus der Unterwelt, aus dem Reich des Schattens kommen, wieder zu versöhnen, zu erlösen, sie mitleben zu lassen.
Der Schatten verwickelt dich ins Leben, hat C. G. Jung gesagt, und er hat auch gesagt: Wenn du erleuchtet werden willst, dann meditiere nicht über Lichtgestalten, sondern hol den Schatten ans Licht. Diese Botschaft ist für Skorpione äußerst wichtig. Dabei kann therapeutische Begleitung helfen, ein Therapeut oder eine Therapeutin, die Hebammenwirkung haben und vermiedene, niedergedrückte, niedergehaltene Energien wiedererwecken, sonst droht Depression, was ja wörtlich nichts anderes heißt als Niederdrücken. Alles, was lebendig ist, jedes lebendige Gefühl ist ein Antidepressivum. Wirklich Depressive haben keine Tränen mehr, keine Wut, keine Sexualität. Sie haben all das niedergedrückt, meist von klein auf, weil sie als Kinder gelernt haben, bestimmte Dinge nicht zu zeigen. Diese Dinge so lange niederzuhalten macht müde und grau; es ist anstrengend, immer die Kellertür zuzuhalten.
Männer mit Skorpion-Mond haben einen direkten Draht zu Hexenfrauen, zu medialen Frauen, die sie in die Geheimnisse der Meditation oder der esoterischen Welt einweihen, die sie an tiefere, echte Gefühle bringen, indem sie sie damit konfrontieren, sie nicht ausweichen lassen. Negativ gesehen erleben solche Männer Frauen oft als dominante Hexen, wie vielleicht die Mutter schon, und bekämpfen sie subtil oder offen, halten sich selbst für unschuldige Opfer der bösen Frauen. Das wäre dann das niederbayerische Traumpaar, über das es heißt: »A so a netter Mo, aber so a Bissgurkn dahoam.« Männer mit Skorpion-Mond mit einer inneren Hexe, die nicht erlöst ist, die nicht bewusst ist, die sie nicht in sich selbst erleben, geraten oft in solche Beziehungsmuster.
Noch eine letzte Anmerkung zu Skorpion-Mond. Die Weisheit dieser Göttin und die Gefühlsweisheit des Skorpions haben auch mit der Notwendigkeit von Schmerzen zu tun, mit dem Bewusstsein, dass jedes Wachstum mit Schmerzen verbunden ist, jede Geburt mit Wehen. Daraus ergibt sich oft ein selbstverständliches Verhältnis zu seelischen oder körperlichen Schmerzen, durch die man gehen muss, und auch eine bestenfalls liebevolle, schlimmstenfalls sadistische Schonungslosigkeit anderen gegenüber. Mein Freund Jens Corssen gibt in seinem Buch Der Selbstentwickler eine schöne Skorpion-Botschaft. »Schmerz, ja sofort!« Wer den Zahnarztbesuch zu lange hinausschiebt, muss fürchterlich büßen. Wer Konflikte zu lange vermeidet, macht sie dadurch erst mächtig. Lao-tse sagt dazu: »Stelle dich dem Schwierigen, solange es noch einfach ist.«
Sonne in Skorpion
Der innere König hat hier den Charakter des Zauberers, des Magiers. Als guter Zauberer, als weißer Magier, ist er der Heiler, der Therapeut, der Schamane, der Geburtshelfer auf jeder Ebene. Er kann die graue Eminenz im Hintergrund sein, der die Fäden zieht, die Knöpfe drückt. Die Schattenseite ist der schwarze Magier, eine mächtige Vatergestalt, die bedrohlich und gewalttätig sein kann und vor der das Kind sich fühlt wie ein Kaninchen vor der Schlange.
Es wird den Vater lieben, wenn er ein guter Zauberer ist, wenn er ihm in den tiefsten Seelennöten zur Seite steht, in den dunkelsten Stunden, wenn er das Kind einweiht, mit in den Dschungel nimmt, ihm zeigt, wie man einen Pfeil schnitzt, einen Büffel erlegt oder wo die Heilkräuter wachsen. Mit einem solchen Vater kann man offen über Geburt, Tod und Sexualität sprechen. All das, was eine gute Skorpion-Mutter ausmacht, gilt auch für Männer und Väter. Wenn das Skorpion-Sonne-Kind später selbst König wird, wird seine Aufgabe darin bestehen, seine spezielle Begabung in Richtung Zauberei und Macht zu entwickeln und als weißer Magier einen liebevollen, verantwortungsvollen Umgang mit dieser Macht zu finden.
Die größte aller Versuchungen und Gefahren für diesen Zauberer ist Macht, das gilt besonders für Menschen, deren Geschichte von Ohnmachtserfahrungen geprägt ist. Der alte Zauberer und Schamane Don Juan hat gesagt: »Auf dem Weg des Kriegers gibt es vier Feinde.« Der erste dieser Feinde ist die Furcht. Wenn du nicht manchmal bereit bist, um des Lebens willen dein Leben zu verlieren, dann entwickelst du dich nicht. Der zweite Feind klingt seltsam, es ist nämlich das Wissen, wenn man also glaubt, schon so schlau zu sein, so viel
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