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0479 - Eine Puppe aus Manhattan

0479 - Eine Puppe aus Manhattan

Titel: 0479 - Eine Puppe aus Manhattan Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Ich habe einen Tip für Sie, Cotton«, versprach der Mann am Telefon. »Eine heiße Sache. Etwas für das FBI, das Gericht und den Henker!«
    Seine Stimme war hell, heiser und erregt. Sie konnte ebensogut einem Zwanzigjährigen wie einem Fünfzigjährigen gehören. Dennoch kam sie mir irgendwie bekannt vor.
    »Warum kommen Sie nicht zu mir in die Dienststelle?« fragte ich den Anrufer.
    »Das fehlte mir gerade noch! Glauben Sie, ich hätte Lust, von gewissen Leuten mit einer MP perforiert zu werden? Sie müssen sich schon zu mir bemühen. Diskret natürlich! Setzen Sie sich eine Brille auf, oder kleben Sie sich einen falschen Bart auf die Oberlippe. Und noch etwas: Kommen Sie allein! Schließlich sind wir alte Bekannte! Ich bin Al Rankins. Sie erinnern sich doch an den alten Al, nehme ich an? Vor vier Jahren haben Sie sich redlich abgestrampelt, um mich auf den Grill zu bringen!«
    »Ich habe dem District Attorney lediglich eine präzise Aufstellung Ihrer Straftaten übergeben«, sagte ich. »Den Rest haben er das Gericht und die Geschworenen besorgt.«
    »Lassen wir das jetzt beiseite«, knurrte der Anrufer. »Ich gebe Ihnen, wie Sie sich denken können, den Tip nicht aus Liebe und Sympathie. Ich möchte, daß Sie sich an dem Fali die Zähne ausbeißen, Cotton. Stück für Stück, und zwar so gründlich, daß für Sie kein Gebiß mehr in Frage kommt!«
    ***
    Ich legte auf. Phil schaute mich prüfend an. Irgend etwas an meinem Gesichtsausdruck weckte seine Neugier. »Das war Al Rankins«, sagte ich. »Er behauptet, einen heißen Tip für mich zu haben.«
    »Bis jetzt hatte er für dich nur heiße Drohungen übrig«, meinte Phil. »Du kennst die Berichte der Revierbeamten. Rankins hat wiederholt in allen möglichen Kneipen verkündet, daß er dich eines Tages umbringen wird.«
    »Er trinkt zuviel«, sagte ich. »Wenn er blau ist, neigt er zum Protzen und Prahlen. Das ist so seine Art. Niemand nimmt das ernst.«
    »Ich traue ihm nicht über den Weg«, meinte Phil. »Als wir vor einigen Jahren die Graves-Gang hochgehen ließen, mußte Rankins für zwei Jahre ins Zuchthaus. Das hat er dir niemals vergessen, Jerry.«
    »Er redet seit seiner Entlassung von Rache und Vergeltung«, nickte ich. »Offenbar glaubt er, sein Ziel mit diesem ,Tip‘ erreichen zu können.«
    »Wirst du ihn besuchen?«
    »Selbstverständlich«, sagte ich und .stand auf. »Die Sache interessiert mich. Vielleicht kann ich Rankins beweisen, daß meine Zähne nicht so wackelig sind, wie er glaubt.«
    Dreißig Minuten später schob sich die geschwindigkeitslüsterne Schnauze meines roten Jaguar in die enge Hampton Road im Stadtteil Bronx. Ich fand eine Parklücke und marschierte dann zur nahen Willis Avenue. Aber ich trug weder eine Brille noch einen falschen Bart.
    Ein asthmatisch ächzender Fahrstuhl brachte mich in ,die dritte Etage des Wohnsilos. Die Tür zu Rankins Apartment war nur angelehnt. Ich klingelte. Aus dem Wohnungsinnern ertönte die helle, heisere Stimme: »Sind Sie‘s, Cotton? Nur immer hereinspaziert!«
    Ich drückte die Tür mit der Fußspitze auf. Im Flur war es stockdunkel. Ich trat über die Schwelle und tastete nach dem Lichtschalter. Ich merkte, daß mich ein warmer, scharfer Atem streifte und wußte plötzlich, daß hier etwas nicht stimmte. Meine Hand zuckte zur Smith and Wesson, doch in diesem Augenblick traf mich etwas am Kopf.
    Ich ging benommen zu Boden, kam aber sofort wieder hoch. Ich erhielt den zweiten Treffer. Es war, als sauste ein Tonnengewicht auf mich herab, dumpf, hart und brutal.
    Mit einem Ruck hatte ich den Kopf in Deckung gebracht und steppte zur Seite. Gleich darauf schoß ich meine erste Gerade in die Dunkelheit. Ich hörte einen unterdrückten Fluch und wußte, daß ich gut getroffen hatte. Im nächsten Moment umspannten mich von hinten zwei kräftige Arme. Ich keilte aus und versuchte mich zu befreien, aber es gelang einfach nicht.
    Dann traf mich etwas an der Schläfe. Fast gleichzeitig mußte ich einen Punch hinnehmen, der mir die Existenz meines Magens schmerzlich zu Bewußtsein brachte. Meine Knie wurden wie Gummi, ich sackte zu Boden.
    Vergeblich krallte ich die Nägel in das glatte Linoleum des Bodens und versuchte, die elende Schwäche abzuschütteln. Meine Gedanken kribbelten durcheinander wie aufgescheuchte Ameisen; verzweifelt suchten sie nach dem richtigen Weg. Wieder traf mich der harte, stumpfe Gegenstand am Schädel.
    Ich stemmte mich hoch, fest entschlossen, meine Haut so teuer wie

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