Der Tierarzt kommt
fix und fertig!«
»Ach, das weiß ich auch, aber was nützt es mir, wenn ich das Zeug nicht in die Kuh kriege?« sagte ich gereizt.
»Ach Quatsch, James!« Siegfrieds Miene wurde ernst. »Sie brauchen sich nur ein bißchen Mühe zu geben. Ich finde, daß Ihre Hartnäckigkeit von einer recht reaktionären Einstellung zeugt. Wir müssen mit der Zeit gehen, und jedesmal, wenn Sie veraltete Methoden anwenden, machen Sie einen Schritt zurück.«
Wir standen uns wie schon oft Auge in Auge gegenüber und konnten uns nicht einigen. Da lächelte er plötzlich. »Schauen Sie, Sie gehen doch jetzt zu dieser Kuh mit Milchfieber, die ich bei John Tillot behandelt habe. Wie ich höre, ist es noch nicht vorüber.«
»Das stimmt.«
»Dann tun Sie mir doch bitte den Gefallen und probieren bei ihr eine dieser neuen Packungen aus.«
Ich dachte einen Augenblick nach. »Na schön, Siegfried, ich werde es noch einmal versuchen.«
Als ich auf dem Bauernhof ankam, fand ich die Kuh behaglich auf einer Wiese inmitten gelber Butterblumen liegen.
»Sie hat ein paarmal versucht, auf die Beine zu kommen«, sagte der Bauer. »Aber sie schafft es noch nicht.«
»Sie braucht wahrscheinlich noch eine Spritze.« Ich ging an meinen Wagen, mit dem ich über das Feld geholpert war, und nahm eine der Plastikpackungen aus dem Kofferraum.
Mr. Tillot runzelte die Stirn, als er mich zurückkommen sah. »Ist das eins von diesen neuen Dingern?«
»Ja, Mr. Tillot, die allerneueste Erfindung. Völlig keimfrei und sterilisiert.«
»Es ist mir egal, was es ist, aber ich mag es nicht!«
»Sie mögen es nicht?«
»Nein.«
»Und... warum nicht?«
»Das kann ich Ihnen sagen. Mr. Farnon hat heute früh so ein Ding benutzt. Ein Teil des Zeugs ist mir ins Auge gespritzt, ein anderer in sein Ohr und der Rest auf seine Hosen. Ich glaube nicht, daß die Kuh auch nur einen Tropfen abbekommen hat!«
Ich erinnere mich noch an ein anderes Mal, als Siegfried mich ins Gebet nahm. Ein Rentner brachte einen kleinen Hund, eine Promenadenmischung, in die Praxis. Ich wies auf den Behandlungstisch.
»Setzen Sie ihn bitte hinauf«, sagte ich.
Der alte Mann bückte sich langsam, stöhnte und ächzte.
»Einen Augenblick.« Ich tippte ihm auf die Schulter. »Lassen Sie mich das machen.«
»Vielen Dank.« Der Mann richtete sich auf und rieb sich am Bein und am Rücken. »Ich habe eine böse Arthritis, und das Heben fällt mir schwer. Mein Name ist Bailey und ich lebe im Altersheim.«
»Gut, Mr. Bailey. Was hat er denn?«
»Es ist der Husten. Hat ihn ständig. Und dann krächzt er so.«
»Wie alt ist er denn?«
»Letzten Monat war er zehn Jahre alt.«
»Ja...«
Ich maß die Temperatur und tastete die Brust ab. Als ich das Stethoskop an die Rippen ansetzte, kam Siegfried herein und kramte im Schrank herum.
»Es ist eine chronische Bronchitis, Mr. Bailey«, sagte ich. »Das kommt oft bei alten Hunden vor, genau wie bei alten Menschen.«
Er lachte. »Tja, ich kann auch manchmal fast kaum schnaufen.«
»Sehen Sie, aber sonst geht es Ihnen doch nicht schlecht, oder?«
»Nein, nein.«
»Und dasselbe trifft auf Ihren Hund zu. Ich gebe ihm eine Spritze und ein paar Pillen, die ihm sicher helfen werden. Den Husten wird er leider wohl nie ganz los werden, aber falls es schlimmer werden sollte, bringen Sie ihn wieder.«
Er nickte eifrig. »Vielen herzlichen Dank, Herr Doktor.«
Während Siegfried im Schrank rumorte, gab ich dem Hund die Spritze. Dann packte ich zwanzig der neuen M + B-693-Pillen in eine Schachtel.
Der alte Mann betrachtete sie mit großem Interesse und steckte sie in die Tasche. »Und was schulde ich Ihnen nun, Mr. Herriot?«
Ich sah auf die ramponierte, aber sorgfältig geknüpfte Krawatte auf dem ausgefransten Hemdenkragen und die alte fadenscheinige Jacke. Die Hosen waren am Knie geflickt, aber an einer Stelle sah ich die Haut durch den Stoff schimmern.
»Ach lassen Sie nur, Mr. Bailey. Schauen Sie zu, daß er sich erholt.«
»Wie bitte?«
»Es kostet nichts.«
»Aber...«
»Machen Sie sich nur keine Sorgen – es ist ja nichts. Geben Sie ihm regelmäßig die Pillen.«
»Das ist wirklich sehr liebenswürdig von Ihnen. Ich hätte nie erwartet...«
»Ich weiß, Mr. Bailey. Auf Wiedersehen, und bringen Sie ihn wieder her, falls es ihm in den nächsten Tagen nicht entschieden besser geht.«
Kaum waren die Schritte des alten Mannes im Flur verhallt, als Siegfried aus dem Schrank auftauchte. Er streckte mir eine Zahnzange für Pferde
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