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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Wellen?
    So genau war es für mich nicht zu erkennen. Wichtiger im Augenblick war Freya.
    Deren Unruhe wuchs. Sie redete ziemlich laut. Vielleicht wollte sie sich Mut machen; wer konnte das schon wissen? Sie schüttelte auch einige Male den Kopf, blickte mich an, fuchtelte mit dem Schwert und richtete ihr Augenmerk schließlich auf die Voodoo-Puppe.
    Beim ersten Hinsehen konnte ich keine Veränderung bei ihr feststellen. Sie stand noch immer starr, und Freya schleuderte plötzlich die Waffe weg, als wäre ihr diese zu schwer geworden. Dann lief sie auf die Puppe zu, packte sie mit beiden Händen und hob sie hoch. Was hatte sie vor?
    Mit langen Schritten hetzte sie von mir weg und tauchte in der Dunkelheit unter.
    Warum hatte sie mich allein gelassen? Ich freute mich darüber. Der Wille, der Lebensmut waren zurückgekehrt. Ich würde es ihr zeigen, das stand für mich fest.
    Um mich kümmerte sie sich nicht mehr. Ich hörte sie, konnte anhand der Geräusche aber nicht erkennen, was sie tat. Dumpfe, klatschende Laute drangen an meine Ohren. Zudem quälten mich andere Sorgen. Ich wollte endlich diese verdammte Lähmung überwinden.
    In meinem Kopf tobte ein Gewitter, so hatte ich zumindest den Eindruck. Aber die Stiche ließen sich ertragen.
    Viel wichtiger war die Reaktion meiner Glieder, in denen sich Kraftlosigkeit ausgebreitet hatte. Für mich war es nicht einfach, auf die Füße zu kommen.
    Zuerst kroch ich auf Händen und Knien. Neben dem toten Clive Braddock ruhte ich mich aus. Dieser Fall würde mir unvergeßlich bleiben, vorausgesetzt, ich schaffte es, zu überleben. Die Wikinger waren als wildes, kämpf-und mordlüsternes Volk in die Geschichte eingegangen. Ich hatte hautnah diesen Tod aus dem Norden erlebt und konnte bestätigen, daß sich die Historiker nicht geirrt hatten.
    Trotz der Kälte schwitzte ich. Mein Kopf fühlte sich so heiß an, als hätte ich Fieber. Als ich auf die Beine kam und dabei zuviel Schwung genommen hatte, drehte sich der Boden im Kreis. Soeben noch konnte ich mich halten, taumelte zur Seite, fing mich wieder und atmete tief durch.
    Okay, es klappte. Ich blieb zumindest auf den Beinen, und meine Waffen trug ich ebenfalls.
    Wenn Freya jetzt kam, würde ich ihr anders gegenüberstehen als vorhin. Ich hatte jetzt eher eine Chance.
    Ich sah die Frau nicht. Aber dafür starrte ich auf das leere Gestell. Weshalb hatte sie die Mumie oder Puppe mitgenommen? Sicherlich nicht, um mit ihrzu spielen.
    Ich wußte, in welcher Richtung sie sich abgesetzt hatte, und ging ebenfalls dorthin.
    Fast wäre mir der Vergleich mit einem historischen Schlachtfeld in den Sinn gekommen, als ich die ersten Schritte durch die Finsternis ging. Die Feuer gaben nicht mehr den Schein ab wie sonst. Sie waren ziemlich heruntergebrannt und bekamen auch keinen Nachschub an Holz mehr. Trotzdem beleuchteten sie ein schreckliches Bild. Kein Wikinger hatte überlebt. Die meisten von ihnen hatten noch ihre Messer in den Händen, mit denen sie sich selbst gerichtet hatten.
    Ich versuchte, möglichst an ihnen vorbeizuschauen, und suchte die Frau oder Tochter des Anführers.
    War der Grausame Leif auch tot? Hatte er sich ebenfalls geopfert?
    Ich hatte ihn unter den Toten nicht entdecken können. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig.
    Kalt blies mir der Wind ins Gesicht. Er durchdrang die feuchte Kleidung und hinterließ auf meinem Körper eine Gänsehaut. Ich kam näher an Freya heran, denn ich hörte sie schon reden. Sie sprach mit sich selbst, oder unterhielt sie sich mit einem anderen?
    Mit einer müden Bewegung wischte ich über meine Augen, ging weiter und hatte sogar die Beretta gezogen, weil ich mit der Kugel schneller sein wollte, als die Frau mit dem Schwert.
    Dann sah ich sie.
    Freya war nicht mehr allein. Sie stand mit jemandem zusammen, dessen Helm mir schon bei der ersten Begegnung aufgefallen war. Leif, der Grausame, redete mit ihr.
    Die Puppe entdeckte ich nicht. War sie zerstört oder an einen anderen Platz gebracht worden?
    Ich schlug einen kleinen Bogen und duckte mich dabei. Wenn eben möglich, wollte ich sehr spät gesehen werden.
    Die beiden ließ ich nicht aus den Augen. Bei Leif fiel die Bewegung auf. Ich hatte sie noch in guter Erinnerung, denn auch die anderen Wikinger hatten so gehandelt.
    Der Griff zur Kehle, der schnelle Schnitt…
    Alles lief in einer winzigen Zeitspanne ab. Dann kippte der Körper des Anführers nach hinten.
    Ich stand auf der Stelle und hatte die Augen geschlossen. Es

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