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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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er Familie hat?«
    »In Seabrake. Frau und Kinder. Denen ist aber nichts passiert. Ich konnte nicht mehr weiterfragen, er war nicht in der Lage, mir Antworten zu geben.«
    »Klar.« Ich ging und blieb vor dem alten Tisch stehen, an dem Clive Braddock noch immer hockte. Er mußte mich sehen, nur nahm er mich nicht zur Kenntnis. Seine Pupillen waren glanzlos. Auch als ich ihn berührte, zuckte er nicht einmal zusammen. Kurzentschlossen löschte ich die Kerzen, bis auf zwei. Über den Raum legte sich eine flackernde Düsternis, und die kleinen Fensteröffnungen brachten auch kaum Licht.
    »Mr. Braddock«, sprach ich ihn leise an. »Es wäre für Sie besser, wenn Sie mit uns kämen.«
    »Wohin?«
    »Nach Hause, nach…«
    »Da sind sie auch!« flüsterte er tonlos. »Sie sind überall. Sie kamen aus den Wolken und brachten das Grauen. Unser Pfarrer erzählte, daß sie der Orkan aus den Schlünden der Hölle in diese Welt getrieben hat. Ja, das erzählte er.«
    »Haben Sie das geglaubt?«
    »Was sonst?«
    »Dann werden wir mit dem Pfarrer reden.«
    Allmählich löste sich der Schock. Er strich über seine Stirn. »Beide sind sie tot«, sagte er. »Meine Eltern haben hier gelebt. Ich wollte nur nach ihnen sehen, jetzt sind sie…«
    »Wir bekommen die Mörder.«
    Er drehte mir seinen Kopf zu. Dann schaute er mich mit einem Blick an, der mir schon unangenehm war, denn es war zu erkennen, daß er mich für einen Spinner hielt.
    »Hier können Sie jedenfalls nicht bleiben, Mr. Braddock, tut mir leid.«
    »Sie sind fremd.«
    »Sicher.«
    »Dann werden Sie vielleicht einen Rat annehmen. Verschwinden Sie am besten. Die Gefahr ist zu groß.«
    »Vielleicht sind wir gerade ihretwegen gekommen«, sagte Suko, der unserem Gespräch gefolgt war.
    Braddock gab keine Antwort. Er stand auf und holte seine dicke Jacke von einem Haken. Dabei vermied er es, einen Blick auf seine tote Mutter zu werfen.
    »Das hat ja einigermaßen geklappt«, flüsterte Suko. »Es bleibt nur noch zu hoffen, daß wir nicht wegfliegen.«
    Braddock drehte sich. »Wenn wir nach Seabrake fahren, müssen wir an der Küste vorbei. Die Straße ist überschwemmt. Wasser, Schlamm und Geröll liegen dort.«
    »Also unpassierbar?« fragte Suko.
    »Bestim nit.«
    Ich schenkte Braddock ein freundliches Lächeln. »Lassen wir es darauf ankommen.«
    Er sagte nichts mehr. Vor mir stand ein gebrochener Mann, der in wenigen Minuten gealtert war. Sein braunes Haar hing wirr in die Stirn. Im Nacken wuchs es wie ein dichter Pelz. Die Nase saß etwas schief in seinem aufgequollenem Gesicht, das noch von den Tränenspuren gezeichnet war. Mit der Zungenspitze fuhr er nervös über seine Lippen. Die Hände mit den klobigen Fingern schlossen sich zu Fäusten und öffneten sich ebenso schnell wieder.
    Suko umfaßte mit seiner Hand Braddocks Arm. Er wollte den Mann zur Tür führen.
    Ich hatte die letzten Flammen gelöscht und war schon vorgegangen. Die Leichen mußten ebenfalls abgeholt werden. Das allerdings konnte bei diesem Orkan dauern.
    Ich wußte, daß es Überschwemmungen gegeben hatte. Glücklicherweise nicht in dieser Gegend. Wir durften nicht klagen, weil wir uns noch relativ gut bewegen konnten.
    Ich zerrte die Tür auf.
    Sofort packte mich der Sturm. Er tobte heulend um meinen Kopf. Unzählige unsichtbare Hände griffen in mein Haar, als wollten sie es mir von der Kopfhaut zerren. Der Wind biß in mein Gesicht und brannte in den Augen, die schnell anfingen zu tränen.
    Das alles kümmerte mich nicht, denn ich starrte nur auf den Gegenstand, der etwa in der Höhe der Straße einen Yard über dem Asphaltbelag schwebte und sich einen Teufel um den Orkan kümmerte. Es war das Schiff der Wikinger!
    Sie hatten die Toten in Särge gelegt und diese in die Kirche gestellt, die zu einem Ort der Trauer geworden war. Reverend Castor hatte Mühe gehabt, die Menschen zurück in ihre Häuser zu bitten, denn viele wollten Totenwache halten.
    Vier Leichen lagen in der Kirche. Unter anderem auch der Konstabler des Ortes. Ein Baumast hatte ihn mit mörderischer Wucht getroffen und erschlagen. Kurz vor seinem Ende hatte er noch eine Alarmmeldung nach London abgeben können, danach war er dann gestorben. Der Orkan tobte noch immer. Was nicht niet-und nagelfest war, hatte dem mächtigen Wind nicht trotzen kein neu und war einfach fortgerissen worden. Viele Häuser standen nur mehr zur Hälfte. Bei anderen waren Dächer weggeflogen, Scheiben eingedrückt und Mauerwerk eingestürzt, als hätten die

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