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Der Tod aus dem Norden

Der Tod aus dem Norden

Titel: Der Tod aus dem Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wir an der Küste.«
    »Okay.« Ich gab wieder Gas. Schon oft hatten wir uns in dieser Gegend befunden, aber das Meer bei einem derartigen Orkan zu erleben, war uns bisher nicht vergönnt gewesen. Da verwandelte sich die See tatsächlich in eine kochende Hölle.
    Noch mußten wir fahren. Der Regen hatte aufgehört. Die Luft schien uns glasklar zu sein. Wenn das Grau der Wolkendecke aufriß, erfaßten unsere Blicke die gesamte Weite des vor uns liegenden Landes. Seine Formation änderte sich etwas. Es blieb nicht mehr so eben. Wir schauten zwar auf keine Berge, doch es gab unzählige Hügel, die der Gegend einen Mittelgebirgscharakter verliehen. Auch Gebäude konnten wir sehen. Mehr Schuppen oder Scheunen als Häuser, die dem Sturm schutzlos ausgeliefert waren und dementsprechend aussahen.
    Dächer waren zum Teil abgedeckt. Der Orkan hatte Stücke von ihnen wie mit einer Riesenhand einfach weggeputzt. Zwei andere Schuppen waren komplett zerstört worden. Was übrig geblieben war, verteilte sich in einem großen Umkreis.
    Das Haus nahe der Straße stand noch. Seine Mauern waren aus dicken Steinen errichtet worden. Darüber befand sich das mit Reet gedeckte Dach, das auch gehalten hatte, aber jetzt aussah wie eine völlig zerwühlte Frisur. Wir wären vorbeigefahren, hätte uns nicht das Licht aufmerksam werden lassen, das hinter den Scheiben tanzte.
    »Da wohnt jemand«, sagte Suko.
    Ich ging bereits vom Gas und ließ den Rover ausrollen. »Den werden wir uns ansehen.«
    »Vielleicht weiß er mehr über die Wikinger.«
    Von der Straße ab führte ein schmaler Weg zum Haus. Er war mit Gras bewachsen, aber auch mit vom Sturm losgerissenen Ästen und Zweigen übersät.
    Eine ungastliche Stätte, besonders bei diesem Wetter. Ich parkte den Rover ein Stück vom Haus entfernt. Wir stiegen aus, duckten uns tief und liefen der Haustür entgegen, die glücklicherweise noch vorhanden war. Sie hatte dem Winddruck standgehalten.
    Der Orkan pfiff um die Hausecken. Ergab Geräusche von sich, die mich an das hohl klingende Pfeifen einer alten Panflöte erinnerten. Suko war bis zur Scheibe vorgegangen. Ich duckte mich und wurde laufend von Strohstücken getroffen, die der Sturm aus dem Reetdach löste. Irgendwann würde er das ganze Dach abgedeckt haben.
    »Hast du jemanden gesehen, Suko?« brüllte ich gegen den Sturm an.
    »Nein.« Suko kam auf mich zu. Ich war vor der Haustür stehengeblieben, wo weder eine Klingel noch ein Klopfer vorhanden waren. Deshalb rammte ich die Tür kurzerhand auf. Da der Wind genau in diese Richtung blies, hatte ich Mühe, die Klinke zu halten. Der Sturm fand freie Bahn. Das Licht flackerte, einige Kerzenflammen verlöschten, und dann war auch schon Suko im Haus und hatte die Tür zugerammt.
    »Wenn ihr weitergeht, kille ich euch!«
    Mit dieser Begrüßung hatte keiner von uns gerechnet. Die Stimme des Mannes hörte sich an, als verstünde er keinen Spaß. Wir sahen ihn links von uns. Dort befand sich der wohl einzige Raum. In ihm wurde gekocht, geschlafen und gewohnt.
    Der Mann hockte an einem Tisch. Im Hintergrund brannten noch einige Kerzen. Der Kamin war kalt.
    Das Gewehr hatte der Mann aufgestützt. Eine alte Jagdflinte, ziemlich schwer. Das schwarze Mündungsloch bewegte sich zitternd, zeigte einmal aul muh, dann auf Suko.
    Beide hatten wir sicherheitshalber die Hände erhoben. Der Mann war in der Dunkelheit schwer zu erkennen. »Was wollt ihr liier?«
    »Wir sahen Licht«, sagte Suko.
    »Na und?«
    »Da hatten wir eben das Gefühl, nachschauen zu müssen.«
    Die Erwiderung blieb aus. Wir hörten ihn schwer atmen. »Dann… dann gehört ihr nicht zu denen?«
    »Wie meinen Sie das?« fragte ich.
    »Die Gestalten, die aussahen wie Wikinger. Verdammt, sie waren hier, Sie haben…« Er konnte nicht weitersprechen. Die Waffe war zu schwer für ihn geworden. Zuerst zitterte sie nur, dann schwankte sie und fiel schließlich auf die Tischplatte, über deren Kante sie hinwegrutschte und auf dem Steinfußboden liegenblieb.
    Der Mann weinte. Er saß steif am Tisch. Aus seinen Augen flössen die Tränen wie Rinnsale, der Mund zuckte. Dann senkte er sehr, sehr langsam den Kopf und vergrub sein Gesicht in den auf dem Tisch liegenden angewinkelten Armen. Wir schauten uns an. Dieser Mensch mußte Schlimmes erlebt haben, daß er so reagierte. Obwohl draußen der Orkan wütend tobte, kam es uns hier im Haus still vor. Von zwei Seiten näherten wir uns dem Weinenden. Neben ihm stoppten wir.
    »Wollen Sie uns nicht

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