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Der Tod des Maerchenprinzen

Der Tod des Maerchenprinzen

Titel: Der Tod des Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Svende Merian
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zu, von denen ich nur die Hälfte verstehe, rein akustisch. Verdammt, nicht durch ewige Nachfragerei die Romantik stören.
    Hat er mir eben gesagt, ich sei schön? Was anderes kann das nicht geheißen haben. Aber wieso sagt der mir, daß ich schön bin? Ich muß das falsch verstanden haben! Recht hätte er ja, ich find mich auch schön. Aber wieso sagt der mir das? Hab ich doch was Falsches verstanden? Ich kann doch jetzt nicht: «Wie bitte?» fragen. So was Blödes!

    Ich blicke verstohlen auf die Uhr, weil ich noch mit Gabi verabredet bin. Und er auch gesagt hat, daß er noch Flugblätter verteilen muß. Ich frage ihn, wann er denn seinen Termin hat.
    «Ich will aber noch nicht weg hier», ist seine Antwort. Der sagt nicht: Ich möchte jetzt mit dir nach Hause. Ich möchte jetzt mit dir schlafen. — Der sagt, daß er hier mit mir liegen bleiben und schmusen will, obwohl — ich könnte jetzt sogar schon mit ihm schlafen. Ich möchte auch mit ihm schlafen. Aber es ist mir egal. Es braucht nicht jetzt zu sein. Ich kann mir Zeit lassen und weiß, daß ich’s machen kann, wenn ich will. Daß ich bei diesem Typ nie die Angst zu haben brauche, daß es ihm nicht schnell genug geht.
    Das ist doch gar kein Mann. Das ist doch wirklich ein Märchenprinz.

    Als wir aufstehen, um zu gehen, verziehe ich mich erst mal ins Gebüsch, weil ich pinkeln muß. Ich kann gar nicht pinkeln. Bin noch viel zu aufgeregt. Stelle fest, daß ich vor Nässe fast zerflossen bin.
    Als ich wiederkomme, steht er da immer noch. Er ist noch da. Es gibt ihn wirklich. Ich habe nicht geträumt. Er steht da mit meiner Tasche. Wartet auf mich. Lächelt. Umarmt mich. Nimmt mich auf sein Pferd und...

    Nein. Wir müssen schon zu Fuß gehen.
    Plötzlich fängt er unaufgefordert an zu erzählen, wie er sich eine «Beziehung» vorstellt. Redet was von Freiheit. (Wenn Männer reden, ist jedes dritte Wort «Freiheit».) Und nach der Freiheit kommt dann: «Ich bin schon für ’ne intensive Beziehung. Aber das wirst du schon noch sehen.»

    Wieso werd ich das schon noch sehen? Wieso geht der Typ davon aus, daß ich ’ne «Beziehung» mit ihm will? (Will ich ja, aber — der kann mich ja vielleicht auch mal fragen...)
    So was sollte frau sich mal erlauben, ’ne Stunde mit ’nem Typen auf der Wiese rumschmusen und dann plötzlich von Beziehung reden. Die sicherste Methode, den Typen zu verscheuchen, auch wenn er vielleicht selber wollte. Der Typ säße garantiert verängstigt hinter dem nächsten Busch und würde was erzählen, wobei jedes dritte Wort «Freiheit» wäre. Aber Mann ist eben nicht Frau und kann sich so was erlauben, ohne daß frau wegläuft. Und das Ganze nennt sich dann Selbstbewußtsein. Verdammt, worauf soll ich denn dieses Selbstbewußtsein aufbauen können? Auf den — zig Typen, die mich zum einmaligen Gebrauch benutzt haben und mir dann was von Fixierung und bürgerlichen Besitzansprüchen erzählt haben?
    Wir gehen den ganzen langen Weg zu Fuß zurück. Bleiben oft stehen. Um uns immer wieder zu streicheln. Zu küssen. Uns in die Augen zu sehen. Seine Augen, die ich nicht beschreiben kann. Aber sie gehören zu den schönsten Dingen, die ich je gesehen habe. Ich habe noch nie in solche Augen gesehen.
    Plötzlich sagt er: «Gleich kommt der Abschied — und ich will es gar nicht.» Ich frage: «Wieso?» und meine natürlich, wieso der Abschied kommt, weil ich die Gegend nicht kenne. Er versteht mich falsch, ist empört: «Wieso?!» sagt er empört. (Wie kannst du mich fragen, wieso ich den Abschied nicht will?) «Ich mein doch wieso, wo sind wir denn?»

    Als wir uns umarmen, sagt er: «Ich möchte ganz in dich reinkriechen.» — Reinkriechen... Männer sind alle gleich. Wenn sie mich wirklich gern mögen, wollen sie immer in mich reinkriechen. Ich bin der Wärmespender, der Mutterschoß. Ich nehme sie auf, gebe Geborgenheit.

    Verdammt, ist mir das alles klar. Über ’n Kopf! Ideologie, gegen die ich mich wehren müßte? — Ich wehre mich nicht. Ich freue mich sogar unendlich, daß er das gesagt hat. Obwohl ich leise schmunzel und denke: Typisch Mann!

    Aber mein Schmunzeln wird zum Lächeln. Ich bin glücklich. Glücklich, weil er in mich reinkriechen will. Ich darf zu jemanndem lieb sein, den ich lieb habe. — Ich habe diesen Menschen lieb, den ich erst zwei Stunden kenne.

    Dann sagt er, daß er die nächsten fünf Tage keine Zeit hat, weil er am Wochenende nach Brokdorf fährt. «Und heute abend ? Nach dem Termin?» frage ich, sehe

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