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Der Tod des Zauberers

Der Tod des Zauberers

Titel: Der Tod des Zauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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verheiratet zu sein, die ihm je begegnen könne. Und wahrhaftig, ich kannte sie nun länger als fünfzehn Jahre, aber sie hatte mit jedem Jahr, das sie seitdem älter geworden war, an Schönheit, Anmut und Eleganz der Erscheinung gewonnen.
    Als ich in ihr Zimmer trat, kam sie mir entgegen, ein wenig matt, als hätte sie eine große körperliche Anstrengung hinter sich; matt und schlaff war auch der Händedruck, mit dem sie mich begrüßte. Aber dennoch war ich, wie immer, wenn ich ihr begegnete, von ihrer Erscheinung und ihrem Wesen tief beeindruckt. Das Licht schimmerte in ihrem dunkelblonden Haar, das, von frühen weißen Fäden durchzogen, silbern überstäubt wirkte. Ja, sie sah aus, als hätte sie in den letzten Nächten kaum ein Auge zugemacht. Aber es war nicht einmal dieser Ausdruck völliger Erschöpfung, der mir an ihr auffiel, es erschreckte mich, daß aus ihren Augen eine geradezu panische Angst flackerte. Sie machte den Eindruck eines Menschen, der sich bei einer gefährlichen Bergtour, von Dunkelheit und Nebel überrascht, verstiegen hatte und nun hilflos in der Wand hing. Sie wirkte so verstört, daß ich im ersten Augenblick glaubte, sie hätte soeben mit der Klinik telefoniert und von dort die Nachricht erhalten, es gehe mit Stephan Textor zu Ende.
    »Haben Sie eine schlimme Nachricht erhalten, Vicky?« fragte ich mit einem ängstlichen Blick auf das Telefon.
    Sie schüttelte den Kopf, ihre Stimme kam klein und kraftlos: »Nein, im Gegenteil, die Ärzte machen mir Mut. Es scheint jetzt sicher zu sein, daß das Rückenmark nicht verletzt und daß auch kein Bluterguß vorhanden ist. Professor Salfrank hat mir mitgeteilt, Stephan wäre punktiert worden... Ich glaube, daß es eine scheußliche Quälerei gewesen ist. Aber es war wohl nötig. Man hat den Liquor im Rückenmarkskanal durch irgendwelche Kontrastflüssigkeiten ersetzt, um festzustellen, ob sich im Röntgenbild Stauungen zeigen. Und das scheint Gott sei Dank nicht der Fall zu sein.«
    »Das ist wirklich eine gute Nachricht!«
    »Ist das Ihre ehrliche Meinung, Paul?«
    »Sie wissen doch, Vicky, daß ich medizinisch nicht ganz unbeschlagen bin. Wenn das Röntgenbild keine Stauungen der Kontrastflüssigkeit zeigt, dann bedeutet das mit Sicherheit, daß das Mark höchstens leicht gequetscht, nie aber durch einen Wirbelbruch verletzt worden sein kann. Und das bedeutet, daß Stephan ohne Lähmung davonkommen wird. Was sagt Salfrank sonst?«
    »Er ist sehr vorsichtig, aber ich habe doch den Eindruck, daß er von Stephans völliger Wiederherstellung überzeugt ist.«
    Ich ließ mich auf einem steifen und nicht gerade bequemen, aber garantiert echt gotischen Armsessel nieder. »Also im großen und ganzen gute Nachrichten, nicht wahr? Um so weniger verstehe ich, warum Sie so verstört und niedergeschlagen aussehen, Vicky. Haben Sie Sorgen, die ich Ihnen abnehmen kann?«
    Sie saß mir gegenüber, ihr Gesicht lag im Schatten, sie schüttelte den Kopf: »Nein, Paul, ich bin nur müde. In den letzten Nächten haben mir nicht einmal die Schlafmittel geholfen...«
    Das mochte wahr sein, aber wie sie es mir sagte, klang es, als bäte sie mich, sie endlich allein zu lassen.
    »Haben Sie mit Stephan schon gesprochen?«
    »Nein, und ich fürchte auch, daß es noch ziemlich lange dauern wird. Ich habe ihn nur flüchtig gesehen, und ich glaube nicht, daß er mich erkannt hat. Die Gehirnerschütterung war sehr schwer. Er war zwei Tage völlig bewußtlos. Auch gestern stand er noch unter der Schockwirkung des Unfalls und war gänzlich apathisch. Und heute sagte mir Professor Salfrank, Stephan sei sehr merkwürdig; es sei, als sträube er sich mit aller Gewalt dagegen, den Versicherungen der Ärzte zu glauben, er würde wieder gesund werden.«
    Ich sah sie einigermaßen ungläubig an: »Stephan mutlos? Nun, ich finde, das paßt so wenig zu ihm, daß ich es kaum glauben kann.«

    »Es ist aber so«, sagte sie gequält, »und das ängstigt mich am meisten. Es ist kein Funke Energie in ihm.«
    Sie schloß die Augen und senkte den Kopf. Unser kurzes Gespräch, das von langen Pausen unterbrochen worden war, versickerte endgültig. Ich dachte an den Auftrag, den Alexander mir mitgegeben hatte, aber es schien der ungünstigste Zeitpunkt zu sein, mich seiner zu entledigen. Zu meiner Überraschung kam sie in dem Augenblick, in dem ich mich erheben und verabschieden wollte, selber darauf zu sprechen.
    »Ich habe Alex telegrafisch heimgerufen...«
    »Ich weiß es, Vicky, ich habe

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