Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
also. Natürlich wird sich kaum etwas davon leicht beweisen lassen, und wozu auch? Was ich von mir gebe, ist größtenteils Spekulation. Pete hat seinen abgeschlossenen Fall, und falls Sie alles noch mal von neuem aufrühren wollen, werden Sie nichts bezwecken, außer ihn oder sich selbst zum Narren zu machen.
Ich nehme an, Sie könnten diese kleine Aussage von mir als Indiz für alles x-Beliebige verwenden. Würde sie vor Gericht anerkannt werden? Ich weiß es nicht, aber falls dem so wäre, würde es bedeuten, dass alles, was Sie Mildred anvertraut haben (der Name gefällt mir übrigens sehr), ebenfalls vor Gericht anerkannt würde. Vorausgesetzt, jemand hat eine Kopie davon und einen Grund, sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Unsere privaten Gedanken können ja so peinlich sein, ganz zu schweigen von der Enthüllung all der kleinen Abkürzungen, die wir genommen, den kleinen Vergnügungen, denen wir uns hingegeben haben. Ich muss sagen, Andy, Sie haben mich überrascht, dass Sie Mildred im Spülkasten versteckt haben! Mal abgesehen von der Demütigung, die Sie ihr damit zugefügt haben, sind wir heutzutage durch das Fernsehen so sehr über die Kriminalität unterrichtet, dass jeder dort als Erstes nachsehen würde.
Aber Sie müssen sich keine Sorgen um sie machen. Sie ist in Sicherheit. Und um mich auch nicht. Durch ein Wunder in meiner Gesundheit wiederhergestellt (und es war ein Wunder, Andy; nur das Timing war ein wenig daneben), werde ich so schnell nicht vergessen, dass ich Gott ein Leben schulde. Ich habe meine literarische Arbeit, ich habe meine Third-Thought-Berufung, ich habe an meiner Seite die Frau, die ich liebe – welche Gefahr kann ich für die Welt im Allgemeinen und für Sie im Besonderen also schon darstellen? Wie Scrooge bin ich ein bekehrter Sünder. Mein Name wird zukünftigen Generationen vielleicht ein Synonym für Wohltätigkeit und Großmut sein!
So weit, so gut, Andy. Sagen Sie Peter, ich werde ihn bald besuchen, damit sich die liebe Rosie mit eigenen Augen davon überzeugen kann, dass ich noch immer derselbe aufrechte junge Mann wie immer bin!
Werden sich unsere Wege wieder kreuzen?
Natürlich, in diesem Leben oder im nächsten.
Ich will also nicht mit einem endgültigen Adieu schließen, sondern mit einem hoffnungsfrohen Auf Wiedersehen!
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Seien Sie klug, liebster Andy, und lassen Sie jene in Ruhe, die rechtschaffen sein werden!
Slainte!
3
A ndy Dalziel marschierte dreimal im Uhrzeigersinn durchs Zimmer, dann dreimal gegen den Uhrzeiger.
Das hatte keinerlei abergläubische Bedeutung, sondern zeugte nur von dem Mahlstrom widerstreitender Gefühle, der in ihm wütete.
Wut, die spürte er, Wut, dass die hinterhältige Schlange Roote sich in seinen Verstand schleichen konnte und in seinem tiefsten Inneren seine schleimige Spur hinterlassen hatte. Aber auch Angst, Angst vor den möglichen Folgen dieses Eindringens. Von Anbeginn aller Zeiten war dem Mann die Lehre erteilt worden, dass es unweigerlich in einer Katastrophe enden würde, falls man seine geheimsten Gedanken einer Frau anvertraut. Aber er hatte es immer noch nicht lernen wollen!
Trotz allem verspürte er aber auch freudige Genugtuung, dass seine vagen Spekulationen bestätigt worden waren. Über Roote, über Alan Hollis, über die ganze verdammte Sache!
Damit verbunden waren Schuldgefühle. Schuldgefühle, dass er seine Gedanken nicht laut ausgesprochen hatte. Aber wie wäre das möglich gewesen?, rechtfertigte er sich vor sich selbst. Nachdem Peter Pascoe die Ermittlungen leitete, hätte alles, was er von sich gegeben hätte, selbst in seinen Ohren wie die neunmalklugen Kommentare allwissender Zuschauer an der Seitenlinie geklungen. Doch es steckte mehr dahinter, musste er zugeben. Er hatte seine Verdachtsmomente unterdrückt, weil er Alan Hollis mochte – er mochte ihn wegen seines ausgezeichneten Biers und seiner Freundlichkeit. Wie hatte er ihn genannt? Den Prinz der Wirte!
Und er verspürte Groll. Groll, dass ihm gerade jetzt diese Entscheidung aufgenötigt wurde, als er glaubte, er könnte Sandytown verlassen, das Buch zuklappen, es ins Regal stellen und nie mehr aufschlagen. Er hatte es sogar geschafft, sich mit dem angeblichen Wunder von Rootes Heilung anzufreunden. Der Gedanke, der manipulierende Dreckskerl könnte nun ganz
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