Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
geschwindesten Polizisten des Ostens ausgerufen, nur um dann feststellen zu müssen, dass die Lorbeeren bereits verwelkt waren, bevor er gekrönt werden konnte. Bei Freunden wie Ruddlesdin hat Peter Freunde wie Sie, Andy, und mich wirklich nötig.
Darauf folgte die undurchsichtige Sache mit dem gefälschten Testament und Clara Brereton. Dadurch rückte Teddy vollends in den Vordergrund. Der dumme Tropf! Hätte er auf Esther gehört, hätte er nie versucht, mit Clara Kontakt aufzunehmen. Er gehört zur schlimmsten Sorte von Dummköpfen – jenen, die sich für gerissen halten.
Zur selben Zeit jedoch, als Claras »Unfall« Peter auf eine weitere falsche Fährte lockte, brachte Claras Beteiligung mich auf einige seltsame Gedanken.
Wieldy war dabei sehr hilfreich, da er seinen Computer und damit auch meinen mit allen Indizien und Aussagen fütterte. Nachdem Esther in Peters Netz gezogen wurde, wusste ich, dass ich mich stellen und meine Beteiligung offenbaren müsste, außer ich konnte dem allem doch noch irgendeinen Sinn abringen. Basierend auf dem alten Grundsatz, dass eine gute Lüge am besten auf der festen Grundlage der Wahrheit errichtet werden sollte, schien es vernünftig zu sein, etwas vorzubereiten, was Peter glücklich machen würde, als er sich mehr und mehr Esthers Beteiligung näherte. Daher bereiteten wir eine Version vor, die die Wahrheit erzählte, mich aber außen vor ließ.
Vom Idioten Ruddlesdin ermutigt, trompeteten die Medien bereits einen weiteren Triumph Peters hinaus. (Apropos, hat es Sie, Andy, nicht gestört, dass zumindest die Lokalmedien es kaum erwarten konnten, »der König ist tot, lange lebe der König« zu rufen?)
Natürlich hätte ich es nie so weit kommen lassen, dass Peter formell Anklage erhob, dennoch hoffte ich, irgendwie meine Hypothese untermauern zu können, dass Hen Hollis auf die eine oder andere Art seine Finger mit im Spiel gehabt hatte, bevor ich mich stellte und meine Beteiligung am Drama eingestand.
Dann folgte die traurige Entdeckung auf der Millstone Farm.
Alles passte zusammen. Hen, Daphs Erzfeind, der sich ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung in der Hall aufhielt, musste der Hauptverdächtige sein, oder? Sein von Schuldgefühlen getriebener Selbstmord in dem Haus, aus dem sie ihn verjagt, das Haus, wo er das Licht der Welt erblickt hatte, bildete das perfekte Ende der perfekten Ermittlungen Peters. So sah es nun aus. Ein Ergebnis auch, das die Denhams von jeglicher Schuld freisprach, mir die Möglichkeit meiner wunderbaren Genesung verschaffte (die Sie hoffentlich genossen haben!) und mir erlaubte, mit meiner geliebten und nunmehr recht wohlhabenden Esther in den goldenen Sonnenuntergang zu schreiten. Ich hätte bei diesem Abschluss so glücklich wie Peter und die Presse sein können.
Aber wie Sie, Andy, bin ich sowohl gesegnet als auch geschlagen mit einem Verstand, der die Dinge nicht einfach auf sich beruhen lassen kann.
Ich erinnerte mich an Pet Sheldons Beschreibung ihrer Begegnung mit Daph im Stall kurz vor deren Tod. Sie war wütend, ja. Daneben aber fiel Pet auf, dass sie zutiefst verletzt und völlig außer sich war.
Daphs Zorn zu erregen war nicht schwer. Sie aus der Fassung zu bringen allerdings sehr wohl.
Ebenfalls wollte mir Teds Uhr nicht aus dem Sinn, die bei der Leiche abgelegt worden war. Das ließ auf jemanden schließen, der sich unter Kontrolle hatte, nicht auf jemanden, der zunehmend in Panik geriet, um bald darauf einen weiteren Mord zu verüben, gefolgt vom suizidalen Ende.
Ganz praktisch ausgedrückt: Woher sollte Hen wissen, dass er Teds Uhr bei seiner Kleidung in der Hall finden würde, wo er sich umgezogen hatte?
Neben diesen Zweifeln und Vorbehalten verfügte ich jedoch über einige besondere Kenntnisse.
Das Verhalten meiner Mitmenschen hat mich schon immer fasziniert, ihre Eitelkeiten, ihre Hoffnungen, Ängste, Stärken und Schwächen, vor allem aber die Trugbilder, die sie sich von sich und anderen machen.
In den Monaten, in denen ich nunmehr hier in Sandytown lebe, habe ich sorgfältig notiert, was sich um mich herum abgespielt hat. Schon erstaunlich, wie solche Notizen von scheinbar unzusammenhängenden und unerheblichen Dingen in ihrer Gesamtheit, solange man nicht versucht, ihnen ein bestimmtes Muster überzustülpen, letztendlich ein klares und oftmals überraschendes Bild ergeben.
Charley Heywood hat eine Ahnung davon, weshalb sie meiner Meinung nach zu einer sehr guten klinischen Psychologin werden dürfte. Auch
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