Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)
fanden alle, dass sie ihre Karten von Beginn an sehr geschickt ausgespielt hatte. Mr. Darcy hatte es zwar beim Ball abgelehnt, mit ihr zu tanzen, den Blick jedoch oft auf sie und ihre Freundin Charlotte gerichtet, die, schon seit Jahren auf der Suche nach einem Ehemann, große Fertigkeiten im Erkennen jedes Zeichens von Zuneigung besaß und Elizabeth davor warnte, mit ihrem unübersehbaren Faible für den attraktiven und beliebten Lieutenant George Wickham einen zehnmal bedeutenderen Mann zu kränken.
Und dann geschah es, dass Jane, zum Dinner in Netherfield eingeladen, von einer sehr zupass kommenden Erkältung befallen wurde (weil ihre Mutter darauf bestanden hatte, dass sie dorthin ritt, anstatt in der Kutsche zu fahren), und, wie von Mrs. Bennet geplant, mehrere Nächte in Netherfield verbringen musste. Elizabeth hatte sich sofort zu Fuß nach Netherfield aufgemacht, und Miss Bingley sah sich von ihren guten Manieren veranlasst, die ungebetene Besucherin bis zur Gesundung Miss Bennets bei sich aufzunehmen. In der knappen Woche, die sie in Gesellschaft von Mr. Darcy verbrachte, waren Elizabeths Hoffnungen offenbar gestiegen, und sie hatte aus der erzwungenen Nähe das Beste gemacht.
Wenig später hatte Mr. Bingley dem Drängen der jüngsten Bennet-Mädchen nachgegeben und seinerseits in Netherfield einen Ball veranstaltet, bei dem Mr. Darcy tatsächlich mit Elizabeth tanzte. Die an der Wand aufgereiht sitzenden Anstandsdamen hatten ihre Lorgnetten zu den Augen gehoben und, wie die übrigen Gäste auch, das Paar eingehend beobachtet, während es durch die Reihe tanzte. Die beiden sprachen zwar nur wenig miteinander, doch schon die Tatsache, dass Mr. Darcy Elizabeth wahrhaftig aufgefordert hatte und nicht abgewiesen worden war, erregte das Interesse und bot Stoff für Spekulationen.
Der nächste Schritt in Elizabeths Feldzug war ihr Besuch bei Mr. und Mrs. Collins im Pfarrhaus von Hunsford gewesen, den sie gemeinsam mit Sir William Lucas und seiner Tochter Maria abstattete. Normalerweise hätte Lizzy diese Einladung sicherlich abgelehnt, denn welchen Gefallen konnte eine vernünftige Frau an sechs Wochen in Mr. Collins’ Gesellschaft finden! Alle wussten, dass Miss Lizzy seine erste Wahl gewesen war, ehe Miss Lucas ihm ihre Zustimmung zur Heirat gab. Allein schon ihr Taktgefühl hätte sie also, von allen anderen Bedenken abgesehen, an einem Besuch in Hunsford hindern müssen. Aber sie hatte natürlich gewusst, dass Lady Catherine de Bourgh Mr. Collins’ Nachbarin und Gönnerin war und deren Neffe Mr. Darcy sich mit großer Wahrscheinlichkeit im benachbarten Rosings aufhalten würde, während die Besucher im Pfarrhaus weilten. Charlotte, die ihrer Mutter jede Einzelheit ihres Ehelebens bis hin zum Gesundheitszustand der Kühe, des Geflügels und ihres Mannes mitzuteilen pflegte, hatte daraufhin in einem Brief berichtet, Mr. Darcy und sein Cousin, Colonel Fitzwilliam, der ebenfalls in Rosings zu Besuch war, seien während Elizabeths Aufenthalt oft ins Pfarrhaus gekommen, und einmal habe sich Mr. Darcy dort ohne seinen Cousin eingefunden, als Elizabeth allein gewesen sei. Mrs. Collins, in deren Augen diese Auszeichnung für seine beginnende Verliebtheit sprach, schrieb, sie glaube, dass ihre Freundin jeden der beiden Gentlemen bereitwillig genommen hätte, wäre denn ein Antrag erfolgt. So aber war Miss Lizzy unverrichteter Dinge nach Hause zurückgekehrt.
Dann aber hatte doch noch alles gut geendet, als Mrs. Gardiner und ihr Mann, Mrs. Bennets Bruder, Elizabeth einluden, sie auf einer sommerlichen Vergnügungsreise zu begleiten. Die Fahrt hatte eigentlich zu den Seen führen sollen, musste jedoch wegen Mr. Gardiners geschäftlicher Verpflichtungen verkürzt werden, und es sollte nicht weiter nördlich gehen als bis Derbyshire. Kitty, die vierte Tochter der Bennets, hatte die Nachricht übermittelt, doch niemand in Meryton nahm den Vorwand für bare Münze. Eine wohlhabende Familie, die sich die Reise von London nach Derbyshire leisten konnte, war sicherlich in der Lage, auch zu den Seen weiterzufahren, wenn sie gewollt hätte. Da lag es auf der Hand, dass Mrs. Gardiner als eine in den Heiratsplan ihrer Lieblingsnichte Eingeweihte sich für Derbyshire entschied, weil Mr. Darcy in Pemberley sein würde, und tatsächlich besichtigten die Gardiners und Elizabeth das Haus – zweifellos nachdem sie im Gasthof erfragt hatten, wann der Herr von Pemberley sich in seinem Anwesen aufhalten würde –
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