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Der Tod meiner Mutter

Der Tod meiner Mutter

Titel: Der Tod meiner Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Diez
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ich für mich sagte und für sie. Und diese Verbindung war da, und
     das war gut so. Ich wusste nicht, ob meine Mutter bei uns war an diesem Vormittag, ich glaube eher nicht, die Schritte hallten
     leer auf dem glatten Steinboden, und bevor ich den Raum verließ, ging ich noch einmal zum Sarg und fasste ihn dann doch nicht
     an und ging schnell wieder weg. Der Sarg kam in eine Kammer und in ein paar Tagen oder Wochen ins Feuer, und es war ein Körper
     darin, der gar keine Bedeutung mehr hatte.
    Der Kies unter unseren Füßen knirschte, als wir durch den Friedhof zu ihrem Grab gingen, das am Rande eines Ganges lag, an
     einer Hecke, einzeln, aber doch nicht allein, und der Kies knirschte auch noch, als wir weitergingen, ein schleppender Zug
     von Menschen, zum Friedhof hinaus in den Englischen Garten, wo die Bäume nackt im Licht standen. Ich hielt kurz an und schaute
     auf die Stelle, wo ihre Urne beerdigt werden würde und wo nur Gras wuchs, das winterlich und matt war und nicht richtig grün.
     Schräg gegenüber war einanderes frisches Grab, es gehörte einer alten Schauspielerin aus der »Lindenstraße«, die meine Mutter immer so gern angeschaut
     hatte, und sie hätte gelächelt, wenn sie das gewusst hätte, auch wenn sie es nicht besonders wichtig genommen hätte.
    Wir verließen den Friedhof und überquerten eine Brücke und schauten, wie die Sonne im Wasser spielte, das von hier nach dort
     floss, wir gingen sehr langsam und nicht sehr weit und kehrten um, als wir an einen Baum kamen, und der Rückweg war wie der
     Hinweg, nur kürzer.
    Für den Abend hatte ich vierzig der Freunde und Verwandten meiner Mutter und auch ein paar meiner Freunde ins La Fiorentina
     eingeladen, und uns bediente »der schönste schwule Kellner Münchens«, wie ihn meine Mutter immer nannte. Es gab Nudeln auf
     schweren Tellern und Fisch und Fleisch, es gab guten Wein, die Tischdecken waren rot-weiß gewürfelt und die Stühle waren aus
     hellem Holz und Bast. Die drei Söhne von Hania und Jörg waren da und unterhielten sich mit Daniel und Paula, die drei Geschwister
     meiner Mutter waren da, und wir setzten uns später an einen Tisch und sprachen von der Familie und kamen uns näher und auch
     wieder nicht.
    Ich saß die meiste Zeit neben meiner Frau und schaute die Menschen an und schaute nach vorne aus diesem Raum hinaus und dachte
     ab und zu an den Vormittag und wie mir Wolf, der früher der Liebhaber meiner Mutter gewesen war, mit seinem roten Kopf und
     seinemwirren, lustigen Blick entgegengekommen war nach der Trauerfeier und eine Frau rechts im Arm hatte und eine links und etwas
     sagte von »immer die schönsten Frauen, gell«, und er lachte, dass man ihm nicht böse sein konnte, und ich dachte, wie lang
     das alles ging und wie weit meine Mutter gekommen war und was eigentlich dieser Liebhaber mit Klaus zu tun hatte, dem strengen
     Bruder meiner Mutter, und die Worte stiegen auf im Raum und meine Mutter war mehr hier als auf dem Friedhof und sehr viel
     mehr in den Worten der Menschen, die sie gemocht hatten.
    Auf dem Friedhof war nur Ruhe.

    Es war Hanias Idee gewesen, und ausgerechnet Klaus, der Bruder meiner Mutter, der am Anfang so zurückhaltend gewesen war,
     packte schließlich seinen VW-Bus am vollsten. »Bist du sicher«, fragte er und hatte die Hand auch schon an der Stehlampe,
     die er mitnehmen wollte. Später half ich ihm, den alten Geschirrschrank meiner Mutter so zu verstauen, dass sogar noch der
     Sofatisch danebenpasste.
    Sie kamen nach und nach und saßen etwas scheu in der Wohnung. Wir hatten Brezen gekauft und Kaffee und Tee gemacht, die Sonne
     schien draußen, sie redeten vom Abend zuvor und von der Trauerfeier, sie sahen sich in der Wohnung um und sagten wenig über
     die Dinge, die hier standen. Elfi und ihr Mann Hermann und Anne und ein paar andere Freundinnen meiner Mutter und ihre Schwester
     Mechthild mit ihrem Mann und Klausund seine Frau und ein paar Kollegen von früher. Und die Dinge waren noch an ihrem Platz und sollten sich bewegen, damit
     die Last weg war.
    »Also, ich hätte schon ganz gern ein paar von den kleinen Töpfen, die sie immer benutzt hat«, sagte Elfi und drehte den Kopf
     zur Seite wie ein kleines Mädchen und lachte verlegen. Sie ging in die Küche und Hermann ging hinterher und es klapperte ein
     wenig und dann kamen sie wieder heraus mit einer Tüte, die sie mir kurz zeigten, damit ich hineinschaute und sah, dass sie
     nur die Töpfe genommen hatten.
    Dann sagte

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