Der Tod meiner Schwester
setzte. Ich drückte das Baby an meine Brust. Ich mochte es, wenn sie so halb wach war wie jetzt, wenn sie leise vor sich hin gurgelte und noch nicht bereit zum Saugen war und man sie durch ein bisschen Kuscheln noch leicht beruhigen konnte. Ich drückte meine Lippen auf ihr dichtes Haar und sog den Duft des Baby-Shampoos ein. Sie war ein wunderschönes Kind, mit den dunklen Augen ihrer Mutter – und ihrer Großtante Isabel –, mit dunklem Haar und dichten tintenschwarzen Wimpern. Sie und Shannon wohnten bei uns, und auch wenn Tanner jeden Monat Geld schickte, legte ich doch etwas dazu. Shannon gab noch immer Cello-Stunden im Musikgeschäft. Im Herbst würde sie an der Drew University Musik studieren und von zu Hause aus pendeln. Ein harter Weg lag vor ihr. Ich hatte es aufgegeben, darüber nachzugrübeln, ob ich ihr zu viel oder zu wenig half. Ich versuchte nur, meinem Herzen zu folgen.
Ethan lehnte sich gegen meine Schulter und streichelte Kiras Rücken, während wir Abby, Lucy und Clare zusahen, die in dem Dock mit Wasser spritzten und lachten. Dann nahm Lucy Clare auf die Schultern und ging mit ihr die Schräge hinauf. Von oben hörte ich Wasser laufen und wusste, dass Shannon aufgestanden war, und draußen quietschte die Vordertür, als meine Mutter hereinkam. Gleich würde jeder auf die Veranda kommen.
Ich legte meine Hand auf Ethans. “Hast du dir vorgestellt, dass dein Leben einmal so aussehen würde?”
“Machst du Witze?”, fragte er zurück. “So etwas Wunderbares hätte ich mir nie erträumen lassen.”
Ich lachte und wandte mich dann wieder meiner Enkelin in meinen Armen zu. Ich fragte mich, welche Art von Herausforderung Kira für Shannon bereithalten würde, wenn
sie
ein Teenager war. Ich konnte mir vorstellen, wie Shannon sich später an sie klammerte und versuchte, sie im Zaum zu halten, um sie zu beschützen.
Ich würde ihr beistehen und ihr helfen, sie loszulassen.
– ENDE –
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