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Der Tod wartet

Der Tod wartet

Titel: Der Tod wartet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Felsvorsprungs standen einige Zelte. Dann kam ein kleines Wadi, und auf der anderen Seite des Wadis befanden sich das Gemeinschaftszelt und weitere Zelte. Miss Pierce und ich hatten die Zelte neben dem Gemeinschaftszelt. Ihres stand auf der rechten Seite des Gemeinschaftszeltes und meines auf der linken. Unsere Zelteingänge lagen in Richtung des Felsvorsprungs, der aber natürlich ein Stück entfernt war.»
    «Knapp zweihundert Meter, wie man mir sagte.»
    «Schon möglich.»
    «Ich habe hier einen Lageplan», sagte Poirot, «der mit Hilfe des Dragomans Mahmoud angefertigt wurde.»
    Lady Westholme bemerkte, dass der Plan in diesem Falle vermutlich hinten und vorne nicht stimmte!
    «Der Mann nimmt es mit der Wahrheit nicht sehr genau. Ich habe seine Erklärungen anhand des Baedekers überprüft. In mehreren Fällen waren seine Informationen absolut irreführend.»
    «Diesem Lageplan zufolge», sagte Poirot, «wurde die Höhle neben Mrs Boynton von ihrem Sohn Lennox und seiner Frau bewohnt. Raymond, Carol und Ginevra Boynton hatten Zelte direkt unterhalb, aber etwas weiter rechts – also fast genau gegenüber vom Gemeinschaftszelt. Rechts von Ginevra Boyntons Zelt war das Zelt von Dr. Gérard und neben diesem das von Miss King. Auf der anderen Seite des Wadis – zur Linken des Gemeinschaftszeltes – standen die Zelte von Ihnen und Mr Cope. Miss Pierce wohnte, wie Sie sagten, rechts vom Gemeinschaftszelt. Ist das richtig?»
    Lady Westholme gab widerwillig zu, dass es sich ihres Wissens so verhielt.
    «Ich danke Ihnen. Das wäre also geklärt. Bitte fahren Sie fort, Lady Westholme.»
    Lady Westholme bedachte ihn mit einem huldvollen Lächeln und kam der Aufforderung nach:
    «Gegen Viertel vor vier schlenderte ich zum Zelt von Miss Pierce, um nachzusehen, ob sie schon wach war und Lust zu einem kleinen Spaziergang hatte. Sie saß vor ihrem Zelt und las. Wir verabredeten, uns in einer halben Stunde zu treffen, wenn es nicht mehr so heiß war. Ich ging zurück in mein Zelt und las etwa fünfundzwanzig Minuten. Dann ging ich wieder zu Miss Pierce. Sie war bereit, und so brachen wir auf. Im Camp schien alles zu schlafen – es war kein Mensch unterwegs –, und als ich Mrs Boynton allein dort oben sitzen sah, sagte ich zu Miss Pierce, dass wir sie fragen sollten, ob sie etwas benötigte, bevor wir gingen.»
    «Ja, genau so war es. Sehr rücksichtsvoll von Ihnen, wie ich fand», murmelte Miss Pierce.
    «Ich hielt es nur für meine Pflicht», sagte Lady Westholme mit grandioser Selbstzufriedenheit.
    «Und dann so unhöflich zu reagieren!», rief Miss Pierce aus.
    Poirot sah die Damen fragend an.
    «Unser Weg führte direkt unter dem Felsvorsprung entlang», erläuterte Lady Westholme, «und so rief ich zu ihr hinauf, dass wir einen Spaziergang machen wollten und ob wir vorher etwas für sie tun könnten. Sie werden es nicht glauben, Monsieur Poirot, aber die einzige Antwort darauf war ein Grunzen! Ein Grunzen! Sie sah uns nur an, als ob wir – als ob wir der Abschaum der Menschheit wären!»
    «Unerhört so etwas!», sagte Miss Pierce mit rotem Gesicht.
    «Ich muss gestehen», sagte Lady Westholme, ihrerseits leicht errötend, «dass ich daraufhin eine etwas unchristliche Bemerkung machte.»
    «Die durchaus angebracht war, wie ich finde», sagte Miss Pierce. « Durchaus – unter diesen Umständen.»
    «Und was war das für eine Bemerkung?», fragte Poirot.
    «Ich sagte zu Miss Pierce, dass Mrs Boynton vielleicht trinkt! Ihr Benehmen war ja auch wirklich höchst sonderbar. Schon die ganze Zeit über. Ich hielt es für möglich, dass daran der Alkohol schuld war. Übermäßiger Alkoholgenuss ist ein Übel, das, wie ich sehr wohl weiß – »
    Poirot verstand es, das Gespräch geschickt vom Thema Alkohol abzulenken.
    «War ihr Benehmen an dem bewussten Tag besonders auffällig gewesen? Zum Beispiel beim Mittagessen?»
    «N-nein», sagte Lady Westholme zögernd. «Nein, ich würde sagen, dass ihr Benehmen da ziemlich normal war – für eine Amerikanerin ihres Schlages, meine ich», fügte sie herablassend hinzu.
    «Sie hat doch diesen Diener so beschimpft», sagte Miss Pierce.
    «Welchen?»
    «Kurz bevor wir aufbrachen.»
    «Ach ja, ich erinnere mich, sie schien tatsächlich sehr aufgebracht über ihn zu sein! Gewiss», fuhr Lady Westholme fort, «Diener um sich zu haben, die kein Wort Englisch verstehen, ist höchst enervierend, aber ich sage immer, wenn man auf Reisen ist, muss man nun einmal Zugeständnisse

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