Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
Vom Netzwerk:
kleiner Junge«, sagte Molly. »Vermutlich ist er das.«
    »Bring mich zu ihm.«
     
    »Das ist er«, sagte Theo. »Das ist der Robotermann.«
    »Schschscht«, schschte Molly.
    Raziel ging zu Emily Barker hinüber, die ihren Sohn Joshua im Arm hielt, in der Heckklappe von Mollys Honda.
    »Mom«, heulte Joshua. Er verbarg sein Gesicht an der Mutterbrust.
    Aber Emily war noch immer ganz benommen, weil ihr Freund tot war, und sie reagierte nicht, drückte den Jungen nur fester an sich.
    Raziel legte dem Jungen die Hand auf den Kopf. »Fürchte dich nicht«, sagte er. »Denn ich bringe euch große Freude. Siehe, dein Weihnachtswunsch hat sich erfüllt.« Der Engel deutete auf das Feuer, das Schlachtfeld und die erschöpften, zu Tode erschrockenen Überlebenden – wie ein Gameshow-Moderator, der eine Waschmaschine mit Trocknerfunktion präsentierte. »Nicht gerade das, was ich mir gewünscht hätte«, sagte der Engel, »aber ich bin ja auch nur ein unbedeutender Bote.«
    Josh drehte sich in den Armen seiner Mutter um und sah den Engel an. »Ich wollte das nicht. Das hab ich mir nicht gewünscht.«
    »Hast du wohl«, sagte Raziel. »Du hast dir gewünscht, dass der Weihnachtsmann, dessen Ermordung du beobachten musstest, wieder zum Leben erweckt wird.«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Das hast du aber gesagt. Du hast gesagt, du wolltest, dass er wieder zum Leben erweckt wird.«
    »So habe ich das doch nicht gemeint«, entgegnete Joshua. »Ich bin ein kleiner Junge. Ich kann doch noch nicht alles verstehen.«
    »Das kann ich nur bestätigen«, sagte Tucker Case, der hinter den Engel trat. »Er ist ein kleiner Junge, und er täuscht sich in den meisten Fällen.«
    »Trotzdem sollten wir Ihnen den Kopf abschneiden«, erklärte Josh.
    »Sehen Sie?«, sagte Tuck. »Immer daneben.«
    »Also, wenn du damit nicht gemeint hast, dass er wieder zum Leben erweckt werden soll, was hast du dann gemeint?«, fragte Raziel.
    »Ich habe nicht gemeint, dass der Weihnachtsmann ein Zombie wird und den blöden Brian umbringt und so. Ich wollte, dass alles wieder gut wird. Als wäre nie was passiert. Damit es ein schönes Weihnachten wird.«
    »Das hast du nicht gesagt«, sagte Raziel.
    »Das wollte ich aber«, erwiderte Joshua.
    »Oh«, sagte der Engel. »’Tschuldigung.«
    »Er ist also ein Engel?«, sagte Theo zu Molly. »Ein echter Engel?«
    Molly nickte lächelnd.
    »Kein Killer-Roboter?«
    Molly schüttelte den Kopf. »Er ist gekommen, um einem Kind seinen Weihnachtswunsch zu erfüllen.«
    »Als wäre es nie passiert?«, fragte der Engel Joshua.
    »Ja! Ja!«, rief Joshua.
    »Ups«, sagte der Engel.
    Molly kam und legte dem Engel die Hand auf die Schulter. »Raziel, du hast es vergeigt. Kannst du es wieder gutmachen?«
    Der Engel sah sie an und grinste. Makellose Zähne, wenn auch etwas spitz.
    »So sei es«, sagte er. »Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.«

22
Ein perfektes Weihnachtsfest der einsamen Herzen
     
    Der Erzengel Raziel schwebte draußen vor dem großen Kirchenfenster der Kapelle von Santa Rosa, blickte durch eine kleine, pinkfarbene Glasscheibe, welche die Wange der Heiligen Rosa darstellte. Er lächelte über sein Werk, dann schlug er mit den großen Flügeln und flatterte davon, um etwas Schokolade für die Heimreise aufzutreiben.
    Das Leben ist hart. Wäre es doch nur so, dass jedes Puzzleteilchen seinen Platz fände, alle Worte freundlich wären, alle Unfälle gut ausgingen, doch das ist nicht der Fall. Das Leben ist hart. Die Leute nerven, normalerweise. In diesem Jahr jedoch war die Lonesome Christmas Party in Pine Cove von reinster Freude, ansteckendem Wohlwollen und allgemeiner Harmonie bestimmt, glatt und auf Hochglanz poliert – alles andere als hart.
    »Theo«, sagte Molly, »wärst du so nett, die anderen Lasagne-Formen aus dem Wagen zu holen?« Zwei der langen Auflaufformen schleppte sie allein und ging vorsichtig in die Knie, als sie die beiden auf dem Buffettisch abstellte, damit sich der Rücken ihres kurzen Cocktailkleides auch weiterhin in einem schicklichen Rahmen bewegte. Es war ein tief ausgeschnittenes, kleines Schwarzes, das sie sich nur für diese Party von Lena ausgeliehen hatte – nach mehreren Jahren das erste tief ausgeschnittene Kleid.
    »Jetzt hätten wir doch grillen können«, sagte Theo.
    »Ich hab euch Käsepimmeln doch gesagt, dass der Sturm nach Süden abdreht«, knurrte Mavis Sand, während sie am Ende eines Baguettes herumsägte wie ein Mohel

Weitere Kostenlose Bücher