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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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erzählen, und führte Don Manuel mit sich.
    Dominica sah ihn unter gesenkten Augenlidern an. Sogar in seiner verbeulten Rüstung, mit schweißnassem Haar und pulvergeschwärzten Händen war er ihr anziehend erschienen. Jetzt trat er ganz anders auf.
    Er trug ein purpurfarbenes Wams, geschlitzt und gefüttert, dessen weite, ebenfalls geschlitzte Ärmel das bestickte Leinenhemd sehen ließen. Ein hoher Kragen, der mit einer schmalen, gestärkten Krause besetzt war, umschloß seinen Hals. Sein Bart war klein und spitz und so schwarz wie sein kurzes Haar. Er trug französische Pluderhosen, die sich über den Hüften wölbten, Strümpfe, die in England allgemein als »Leicester-Strümpfe« bekannt waren, da nur ein Mann mit so eleganten Beinen wie Lord Leicester sie tragen konnte. Seine Schuhe waren mit Rosetten verziert, und unter den Knien trug er reich mit Silberspitzen besetzte geknüpfte Strumpfbänder. Von den Handgelenken fielen feine Spitzenmanschetten; sein Zeigefinger war mit einem Ring geschmückt, und um den Hals baumelte ein goldene Kette, an der eine stark duftende Ambrakugel hing.
    Er betrat den Raum, und sein Blick fiel sofort auf Dominica. Er verbeugte sich tief und lächelte – jungenhaft und rasch, ansteckend.
    »Nun, Señora? Hat mein Bursche alles für Euch besorgt? Einen Stuhl für Don Manuel! Diccon!« Sir Nicholas Beauvallet schien den ganzen Raum mit seiner starken Persönlichkeit auszufüllen.
    »Ich schäme mich dafür, daß ich mir Señor Dangerfields Kabine angeeignet habe«, sagte Dominica und lächelte den Genannten gewinnend an.
    Er wehrte stotternd ab. Es wäre ihm eine Ehre, eine Auszeichnung. Dominica übersah Beauvallet, der den Ehrenplatz eingenommen hatte, geflissentlich, und widmete sich ausschließlich Dangerfield, wobei sie alle ihre Reize einsetzte, ihn für sich zu gewinnen. Schwer fiel ihr diese Aufgabe nicht: Der junge Mann blickte sie unausgesetzt mit scheuer Bewunderung an.
    »Ein seltsamer, spaßiger Bursche hat alles für uns getan, Señor«, sagte sie. »Ich muß mich entschuldigen: Ich war es nicht, die Eure Kleidung auf den Gang werfen ließ. Ich hoffe, daß der Herr nicht so wütend wie der Diener war!«
    Dangerfield lächelte. »Aye, das wird Joshua gewesen sein, Señora. Mein Diener ist ein Narr, ein Tölpel. Er ist zornig auf Joshua. Ihr dürft nicht vergessen, daß Joshua ein Original ist, Señora. Ich bin überzeugt, daß er Euch gegenüber mit Sir Nicholas’ Taten geprahlt hat – er nennt sich immer in einem Atem mit seinem Herrn!«
    Dazu wußte Dominica nichts zu sagen. Dangerfield fuhr fort: »So ist er eben, aber er ist auch der einzige unter uns, der es wagt, seinen Herrn zu tadeln. Allen anderen gegenüber stellt er Sir Nicholas gleich nach Gott; Sir Nicholas aber sagt –« Er brach ab und warf seinem Kommandanten einen fragenden Blick zu.
    Sir Nicholas wandte den Kopf; Dominica hatte nicht gedacht, daß er ihnen zuhören würde. »Ja, zu Sir Nicholas sagt er Dinge, die Sir Nicholas’ Würde verletzen würden, wiederholte man sie«, meinte Beauvallet lächelnd. Dann wandte er sich wieder an Don Manuel, der mitten im Satz abgebrochen hatte.
    »Euer Diener scheint ihn nicht so zu schätzen, wie er selbst es tut, Señor«, sagte Dominica.
    »O nein, Señora, aber schließlich hat er ja auch meine Kleider in den Gang geworfen.«
    »Wahrscheinlich war es dort schmutzig«, sagte Dominica.
    »Laßt das ja nicht Sir Nicholas hören, Señora«, meinte Dangerfield erheitert.
    Das kleine Lächeln auf Sir Nicholas’ Lippen, das sicher nicht durch die Reden Ihres Vaters hervorgerufen worden war, zeigte Dominica, daß Sir Nicholas ihr Gespräch noch immer verfolgte.
    Dann wurde Fleisch aufgetragen, Hammelbrust in einer Safransauce. Dazu gab es Teigwaren und nachher ein Quittenkompott. Sie langte herzhaft zu und setzte ihre Unterhaltung mit Master Dangerfield fort.
    Don Manuel versuchte mehr als einmal, die Aufmerksamkeit seiner Tochter auf sich zu ziehen, doch seine Versuche schlugen fehl, und so mußte er seine Unterhaltung mit Sir Nicholas fortsetzen. »Dies ist ein gutes Schiff, Señor«, bemerkte er höflich.
    »Es gehört mir, Señor.« Beauvallet hob eine Karaffe mit Wein hoch. »Ich habe hier einen Wein aus Alicante oder einen Burgunder, ganz wie es Euch beliebt. Rheinwein kann ich Euch ebenfalls anbieten. Sagt nur, was Ihr bevorzugt!«
    »Ihr seid zu gütig, Señor. Den Alicante, danke.« Er bemerkte, daß sein Becher maurische Arbeit war, wie man sie in

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