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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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sein Gesicht. »Señor Cruzada, wer immer das auch sein mag, leistet ihm sicher dabei Gesellschaft.«
    Die Dame wählte ein weiteres Stück Marzipan aus der vor ihr stehenden Schüssel und lehnte ein Glas Hippocras ab. Sie sah sehr nachdenklich drein. »Ihr laßt also Eure Feinde tatsächlich ziehen?«
    »Du lieber Himmel, habt Ihr anderes vermutet?«
    »Ich hatte keine Ahnung, Señor. Man erzählt viel Seltsames von Euch in Westindien.«
    »Das erscheint mir auch so.« Er sah erheitert drein. »Heißt es, daß ich foltere, brandschatze und morde, Señora?«
    Sie sah ihm gerade in die Augen. »Ihr seid ein kühner Mann, Señor. Es gibt Leute, die behaupten, Ihr wärt ein Zauberer.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte laut auf. Don Manuel fuhr zusammen und brach mitten im Satz ab – zur größten Erleichterung Master Dangerfields, der über seinem Glas bereits eingedöst war. »Die einzige Hexerei, die ich betreibe, Señora, ist mein Wissen um das Meer«, sagte Beauvallet. »Ich trage keine Amulette, aber man sagt, daß ich in der Konstellation von Venus und Jupiter geboren wurde. Ein günstiges Omen! Ich trinke den Planeten zu!« Er erhob seinen Becher und leerte ihn.
    »Alchimie ist Teufelswerk, genauso wie die Astrologie«, erklärte Don Manuel streng. »Ich halte die Grundsätze des Paracelsus für äußerst gefährlich, Señor, aber soweit ich weiß, werden sie in England eifrig studiert und beachtet. Was für eine absurde und ketzerische Lehre! Ich selbst habe einmal einen Mann daran zweifeln hören, daß sein Nachbar im Zeichen des Steinbocks geboren wäre, nur weil er einen rötlichen Teint und einen rotbraunen Bart hatte. Und Ihr werdet viele Menschen finden, die sich nicht einmal vor die Tür ihres Hauses wagen, ohne ein Stückchen Koralle mitzutragen oder einen Saphir, der ihnen Mut verleiht, oder irgendein anderes ähnliches Spielzeug, das nur für Kinder oder Heiden taugt. Man spricht auch überall davon, daß der Himmel in Häuser eingeteilt ist, welche dieses oder jenes regieren, und ähnliche Dummheiten mehr. Dummheiten, nur gut für dumme Menschen!« Damit war das Thema Paracelsus für Don Manuel erledigt.

3
    Der zweite Tag war wolkenlos. Die Sonne brannte heiß herunter, während eine steife Brise die Segel wölbte. Don Manuel blieb in seiner Kabine; zu sehr hatten ihn die Aufregungen und Anstrengungen des vergangenen Tages geschwächt. Er nahm nur ein paar Bissen von in Wein getränktem Brot zu sich und wies seine Tochter aus dem Raum. Das Fieber schüttelte ihn, und sein Kopf schmerzte. Sein eigener Diener, Bartolomeo, war ständig um ihn bemüht, doch sah auch Joshua Dimmock nach ihm.
    Joshua hielt ihm einen langen Vortrag über verschiedene Erkrankungen fiebriger Natur und riet ihm, da er Don Manuels Ansichten über die Chaldäer nicht teilte, einige Splitter eines Galgens bei sich zu tragen, was ein sicheres Heilmittel sei. Er zog sie aus irgendwelchen Taschen seines Gewandes hervor und pries ihre heilende Wirkung. Don Manuel winkte ihn gereizt fort, ließ sich aber dazu herab, ein Stärkungsmittel zu trinken, welches Joshua zufolge direkt aus der Küche von Lady Beauvallet kam, einer Dame, die mit allen Heilkünsten wohl vertraut war.
    »Ein sicheres Mittel, Señor, wie ich schon oft erfahren habe«, erklärte Joshua. »Es enthält Julep und Angelika, eine Handvoll Wacholderbeeren und Zehrkraut, ganz zu schweigen vom Wermut, von dem jedermann weiß, daß er das Fieber heilt. Das Ganze, Señor, wird von unserer Herrin eigenhändig in Weingeist eingelegt und fest verschlossen aufbewahrt. Geruht nur, es zu erproben!«
    Don Manuel versuchte das Stärkungsmittel und mußte noch einmal die Versicherung von dessen heilender Kraft über sich ergehen lassen. Insgeheim aber schüttelte Joshua besorgt den Kopf und erklärte Sir Nicholas unter vier Augen, daß er einen Sterbenden an Bord der Venture mit sich führte.
    »Das weiß ich«, sagte Beauvallet, ohne auf diese Bemerkung weiter einzugehen. »Wenn ich es richtig deute, so leidet er unter der cameras de sangre. «
    »Das habe ich schon bemerkt, Sir. Auf den ersten Blick, möchte ich fast sagen. Sein Diener – ein dürrer, melancholischer Mensch und ein Dummkopf, wie ich kaum jemals einen gesehen habe – steht herum und schwatzt von Wechselfieber; aber ich habe dem Tölpel erklärt, daß es die cameras de sangre ist. Laßt mich die Falten Eurer Krause ordnen, Sir.« Er tat dies und trat zurück, um die Wirkung seiner Bemühungen kritisch zu

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