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Der tolle Nick

Der tolle Nick

Titel: Der tolle Nick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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Señor?«
    »Ach so, der Kampf! Um der Wahrheit die Ehre zu geben, mein verehrter Herr, stand ich unter dem Eindruck, daß dieses Schiff auf mich das Feuer eröffnet hat«, meinte El Beauvallet freundlich. »Und ich habe noch nie eine Herausforderung abgelehnt.«
    »Wo«, wollte Doña Dominica wissen, »ist Don Juan de Narvaez?«
    »Er wird so lange unter Deck bewacht, bis er von Bord gehen wird.«
    »Ihr habt ihn besiegt? Mit diesem kleinen Schiff?«
    Beauvallet lachte laut auf. »Ich, mit meinem kleinen Schiff«, verbeugte er sich.
    »Und was wird mit uns?« unterbrach ihn Don Manuel.
    Sir Nicholas sah ihn zerknirscht an. »Das ist allerdings ein Problem, Señor«, gab er zu. »Was, zum Teufel, tut Ihr auch auf diesem Schiff?«
    »Ich glaube nicht, daß Euch das etwas angeht, Señor. Wenn Ihr es aber unbedingt wissen wollt, so erfahrt, daß ich von Santiago heim nach Spanien reise.«
    »Welch ein Mißgeschick«, erklärte El Beauvallet mitfühlend. »Und welch ein Einfall Eures Kommandanten, einen Kampf mit mir anzuzetteln!«
    »Don Juan tat nur seine Pflicht, Señor!« sagte Don Manuel hoheitsvoll.
    »Wie traurig, daß Edelmut so schlechten Lohn findet«, sagte Sir Nicholas leichthin. »Und was soll ich mit Euch tun?« Er nagte an seinem Finger und überlegte. »Natürlich besteht die Möglichkeit, daß Ihr im Rettungsboot mitfahrt. Es wird so bald wie möglich ablegen und Kurs auf die Insel Dominica nehmen. Sie liegt ungefähr drei Meilen nördlich von uns. Wollt Ihr mitfahren?«
    Doña Dominica trat rasch vor. Seit ihre Angst sich gelegt hatte, wuchs ihr Zorn. Das leichtfertige Benehmen Beauvallets war ihr unerträglich. Unbeherrscht stieß sie hervor: »Ist das alles, was Ihr sagen könnt, Seeräuber? Verhaßter Pirat! Bedeutet es gar nichts für Euch, daß wir wieder zurück und vielleicht Monate auf das nächste Schiff warten müssen? Aber nein, Euch sagt das nichts! Ihr seht, daß mein Vater krank ist, aber es macht Euch nichts aus, ihn so zu mißhandeln. Niedrige, abscheuliche Kreatur! Was schert es Euch? Gar nichts. Anspucken möchte ich Euch, Ihr elender englischer Freibeuter!« Sie schluchzte vor Wut und stampfte mit dem Fuß.
    »Guter Gott!« stieß Beauvallet hervor und blickte entgeistert auf die reizenden, jetzt vor Wut verzerrten Züge. Ein Lächeln der Erheiterung und Bewunderung überzog sein Gesicht. Daraufhin verlor Doña Dominica den letzten Rest ihrer Selbstbeherrschung. So war sie eben. Sie schlug nach ihm, und er faßte nach ihrer Hand, zog sie an sich und sah ihr augenzwinkernd ins Gesicht. »Vergebt mir Señora. Wir werden alles wiedergutmachen.« Er wandte sich um und rief dröhnend nach seinem Leutnant.
    »Laßt mich los«, sagte Dominica und versuchte, ihre Hand fortzuziehen. »Laßt mich los!«
    »Wenn ich das täte, würdet Ihr mich kratzen«, erwiderte er spöttisch. Es war unerträglich. Sie senkte den Blick, der auf den Dolch in seinem Gürtel fiel. »Tapferes Mädchen!« Er ließ sie los, bot ihr den Dolch und breitete die Arme weit aus. »Kommt! Versucht’s!«
    Sie trat einen Schritt zurück, unsicher und verwirrt. Was war das für ein Mann, der vor ihr stand und über den Tod spottete? »Wenn Ihr mich anrührt, werde ich Euch töten!« stieß sie hervor.
    Doch er trat wieder auf sie zu, forderte ihren Mut heraus. Sie wich zurück, bis die Reling sie aufhielt.
    »Stoßt zu«, forderte Beauvallet sie auf. »Ich bin sicher, daß Ihr Mut genug habt.«
    »Meine Tochter!« fuhr Don Manuel entsetzt dazwischen. »Gib sofort dieses Messer zurück. Ich befehle es! Señor, seid so freundlich und tretet zurück!«
    Beauvallet drehte sich um. Es schien, als denke er überhaupt nicht mehr an die Dame, die eine so gefährliche Waffe in der Hand hielt. Er hakte die Daumen in den Gürtel und blieb lässig stehen, bis Dangerfield auf ihn zutrat.
    »Sir, Ihr habt mich gerufen?«
    Beauvallet wies mit großer Geste auf Don Manuel und dessen Tochter. »Bringt Don Manuel de Rada y Sylva und seine Tochter auf die Venture« ,sagte er auf spanisch.
    Don Manuel fuhr zusammen; Dominica schrie auf. »Verspottet Ihr uns, Señor?« wollte Don Manuel wissen.
    »Warum in Gottes Namen sollte ich spotten?«
    »Ihr nehmt uns also gefangen?«
    »Nein, ich lade Euch ein, meine Gäste zu sein. Ich habe gesagt, daß ich alles wiedergutmachen werde.«
    Das Mädchen geriet wieder in Wut. »Ihr spottet über uns! Wir werden nicht auf Euer Schiff gehen. Auf keinen Fall!«
    Beauvallet stemmte die Hände in die Hüften.

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