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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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durchgehen wollte. Er hätte es sich als Leiter einer Dienststelle auch nicht gefallen lassen, von einem neuen Mitarbeiter des untersten Dienstgrades belehrt zu werden.

KAPITEL 4
    Der Königshafen am Lister Ellenbogen war eine riesige Bucht nördlich des Ortes List, vor den gefährlichen Winden aus Südwest bis Nord geschützt und darum in früheren Jahrhunderten ein guter Ankerplatz für große Schiffe. Das wusste Matthiesen zu erzählen, während er und Asmus sich einen Überblick über die Örtlichkeiten verschafften. Sie standen an einem Priel, der seinen Anfang im Dorf an einem Gasthof nahm und an der Insel Uthörn in den Königshafen mündete. Dort ankerten gegenwärtig mehrere kleinere Küstenfischer.
    »Dies ist der sogenannte Schlechte Hafen«, erklärte Lorns und zeigte auf ein Boot im Priel, das Moos und Grünspan angesetzt hatte und dessen Ankerkette voller vertrockneter Algen hing. »Der alte Zollkutter, außer Dienst gestellt. Hier würden die Schmuggler natürlich nie anlegen.«
    »Jahrelang nicht mehr bewegt«, stellte Asmus fest. »Es wird jetzt übrigens Zeit, die Schmuggler hopszunehmen. Welches ist das Ruderboot, das wir nehmen sollen?«
    Wieder deutete Lorns auf ein Boot, ziemlich groß, flachbödig und schwarz geteert.
    Drei Küstenschiffe lagen auf der Lister Seite im Königshafen so weit unter Land, wie es ging, damit der Transport der Flaschen mit dem Beiboot oder auf Schlickschlitten vom oder zum Ufer nicht so beschwerlich war. Bei höchstem Flutstand schwammen sie auf, beim jetzigen Wasserstand konnten sie nicht fliehen.
    Zwischen dem Wasser und dem erhöht liegenden Karrenweg weideten auf dem Grasland Schafe. Hier war alles ruhig, während man auf den Schiffen die heranruderndenPolizisten bereits bemerkt hatte. Hektik brach bei den Besatzungen aus.
    Jedoch war sie vollkommen nutzlos, denn die Schiffe lagen auf Schiet.
    Auf allen drei Küstenschiffen entdeckten Asmus und Matthiesen schon gestaute Flaschen mit Schnaps, die sie beschlagnahmten. Gegen die Besatzungen konnten sie nichts ausrichten. Angeblich sprach oder verstand keiner der Männer Deutsch, und Asmus bemühte sich vergeblich um ihre Namen. Schließlich gab er auf, Verhaftungen waren ohnehin ausgeschlossen. Vorsorglich gab es an den Rümpfen keine Kennungen.
    Sie mussten mehrere Fahrten zwischen den Kuttern und dem Zollhäuschen am Schlechten Hafen machen, bis alle Kisten mit Flaschen gesichert waren.
    Nach einigen Stunden Arbeit waren sie fertig. Asmus rüttelte zum Abschluss am Hängeschloss des Zollhäuschens, um sich zu überzeugen, dass es wirklich hielt. »Eines verstehe ich nicht, Lorns«, meinte er. »Was wir gemacht haben, sind keine polizeilichen Aufgaben. Darf man das in Preußen, rechtlich gesehen?«
    »Das weiß ich auch nicht. Aber nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages wurden doch so viele Militärs und Uniformträger eingespart, wie es irgend ging. Diese Zollstelle entfiel. Es hieß, sie hätte sowieso nie viel Erfolg gehabt. Seitdem machen wir Schupos das vertretungsweise.«
    »Aha. Und woher kommt der Schnaps?«
    »Keine Ahnung«, sagte Lorns unsicher. »Vielleicht von Holland über Helgoland … Irgendwie nicht unser Bier – gewissermaßen. Wir sprechen darüber nie. Wir haben auch noch nie jemanden erwischt.«
    »Was?« Asmus sah seinen Kollegen entgeistert an.
    »Nein.«
    »Seid ihr etwa immer zur falschen Zeit hier gewesen?«
    »Könnte sein«, gab Matthiesen unglücklich zu. »Keiner von uns hat es so mit der Seefahrt. Ich kann dir sagen, wann der Weizen für die Schnapsdestillation eingesät werden muss …«
    Asmus grinste. »Wenn es im Land so weitergeht, bin ich wahrscheinlich mehr an der Ernte interessiert. Wer hat denn bisher angeordnet, wann die Überprüfung stattfinden soll?«
    »Sinkwitz oder Jung.«
    Asmus schüttelte den Kopf. In Rostock war die Zollstelle nach dem Krieg nicht eingespart worden. Aber wäre das der Fall gewesen, hätte sich die Schupo oder gegebenenfalls sogar die Kriminalpolizei verantwortlich um die neue Klientel gekümmert. Hier auf Sylt war das wohl nie der Fall gewesen. »Weißt du was, Lorns. Fahr du direkt zur Dienststelle. Ich überlasse dir, von unserem Erfolg zu berichten. Ich mache einen kleinen Umweg nach Munkmarsch. Will mich für den Ratschlag bei Bahnsen bedanken.«
    »Aber das wäre nicht recht«, widersprach Lorns unglücklich. »Es sind deine Lorbeeren, und du sollst sie einheimsen.«
    »Ich hatte in meinem Leben schon genug Lorbeeren. Mach dir

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