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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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Stummelpfeife zwischen den Lippen wippte.
    Er war aus dem Fährhaus gekommen, also wohl eine Art Hafenverantwortlicher. Asmus sah schweigend zu, wie der ältliche Mann mit knittrigem und von der Sonne gebräuntem Gesicht sein Boot von Bug bis Heck abschritt und dann plötzlich ausstieß: »Ahoi Franziska , moin, moin. Wenn das Wasser wieder aufläuft, musst du dich nach binnen zu den kleinen Booten verlegen. Hier an der Legatsbrücke legt die Fähre an.«
    »Moin, moin.« Ahoi? Asmus schmunzelte in sich hinein. Seine Franziska gehörte ja nicht zur Großschifffahrt. »Mache ich«, versicherte er.
    »Woher kommst du? Habe dich hier noch nie gesehen«, forschte der andere. »Du bist wohl nicht von der Westküste.«
    »Von der Ostsee«, antwortete Asmus belustigt und strich sich über seine Locken, mit denen er wie viele Dänen aussah: blond, großgewachsen, kantiges, energisches Gesicht. Im Gegensatz zu ihm war Mart, so nannte er sich, klein und dunkelhaarig, eher das Gegenteil eines Friesen, wie er ihn sich vorstellte.
    »Darum auch der ungewöhnliche Schiffstyp. So einen habe ich noch nie gesehen.«
    »Spitzgatter, Langkieler. Das Spitzgatt ist sehr gut fürraue See. Im Kattegat segeln sie solche Boote als Lotsenkutter, dann sind sie allerdings doppelt so lang wie meine Franziska oder noch länger. Da oben ist es häufig stürmisch.«
    »Tiefgang?«
    Mart hatte sich an dem Thema festgebissen, das ihn brennend interessierte. Obendrein runzelte er vorwurfsvoll die Stirn. Asmus holte genervt Luft. »Einsfünfundzwanzig.«
    »Zu viel für das Wattenmeer. Zu deinem Glück ist der Grund im Hafen überall fest. Dein Langkieler wird aufrecht stehen können, wenn du ihn vernünftig abspannst.«
    »Ich habe Wattstützen. Und wer bist du?«, erkundigte sich Asmus, um von dem peinlichen Umstand abzulenken, dass er mit einem für das Gewässer unpassenden Boot segelte und anscheinend der Verdacht bestand, dass er demnächst die Seenotretter um Hilfe anpreien würde. So etwas war ihm noch nie passiert.
    »Mart.« Er drehte sich um und zeigte mit der Pfeife auf das einzige Haus, das in Frage kam. »Ich betreibe den Gasthof am Hafen. Beherbergt Quartier für an- und abreisende Badegäste, wenn die Fähre wegen des Wasserstands nicht fahren kann, außerdem Posthalterei, Aufenthaltsraum und kleinen Ausschank. Du bist auch willkommen.«
    »Danke. Ich komme bestimmt kurz mal vorbei. Ich schlafe auf meinem Boot.«
    Mart rümpfte die Nase. »Nicht sehr bequem, oder? Für eine Reise rund um Dänemark mag es angehen, wenn es einem nichts ausmacht, nass zu schlafen. Aber in meinem Haus wäre es bequemer, so für eine oder zwei Nächte. Und was hast du danach vor? Weiter nach Norden, an Röm vorbei, durch das Skagerrak bis ins Kattegat? Du, die Kante da oben ist gefährlich! Fahr lieber durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal zurück. Welches ist denn dein Heimathafen?«
    Welche Wortflut! »In der Ostsee keiner mehr.« Asmus schüttelte, plötzlich voller Wehmut, den Kopf. »Munkmarsch ab jetzt. Ich bleibe hier.«
    »Hier? Als Gast für den Sommer? Dann musst du ja gut betucht sein … Heutzutage. Wir haben sehr gute Hotels und Logierhäuser auf Sylt. Ich kann dir die besten empfehlen.«
    »Du hast mich nicht richtig verstanden, Mart«, erklärte Asmus ernst. »Ich wohne ab heute in Munkmarsch, und zwar auf meinem Boot.« Ein Hotel hätte er sich auch in Normalzeiten in Westerland, das als überteuert galt, von seinem Gehalt nicht leisten können. Und die Zeit war alles andere als normal, wahrscheinlich hatten sich die Preise seit seiner Abreise aus Rostock verzehnfacht. Sein Gehalt nicht.
    Mart riss sich die Pfeife aus dem Mund. In seinem Gesicht mit grauen Bartstoppeln malte sich Empörung. »Bist du … Nein, du bist doch nicht etwa der neue Schupo, der Niklas Asmus?« Mit offenem Mund erforschte er Asmus’ Äußeres von der Schirmmütze bis zu den gummibesohlten Schuhen. »Warum haben Sie sich nicht gleich zu erkennen gegeben?«
    Asmus runzelte verständnislos die Stirn. »Was heißt denn zu erkennen gegeben?«
    »Na ja, Sie hätten ja wie jeder Schupo in Uniform sein können …«, murmelte Mart ein wenig verlegen. »Auf jeden Fall werden wir dann wohl öfter noch das Vergnügen miteinander haben.« Abrupt drehte er sich um und stakte eilends zum Fährhaus zurück.
    »Das werden wir wohl.« Asmus sah ihm verblüfft nach.
    Aus dem Haus war inzwischen ein weiterer Mann getreten, dem eine Schirmmütze einen offiziellen Anstrich verlieh. Beide

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