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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Köster-Lösche
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schon zu verwöhnt gewesen, um zu bemerken, wie schlecht es dem übrigen Deutschland ging. Mit nur zu wenig los war die Gefahr nicht beschrieben, in die Deutschland gerade hineinrutschte. Hoffentlich endete nicht alles im Chaos durch Aufstände aus Not oder Putsche der unterschiedlichsten politischen Richtungen.
    Aber seine Sache, einen Sylter aufzuklären, war es nicht. »Die Leute wirken irgendwie abweisend, wo immer wir Polizisten auftauchen«, sagte er stattdessen. »Oder sehe ich das falsch?«
    »Das siehst du richtig. Heute vielleicht noch ein bisschen mehr als sonst, weil es ja so aussieht, als hätte die Schutzpolizei Verstärkung gegen die Bevölkerung bekommen.«
    In der Tat. Sie beide, groß und breitschultrig, waren nicht zu übersehen, fand Asmus.
    »Ich habe dir ja von den Plünderungen erzählt«, fuhr Matthiesen fort. »Es gibt inzwischen Leute, die kein Auskommen mehr haben. Die Kirchengemeinde hat eine Suppenküche für sie eingerichtet, aber das reicht nicht aus. Sie brauchen auch Kleider, besonders für ihre Kinder, und anderes zum Leben. Manche entscheiden sich dann für den Diebstahl, jedenfalls diejenigen, die in den Luxuszeiten als Hilfskräfte zugewandert sind und hier keine Verwandten haben. Das ist die eine Gruppe. Eine andere sind die reichen Kurgäste, die uns unterstellen, dass wir Polizisten gemeinsame Sache mit den einheimischen Plünderern machen. Die dritte Gruppe sind die Geschäftsleute, die der Meinung sind, dass wir auf Weisung der preußischen Obrigkeit zu wenig unternehmen, um sie zu schützen. Schließlich die vierte Gruppe: die einheimischen Bauern. Sie halten es für ihr Recht, wie ihre Vorväter vor dreihundert Jahren alle Vorschriften des Gesetzes zu umgehen. Und wir vertreten das Gesetz.«
    »Donnerwetter«, sagte Asmus anerkennend. »Immerhin weiß ich jetzt, was ich zu erwarten habe.«
    »Nicht zu vergessen die unterschiedliche politische Einstellung unserer Vorgesetzten, die auch nicht von hier sind.Sinkwitz’ Familie stammt ursprünglich aus Sachsen, wie man manchmal noch hören kann, und Jung aus Hessen.«
    »Ja. Sehr kameradschaftlich von dir, dass du mich aufgeklärt hast«, sagte Asmus bedrückt. »Friedlich scheint es hier ja nicht zuzugehen. Ohne Kenntnis von den Umständen würde ich vielleicht im nächsten Monat schon entlassen werden.«
    »Genau davor hatte ich Angst. Wir hatten im Januar schon einen Neuzugang. Hierher versetzt mit gutem Ruf, und im März wurde er als republikfeindlich entlassen.«
    »Und wer hat das veranlasst?«
    »Wer wohl? HWM Sinkwitz.«
    Asmus atmete tief durch und sah Lorns in die Augen. »Und deshalb hast du das Risiko auf dich geladen, mich zu warnen, obwohl du mich nicht kennst? Ich hätte dich dafür in die Pfanne hauen können, wie man so sagt. Stell dir vor, ich wäre wie Jung.«
    »Aber das bist du nicht. Einer wie du nicht. Ich bin froh, dass ich dich gewarnt habe.«
    »Ich kann mir denken, dass es dich Mut gekostet hat. Ich wünschte, ich hätte mehr solche Mitarbeiter wie dich in meiner Gruppe gehabt. Meine Gruppe war gut. Bis auf das eine faule Ei.«
    Lorns errötete vor Freude.

KAPITEL 3
    Lorns Matthiesen war genau der Richtige, um Auskunft über motorisierte Fahrzeuge zu bekommen. Zwei Tage später war Asmus schon Besitzer eines Leichtmotorrads von DKW, mit zweieinhalb PS leistungsschwach, aber vier oder mehr PS hatte er sich nicht leisten können. Das letzte Stück durch die Dünen schob er es ohnehin. Trotzdem war er stolz darauf. Abstellen durfte er es in einem Verschlag der Munkmarscher Werft, der erst mit Tagesanbruch in Anspruch genommen wurde.
    Der Werftbesitzer, Hans Christian Bahnsen, war gleich am Abend nach Asmus’ Ankunft mit ihm ins Gespräch gekommen, das ergab sich über den im Wattenmeer ungewöhnlichen Bootstyp eines Kosterbootes von allein. Sie waren einander auf Anhieb sympathisch.
    Bahnsen war über sechzig Jahre alt. Sein Sohn, der zum Schiffszimmermann ausgebildet worden war, war im Jahr davor auf See geblieben. Der hätte die Werft übernehmen sollen, nun war der Werftgründer allein zurückgeblieben, und er nahm die selbstauferlegte Pflicht zum Weiterführen des Betriebes auf sich.
    Abends saßen sie zusammen auf der Bank am Ufer und blickten auf die Wellen, die im Werftgelände neben dem Hafen mit sanftem Plätschern aufliefen. Austernfischer und andere Watvögel stakten im flachen Wasser und kümmerten sich nicht um die Beobachter. Hans Christian schmökte, und Asmus erzählte. Von der

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