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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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gute Freundin.
    In einem Schuppen, vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen, fand Delia das ungewöhnlichste Fahrzeug, das sie je gesehen hatte. »Das ist — das ist das Auto?« stammelte sie. Huia war stolz und froh.
    »Gutes Motor. Nicht viel außer Motor, aber gutes Sitz. Sie hineinklettern und Füße auf Brett stellen, das fest sitzen, ganz fest. Sehr gutes Auto, aber Warwick-Smith es nicht mögen. Sagen zu Eru, Auto verstecken. Eru, Eru, schnell kommen!«
    Aus der Tür des hübschen kleinen Häuschens trat langsam ein großer Maori. Eru war viel dunkler als seine Frau und verleugnete seine Herkunft noch viel weniger. Er hatte große Augen, die bedrohlich funkeln konnten, darüber dichte, hervorstehende Augenbrauen. Sein weißes Haar war stark gekraust, seine wulstigen Lippen waren fest zusammengepreßt. Aber Huia sagte ihm schnell etwas auf Maori, woraufhin er Delia anlächelte und ihr seine große, schwielige Hand entgegenstreckte.
    »Ich freue mich«, sagte Eru mit sanfter Stimme, fast akzentfrei, was Delia überraschte. »Ich freue mich sehr, daß Sie mit das Auto fahren möchten. Es ist nicht gut genug für junges Dame, freue mich aber, daß Sie wollen fahren. Sie steigen auf, ich lasse es an. Sie müssen das Lenkrad ganz festhalten und fest sitzenbleiben.«
    Delia hatte ziemliche Angst. Das sogenannte Auto hatte praktisch keine Karosserie. Unter dem Sitz war ein Brett, das als Fußstütze diente. Die Motorhaube war offensichtlich abhanden gekommen, und der Motor war völlig ungeschützt. Es war Delias erste Begegnung mit einem T-Ford-Modell, und der Anblick dämpfte ihren Mut. Sie zögerte. »Ein Fahrrad«, murmelte sie. »Sind Sie sicher, daß es hier kein Fahrrad gibt?«
    Eru schüttelte den Kopf. »Kein Fahrrad. Pratt hat ein Moped, das ist sehr laut, sehr stinkig, aber er ist schon lange damit heimgefahren. Nur dieses Auto gibt es. Es wird Sie nicht abwerfen.«
    In diesem Punkt war sich Delia nicht ganz sicher: aber sie wußte, daß sie dieses großzügige Angebot nicht ausschlagen durfte. »Also, dann vielen Dank. Aber warten Sie! Sagen Sie mir noch, wie es funktioniert.«
    Eru erklärte es ihr kurz, und dann kletterte Delia behutsam auf den Sitz. Sie kam sich vor wie ein Huhn auf der Stange. Eru kurbelte aus Leibeskräften, so daß das seltsame Gefährt sich schüttelte und rüttelte und Delia sich verzweifelt am Sitz festhielt. Nach einer Minute sprang der Motor mit lautem Getöse an, und ehe Delia begriff, was eigentlich geschehen war, setzte sich das Fahrzeug in Bewegung, wobei es wie ein Känguruh zu hüpfen schien. Huia und Eru klatschten vor Freude in die Hände und feuerten sie an.
    Sie bog mit einiger Mühe in die vornehme Auffahrt und dann in die Landstraße ein. Es wäre nur eine Meile, hatten ihr Huia und Eru gesagt. Bei dieser Geschwindigkeit müßte sie in zwei Minuten dort sein, wenn sie nicht vorher hinunterfiel oder gegen einen Baum fuhr.
    Das Problem war, daß sie die Geschwindigkeit des Fahrzeugs nicht regulieren konnte. Es flitzte weiter, auch wenn sie das Handgas wegnahm und auf die Bremse stieg. Es wurde dunkel, und sie fuhr ohne Licht. Falls dieses Vehikel über Licht verfügte, hätte Eru es ihr sicherlich gezeigt. Aber der Weg war nicht weit, und sie hatten ihr gesagt, daß es die erste Einfahrt wäre. Eine Hundemeute begrüßte sie freudig, als sie in die Einfahrt abbog. Wie durch ein Wunder gelang es ihr, den Hunden auszuweichen. Sie fuhr tapfer über eine Rinderweide und dann die von Bäumen gesäumte Allee entlang — im Gefolge drei riesige Hunde und den Spaniel, vor ihr zwei Vögel, die wie Gänse aussahen und deren weiße Flügel ihr wenigstens den Weg wiesen.
    Vergeblich versuchte sie vor dem Haus anzuhalten. Statt dessen fuhr sie in einen Hof hinter dem Haus. Zum Glück war der Hof recht groß; denn nun wurde ihr endgültig klar, daß sie dieses Fahrzeug niemals zum Stehen bringen konnte. Es fuhr auch ohne Gas und mit angezogener Handbremse. Offensichtlich spielte es verrückt. Delia kam sich wie der Fliegende Holländer vor und fürchtete, so lange in diesem Hof im Kreise herumfahren zu müssen, bis der Benzintank leer wäre. Sie wollte schon fast hinunterspringen und das elende Fahrzeug sich selbst überlassen, als sie Keiths Stimme hörte.
    »Eru, was zum Teufel soll der Unsinn? Stell doch dieses verdammte Ding ab. Oh, es ist gar nicht Eru. Delia, das sind ja Sie. Was ist denn los? Halten Sie noch eine Minute durch. Der Gaszug ist hängengeblieben. Ich werde

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