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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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aufspringen und den Motor abwürgen. Lenken Sie nur weiter, und fahren Sie mir um Gottes willen nicht über den Kater.«
    Delia bemühte sich redlich. Sie drehte bereits die fünfte Runde, als Keith zu ihr auf den Sitz sprang und irgend etwas Geheimnisvolles mit dem Gashebel unternahm. »Keine Sorge, in einer Minute steht die Kiste.« Und tatsächlich, nach einer bedeutend langsameren Runde hörte das Getöse allmählich auf.
    Delia hatte die ganze Zeit über hysterisch gelacht und konnte jetzt nicht mehr aufhören. Dabei hätte sie am liebsten geweint. Sie kam sich so töricht vor. Um nichts in der Welt wollte sie vor einem jungen Mann, den sie kaum kannte, heulen. Sie würgte und sagte leise: »Ich bin dumm, entsetzlich dumm. Aber irgendwie war es ein langer Tag.«
    Er sprang ab, nahm sie unvermittelt in seine starken Arme und hob sie herunter. »Ein langer Tag? Nun, so kann man es auch ausdrücken. Was Ihnen jetzt fehlt, ist ein Drink und eine Zigarette.«
    Sie spähte in die Dunkelheit und rief erstaunt: »Eine Seemöwe. Ist das wirklich eine Seemöwe, oder bilde ich mir das bloß ein? Wir sind hundert Meilen vom Meer entfernt!«
    Sie lachte wieder, als er mit Resignation in der Stimme antwortete: »Ich weiß. Mindestens hundert Meilen. Den Grund kenne ich auch nicht, aber eines Tages tauchte sie hier mit gebrochenem Flügel auf und blieb seitdem bei uns. Es ist ein höchst unfreundlicher Vogel, der nach allen anderen Tieren hackt. Nein, das da drüben sind keine Gänse, es sind Moschusenten. Sie gehörten einem Nachbarn, aber sie verschmutzten seine Tröge. Seine Frau hätte es nicht ertragen, wenn er sie geschlachtet hätte, also gab er sie mir. Jetzt machen sie meine Tröge schmutzig. Seien Sie vorsichtig, wenn Sie den Kater streicheln, er beißt manchmal. Die Hunde sind völlig ungefährlich, und Trusty wartet schon, daß Sie ihn begrüßen.«
    Er hatte sich bei ihr eingehakt und führte sie in die warme, helle Küche.
    »Es war ein langer Tag, sagten Sie. Ein Sherry wäre das Richtige.«.
    Sie protestierte schwach. »Ich muß wieder zurückfahren. Ich möchte nicht, daß irgend jemand bemerkt, daß ich hier war. Oh, Keith, ich habe etwas Schreckliches getan.«
    Er hatte sich um ihren Protest nicht gekümmert und goß an einer Anrichte Sherry ein. Dabei kehrte er ihr den Rücken zu und sagte leichthin: »Beichten ist für die Seele gut. Was haben Sie getan?«
    »Ich habe Sie an den Inspektor verraten.«
    Was auch immer er erwartet haben mochte, das bestimmt nicht. Er drehte sich um, blickte sie neugierig an und fragte sie ruhig: »Was haben Sie getan?«
    »Ich habe mir vom Inspektor entlocken lassen, daß Sie weggegangen waren, um die Fische zu holen, und daß wir nicht die ganze Zeit zusammen waren. Ich — ich wollte es nicht. Den anderen Mann, den netten Sergeanten, habe ich in dem Glauben gelassen, wir wären die ganze Zeit zusammen gewesen; aber Wright ist anders. Er ist sehr klug. Er bringt aus einem die Wahrheit heraus, ob man will oder nicht.«
    Er reichte ihr den Sherry und schwieg einen Moment lang. Dann fragte er sorglos: »Und warum nicht? Warum sollte ich die Fische nicht holen? Warum sollte ich die ganze Zeit mit Ihnen zusammen sein?«
    Plötzlich kam ihr der Gedanke, daß er möglicherweise gar nicht wußte, was man in ihrem Kofferraum gefunden hatte. Sie hoffte inständig, daß er keine Ahnung hätte und damit völlig unschuldig wäre. Erwartungsvoll fragte sie: »Aber — aber wissen Sie es nicht?«
    »Ob ich weiß, daß Warwick-Smith ermordet wurde? Daß seine Leiche in Ihrem Kofferraum lag? Mein liebes Mädchen, natürlich weiß ich das. Das weiß alle Welt. So etwas spricht sich herum.«
    Irgend etwas störte sie an der Art, wie er das sagte, und sie meinte: »Es scheint Ihnen nicht besonders leid zu tun.«
    Er goß sich ein Glas Bier ein und schien mit der genauen Prüfung der Schaumkrone vollauf beschäftigt zu sein. Nach einer kleinen Weile sagte er beiläufig: »Ob es mir leid tut? Warum denn? Ich habe diesen kleinen Bettler nie gemocht. War ziemlich von sich eingenommen und ein recht unfreundlicher Typ. Was Grace besaß... Nun ja, sie hatte ihn geheiratet. Was mir wirklich leid tut, ist, daß Sie in die Geschichte verwickelt wurden, daß meine Einladung zum Tee daran schuld ist, daß Sie Ihr Auto unbeaufsichtigt haben stehen lassen und daß Grace so einen fürchterlichen Schock erlitten hat. Aber andererseits — nun, lassen wir das. Und warum sollten Sie dem Inspektor nicht die

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