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Der Tote in der Wäschetruhe

Der Tote in der Wäschetruhe

Titel: Der Tote in der Wäschetruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Swat
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zu kaufen und ein Bier zu trinken. Er trifft Bekannte und »versumpft« mit ungefähr zwölf Glas Bier bis zum Gaststättenschluss in der Kneipe.
    Der Heimweg führt an dem Garagenkomplex vorbei, in dem das Familienauto der Burghards steht - trocken, sicher und liebevoll gepflegt. Bernd, der so gern hinter dem Lenkrad sitzt, kann sich nicht beherrschen. Viel zu selten lässt ihn der Vater fahren. »Jetzt noch eine Runde drehen, das wäre doch klasse«, denkt er sich. Der Garagenschlüssel hängt an seinem Schlüsselbund, und den Wagen ohne Zündschlüssel in Gang zu setzen, ist für den Kfz-Schlosser kein Problem. Bernd schließt die Drähte vom Zündschloss kurz. Schon öfter hat er sich auf diese Art das blauweiße Gefährt »ausgeliehen«. Der Motor springt nach einigen Mühen an. Bernd Burghard fährt ohne Ziel los. Dass das Fahren unter Alkoholeinfluss streng untersagt ist und sofort mit dem Entzug der Fahrerlaubnis bestraft wird, stört ihn nicht. Fröhlich pfeift er das Lied »He kleine Linda« seines Lieblingsschlagersängers Muck vor sich hin.
    Martha Klingner ist die ganze Nacht über vom Mittwoch zum Donnerstag nicht zur Ruhe gekommen. Kerstin, ihre Enkelin, hat sich nicht wie sonst nach der Disko zurückgemeldet. »Bestimmt wollte sie mich nicht wecken und ist gleich in ihr
    Zimmer gegangen«, versucht sie die innere Erregung niederzudrücken. Am Morgen dann wird es zur Gewissheit: Das Kind ist nicht nach Hause gekommen. Ohne Erlaubnis hat sie das noch nie getan. Die Rentnerin weiß sich kaum Rat. Sie ruft ihren Neffen in Wahrenbrück an. Bei dem ist Kerstin nicht, auch nicht bei einer befreundeten Familie. Aufgeregt verständigt sie die Polizei. Dort beruhigt man die 72 Jahre alte Dame. Es kommt nicht so selten vor, dass Mädchen in diesem Alter über Nacht weg bleiben und sich dann nicht nach Hause trauen. Der Diensthabende verspricht, dennoch die Streifen zu informieren, damit sie die Augen offen halten. Einen Unfall mit Personenschaden hat es in der Nacht nicht gegeben. Auch im Krankenhaus ist kein unbekanntes Mädchen eingeliefert worden. Es besteht kein Grund zu besonderer Besorgnis.
    Doch Kerstin bleibt verschwunden.
    Am Mittwoch, dem 14. Juni 1978, kommt Brunhilde Müller abgespannt nach Hause. Über drei Stunden hat die Elternaktivsitzung im Gesellschaftshaus in Bad Liebenwerda gedauert. Die Mitglieder haben das zu Ende gehende Schuljahr mit allen seinen Höhen und Tiefen ausgewertet. Es waren anspruchsvolle Diskussionen nach einem vollgepackten Arbeitstag als Sekretärin beim Rat des Kreises. Sie geht vom Gesellschaftshaus ein Stück zu Fuß, um nach der Sitzerei den Körper in Bewegung zu bringen, und steigt dann auf ihr Fahrrad. Das Wohnhaus der Müllers steht auf dem Gelände einer Wäscherei. Als sie daheim eintrifft, ist es abends kurz nach 11 Uhr. Ihr Mann ist bereits im Bett. Er muss früh raus. Brunhilde Müller rückt die Blumenvase und die Tischdecke auf dem Wohnzimmertisch zurecht, räumt die Küche auf und dreht sich im Bad Lockenwickler ins Haar. Die 38-Jährige schaut anschließend noch etwas fern. Natürlich wird wieder Fußball übertragen, ärgert sie sich. Gerade läuft die Begegnung in der zweiten Runde zwischen dem Gastgeber und späteren Weltmeister Argentinien und Polen. Nach einer Viertelstunde geht Argentinien mit 1:0 in Führung. Am Ende siegen die Südamerikaner durch ein weiteres Tor souverän mit 2:0. Doch das sieht sie schon nicht mehr. Brunhilde Müller zieht nach dem Führungstreffer ihren Schlaf dem Fußball vor. Doch der will sich trotz ihrer Müdigkeit nicht einstellen. Die verflixten Lockenwickler drücken. Sie kann die harten Dinger aber nicht einfach rausnehmen, schließlich muss man als Sekretärin im Vorzimmer des Chefs »um den Kopf herum« vernünftig aussehen. Zu allem Ärger lässt kurz nach Mitternacht noch jemand ganz in der Nähe ihres Schlafzimmerfensters, das wegen der warmen Nachttemperaturen weit geöffnet ist, den Motor eines Autos laufen. Das Getucker muss von einem Trabant kommen. Sie kennt dieses Geräusch vom eigenen Trabi. Dabei dürfte an dieser Stelle kein Auto entlangfahren, weil der Weg nur für Radfahrer zugelassen ist.
    Brunhilde Müller will wissen, was da unten vor sich geht. Sie steht auf, tritt ans Fenster und sieht im Schein der Straßenlampe in der Tat einen Trabant stehen. Sie weckt ihren Mann, der leicht knurrend neben sie ans Fenster tritt. Das Ehepaar beobachtet, wie ein junger Mann eine Person auf den Beifahrersitz seines

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