Der Tote in der Wäschetruhe
zwischen dem Begehren des Mannes und der Ablehnung der Frau und endet in einem Mord.
Dieses wahrscheinliche Tatgeschehen bestimmt den weiteren Lauf der Ermittlungen. Aufgrund der vermuteten Opfer-Täter-Beziehung werden alle Männer zwischen 24 und 50 Jahren aus Gallinchen und dem Nachbarort Groß Gaglow überprüft. Hinzu kommen 245 Personen, die Kontakt zur Familie Rudolph und zu Veronika selbst haben. Alibis von Männern mit Verbindungen zum Tagebau werden abgeklopft. Kriminaltechniker nehmen Autos unter die Lupe nach Spuren vom Opfer, von denen man ausgeht, dass sie Grabewerkzeuge an Bord haben und die zum
Transport einer Toten im Kofferraum geeignet sind. Schließlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Fundort nicht der Tatort ist, selbst wenn das unwahrscheinlich erscheint. Die Kriminalisten heben ein Loch exakt in jener Größe aus, in dem die Leiche verscharrt war. Ein Zeitvergleich soll zeigen, ob in der benötigten Grabezeit nicht hätte ein Kohlezug vorbeifahren müssen und ein Lokführer etwas beobachtet haben könnte.
Letztlich ist alles vergebens. Der Mörder wird nicht gefunden. Im August 1987 stellt die Staatsanwaltschaft Cottbus das Ermittlungsverfahren vorläufig ein. Das Netz war gut ausgelegt, doch verfangen hat sich der Täter darin nicht.
VERSCHWUNDEN
Als Vanessa Ahrens aus Lübbenau verschwindet, ist sie 17 Jahre alt. Der Teenager ist hübsch. Das mittelblonde, lockige Haar steht dem Mädchen gut. Sie ist lebenslustig. Nichts deutet an diesem 12. Oktober 1991 darauf hin, dass die harmlose Frage: »Darf ich zur Disko gehen?« der Beginn eines ungeklärten Kriminalfalles sein würde.
Elfriede Jockel ist an diesem Tag bei ihrer Tochter in der Straße des Aufbaus der Spreewaldstadt Lübbenau. Auch Vanessa, ihre Pflegekind, ist mitgekommen. Kurz nach 19 Uhr bekommt sie Lust auf die Disko in der »Holzoper« in der Straße des Friedens. Schnell radelt sie ein paar Häuser weiter nach Hause in die Brechtstraße. Vanessa macht sich frisch und diskofein. Dafür zieht sie einen blauen Jeansanzug an. Bis zur »Holzoper«, die nicht mehr ist als eine Baracke, ist es nicht weit. Vanessa geht deshalb zu Fuß und lässt das Fahrrad daheim in der Brechtstraße. In der Disko aber kommt sie nicht an. Ihre Freundinnen warten vergebens.
Vergebens wartet auch Elfriede Jockel auf die Rückkehr des Mädchens. Um 1 Uhr nachts wacht sie auf, sieht das leere Bett und erschrickt. Sie spürt tief im Innersten, dass etwas passiert ist und dass Vanessa nicht mehr wiederkommen wird.
Am nächsten Morgen fragt die besorgte Pflegemutter zunächst in der Poliklinik, ob dort etwas über einen Unfall mit einer Jugendlichen bekannt ist. Nichts. Auch der Polizei ist nichts bekannt. Als sie um 11.30 Uhr Anzeige bei der Wache erstatten will, wird sie vertröstet. »Das Mädchen hat sich verliebt und ist bei einem Freund. Spätestens nach drei Tagen ist sie wieder da«, sagen die Polizisten. Elfriede Jockel und die Familie glauben nicht daran. Auf eigene Faust verteilen sie Flugblätter. Eine Spur von Vanessa Ahrens ergibt sich daraus nicht. Am 15. Oktober leitet die Polizei bundesweit eine Großfahndung ein. 120 Zeugen werden befragt. Die Kripo setzt einen Leichenspürhund ein, der eine frisch asphaltierte Straße in Lübbenau Meter für Meter absucht.
Obwohl der Fall nun schon fast drei Jahrzehnte zurückliegt, werden noch immer bundesweit Mordtaten mit dem Fall Vanessa Ahrens verglichen. So auch die von Uwe W. Der hatte wenige Wochen nach dem Verschwinden von Vanessa Ahrens zwei Mädchen aus Berlin vergewaltigt und ermordet und sie in einem Wald bei Luckau versteckt. Vom Landgericht Cottbus zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt, bestreitet Uwe W., etwas von Vanessa Ahrens zu wissen.
Inzwischen ist ihm anhand einer DNA-Spur, dem genetischen Fingerabdruck, ein dritter Mord nachgewiesen worden. Auch für dieses Verbrechen ist er rechtskräftig verurteilt worden. Das Schicksal von Vanessa Ahrens aber bleibt ein Rätsel.
Ende
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