Der tote Raumfahrer
Plötzlich und abrupt erstarrte die Bewegung seines Kopfes, als er eindringlich auf etwas am einen Ende des Tabletts starrte. Ungläubig runzelte er die Stirn.
»Was, zum Teufel, soll denn das?« brüllte er. Er erhob sich, schritt zum Kocher zurück und trug das Objekt, das seinen Ärger erregt hatte, vor sich her.
Warendorf zuckte mit den Achseln und verzog das Gesicht.
»Ich dachte, Sie sollten sich das besser ansehen«, meinte er und fügte dann hinzu: »Jomatto sagt, es befand sich beim Rest dieser Sammlung.«
»Jomatto sagt was?« Ziebelmann schrie so laut er konnte, während er zuerst Warendorf und dann das Objekt in seiner Hand anblickte. »Oh, um Himmels willen! Der Kerl sollte doch zumindest einen Funken Verstand haben. Dies ist eine seriöse wissenschaftliche Expedition ...« Erneut betrachtete er das Objekt, und seine Nasenflügel bebten vor Empörung. »Offenbar hat sich einer der Burschen einen dummen Witz oder etwas in der Art erlaubt.«
Es hatte ungefähr die Größe einer dicken Zigarettenpackung, das Armband nicht eingerechnet, und wies auf seiner oberen Seite vier Fenster auf, die man für kleine elektronische Displays hätte halten können. Es sah wie ein Chronometer oder Rechner aus. Vielleicht hatte es beide Funktionen erfüllt und außerdem noch andere. Hinterer Teil sowie Inhalt waren verschwunden. Nur die Metallhülle war übriggeblieben, ein wenig zerkratzt und verbeult, aber doch überraschend wenig vom Rost angegriffen.
»Auf dem Armband ist so eine komische Inschrift«, sagte Warendorf und rieb sich skeptisch die Nase. »Solche Zeichen habe ich vorher noch nie gesehen.«
Ziebelmann schnaubte und sah kurz auf die Beschriftung. »Pah! Russisch oder so.« Sein Gesicht hatte eine noch rosafarbenere Tönung als jene angenommen, die die Sonne des Sudans dort bereits hinterlassen hatte. »Kostbare Zeit zu verschwenden mit ... mit Tand aus einem Hökerladen.« Er holte aus und schleuderte das Armband hoch über den Fluß. Für einen Augenblick blitzte es im Sonnenlicht auf, bevor es senkrecht in den Schlamm am Ufer hinunterfiel. Einige Sekunden lang starrte ihm der Professor nach, dann drehte er sich nach Warendorf um, und sein Atem ging wieder normal. Warendorf bot ihm einen Becher mit einer dampfenden, braunen Flüssigkeit an.
»Ah, großartig«, sagte Ziebelmann, dessen Stimme plötzlich wieder liebenswürdig klang. »Genau das richtige.« Er machte es sich auf einem leinenen Faltstuhl bequem und nahm den ihm angebotenen Becher ungeduldig entgegen. »Wissen Sie, Rudi, die eine Sache da ist interessant«, fuhr er fort und nickte in Richtung des Tisches. »Das Schädelteil auf dem ersten Tablett – Nummer neunzehn. Haben Sie die Struktur der Augenbrauenwülste bemerkt? Nun, es könnte gut ein Beispiel für ...«
Im Schlamm am Ufer des Flusses unter ihnen schaukelte die Armbandeinheit im Takt der anrollenden, alle paar Sekunden anschwellenden Wellen vor und zurück. Sie störten das empfindliche Gleichgewicht der Lage, in die sie gefallen war. Nach einer Weile wurde eine darunter gelegene Sandrippe fortgewaschen. Das Armband kippte zur Seite und fiel in eine Mulde, wo es vom strudelnden, trüben Wasser in Empfang genommen wurde. Bei Einbruch der Nacht war der untere Teil der Hülle bereits im Schlamm eingebettet. Am folgenden Morgen war die Mulde verschwunden. Nur ein Teil des Armbandes war übriggeblieben und ragte aus dem Sand unter der sich kräuselnden Wasseroberfläche heraus. Dieser Teil trug eine Inschrift. Übersetzt hätte sie gelautet: KORIEL.
Nachwort
James Patrick Hogan ist ein englischer Autor, der heute in Amerika lebt. Er wurde 1941 in London geboren, besuchte die Cardinal Vaughan Grammar School und studierte am Royal Aircraft Establishment im englischen Luftfahrtzentrum Farnborough. Er schloß als Ingenieur mit den Spezialgebieten Elektronik und Digitalsysteme ab. Nach einigen Jahren der Tätigkeit als Ingenieur wechselte er in die Verkaufsabteilung seiner Firma und wurde schließlich Industrievertreter, der mit ITT, Honeywell und Digital Equipment Corporation zusammenarbeitete. Eine Weile betätigte er sich auch als Vertreter für Lebensversicherungen, um, wie er es ausdrückte, einmal Abstand von der Welt der Technik zu gewinnen und mehr über Menschen zu erfahren.
Mitte 1977 ließ er sich in den USA nieder und war dort mit den Minicomputern der Firma DEC befaßt, bevor er sich 1979 entschied, als freiberuflicher Schriftsteller seinen Weg zu
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