Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der tote Raumfahrer

Der tote Raumfahrer

Titel: Der tote Raumfahrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
in einer anschwellenden Flut aus Stimmen auf. Nach und nach kehrte das Leben in die Statuen zurück, die ihm zugehört hatten. Danchekker nahm einen langen Schluck und stand eine Weile schweigend da, während er sein Glas ins Auge faßte. Dann drehte er sich um und wandte sich wieder seinem Publikum zu.
    »Plötzlich kommt all den Dingen, die wir immer als selbstverständlich erachtet haben, eine neue Bedeutung zu.« Die Aufmerksamkeit konzentrierte sich erneut auf ihn. »Haben Sie sich jemals Zeit genommen, darüber nachzudenken, was den Menschen von den anderen Tieren auf der Erde so unterscheidet? Klar, wir haben größere Hirne, beweglichere Hände und so weiter. Ich meine aber etwas anderes. In einer hoffnungslosen Situation resignieren die meisten Tiere, ergeben sich in ihr Schicksal und kommen schmachvoll um. Der Mensch aber weiß nicht, wie man aufgibt. Er ist in der Lage, zusätzliche Kräfte aus Hartnäckigkeit und Spannkraft zu beziehen, was auf diesem Planeten ohne Beispiel ist. Er ist fähig, alles anzugreifen, was sein Überleben bedroht. Und das mit einer Aggressivität, die auf der Erde ihresgleichen sucht. Dies hat ihn in die Lage versetzt, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen und König aller Raubtiere zu werden. Es half ihm, sich die Winde, Flüsse, Gezeiten und selbst die Kraft der Sonne untertan zu machen. Die Hartnäckigkeit hat die Ozeane überwunden, den Himmel, die Herausforderung des Alls. Und hin und wieder resultierte sie in einigen der grausamsten und blutigsten Perioden in der Geschichte des Menschen. Aber ohne diesen Teil seiner Natur wäre der Mensch so hilflos wie die Kuh auf der Weide.«
    Herausfordernd beobachtete Danchekker die Gesichter. »Nun, woher kam dieser Charakterzug? Er scheint gar nicht zu dem ruhigen und gelassenen Evolutionsmuster auf der Erde zu passen. Jetzt wissen wir, woher: Er tauchte als eine Mutation unter den sich entwickelnden Primaten auf, die auf Minerva isoliert waren. Er breitete sich in der Population aus, bis er zu einem rassischen Charakteristikum wurde. Er erwies sich als solch verheerende Waffe im dortigen Überlebenskampf, daß jede wirkliche Konkurrenz verschwand. Die von ihm initiierte innere Antriebskraft war so stark, daß die Lunarier in Raumschiffen flogen, während ihre Zeitgenossen auf der Erde noch mit Steinen spielten.
    Dieselbe Antriebskraft erkennen wir im heutigen Menschen. Der Mensch hat sich als unüberwindlich gegenüber jeder Herausforderung erwiesen, die ihm das Universum entgegenschleuderte. Vielleicht hat sich diese Kraft in der Zeit, die seit ihrem ersten Auftauchen auf Minerva verging, ein wenig abgeschwächt. Wir erreichten den Rand des gleichen Abgrundes, der zur Selbstvernichtung führt, traten aber zurück. Die Lunarier stürzten sich achtlos hinunter. Vielleicht kam es deshalb dazu, weil sie keine Lösung durch Zusammenarbeit suchten – ihre angeborene Tendenz zur Gewalt machte es ihnen einfach unmöglich, sich eine solche Lösungsformel vorzustellen.
    Aber dies ist typisch für die Art und Weise, in der die Evolution funktioniert. Die Kräfte der natürlichen Auslese wirken immer so daß sich eine neue Mutation anpassen kann. Und sie schützen diejenige Variation, die der Spezies als Ganzes die besten Überlebensaussichten bietet. Die unausgereifte Mutation, die das aus den Lunariern machte, was sie waren, war zu extrem und führte zu ihrem Niedergang. Die Verbesserung geschah in Form einer Abschwächung, die in einer größeren psychologischen Stabilität der Rasse resultierte. Deshalb überlebten wir, wo sie umkamen.«
    Danchekker hielt inne und trank sein Glas aus. Die Statuen blieben Statuen.
    »Was für eine Rasse müssen sie gewesen sein«, sagte er. »Denken Sie im besonderen an jene Handvoll, die dazu bestimmt war, zu den Ahnherren der Menschheit zu werden. Sie hatten einen Holocaust durchgemacht, den wir uns nicht einmal ansatzweise vorzustellen vermögen. Sie hatten zugesehen, wie ihre Welt und alles, was ihnen vertraut war, am Himmel über ihren Köpfen explodierte. Sie blieben in einer luftleeren, wasserlosen, leblosen, radioaktiven Wüste zurück. Sie wurden von Milliarden Tonnen minervianischer Trümmer hingeschlachtet, die vom Himmel stürzten und die Zerstörung all ihrer Hoffnungen und die totale Vernichtung all dessen, was sie erreicht hatten, vervollständigten.
    Einige wenige überlebten und kehrten nach dem Bombardement an die Oberfläche zurück. Sie wußten, daß sie nur so lange am Leben bleiben

Weitere Kostenlose Bücher