Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Der Tote vom Silbersee (German Edition)

Titel: Der Tote vom Silbersee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Schmid , Christine Schneider
Vom Netzwerk:
Marientorgraben.
    »Zum Hotel Mercure in die Münchener Straße bitte«, sagte Lena zum Taxifahrer. Sie klemmte sich den Hund unter den Arm und stieg ein.
    ***
    Sie wollte sich Zeit für die Sehenswürdigkeiten nehmen. Und natürlich würde auch Trixi durch lange Spaziergänge viel von ihrem Aufenthalt haben.
    »Tag, Frau Wälchli, sind Sie mal wieder im schönen Frankenland? Wie lange beehren Sie uns diesmal?«
    Alois, der grauhaarige Hotelangestellte, nahm Lena den Koffer ab. Weil Trixi laut kläffte, traute er sich nicht, nach der Hundetasche zu greifen.
    »Drei Wochen habe ich Zeit. Ich hoffe sehr, dass ich es diesmal schaffe, das Germanische Nationalmuseum zu besuchen.«
    Alois nickte. »Es gibt immer interessante Ausstellungen dort. Das ist sicher einen Besuch wert. Ihr altes Zimmer, gnädige Frau?«
    Lena nickte. Der Portier sagte lächelnd: »Und selbstverständlich dürfen Sie auch wieder unser hauseigenes Velo benutzen.«
    Lena freute sich. »Sie wissen noch, dass wir zum Fahrrad in der Schweiz Velo sagen? Alle Achtung, Alois!«
    Der alte Hausportier strahlte. Er drückte auf den Liftknopf und ließ Lena vorgehen.
    Vor dem Zimmer im zweiten Stock zog er die Chipkarte durch den Magnetstreifen und öffnete die Tür. Beflissen stellte er den Koffer ab, zog die Vorhänge zurück und öffnete das Fenster. Dann ging er zum Schrank und entnahm ein Kissen, auf dem ein großer Knochen abgebildet war.
    »Für die kleine Kampfameise«, sagte er lächelnd.
    Lena drückte Alois einen Schein in die Hand, den er mit einem galanten Kopfnicken annahm.
    Sie ließ sich mit ausgebreiteten Armen aufs Bett fallen. Trixi sprang aufs Kopfkissen, rannte aufgeregt von einer Seite auf die andere.
    »Lass mir ein paar Minuten Ruhe, dann gehen wir Gassi, versprochen.«
    März 1967
    Der Junge gab seiner Tante artig die Hand. Machte einen Diener. Aus dem Augenwinkel sah er seinen Vater.
    »Deine Haare sind noch ein bisschen feucht«, sagte dieser. »Brav, dass du so reinlich bist.«
    Die Mutter blickte ihren Sohn nicht an.
    Tante Rosi lächelte breit. Sie tätschelte dem Jungen die Wange.
    »Immer, wenn er den Hund angefasst hat, wäscht er sich. Er ist eben ein ordentlicher Junge.«
    Tante Rosi nickte huldvoll.
    »Dann muss ich mich wohl jetzt auch waschen, oder? Ich habe Bessy gestreichelt.« Sie grinste dümmlich. Dann watschelte sie aus dem Zimmer, nachdem sie den Mops noch mal liebkoste. Dreißig Sekunden später saß sie wieder auf ihrem Stuhl und schaufelte sich ein großes Stück Sahnetorte in den Mund.
    »Nanu, Jungchen, isst du gar nichts?«
    »Er hat leichte Magenschmerzen, das würde ihm nicht gut tun. Trink deinen Kamillentee, Kind. Du musst noch Hausaufgaben machen«, meinte der Vater. Die Mutter nickte wie eine Gliederpuppe, ohne etwas zu sagen.
    Während der Junge artig den Tee austrank, verschämt die Augen nach unten richtete, stellte sein Vater einen Teller mit einem Stück Sahnetorte vor den Mops hin. Noch immer hatte der Junge kein einziges Wort gesprochen. Unsicher hob er den Kopf. »Darf ich aufstehen? Wegen der Hausaufgaben?«
    Er dienerte und zwang sich, das Wohnzimmer langsam zu verlassen.
    In seinem Zimmer warf er sich aufs Bett und schluchzte. Er hielt den abgerissenen Kopf seines Teddys im Arm. Nach einer Weile spürte er, wie ihm jemand sanft über den Kopf strich. Als er hochblickte, sah er seine Mutter. Deren linkes Auge war zugeschwollen.

2
    Lena rekelte sich, schwang die Beine aus dem Bett und ging ins Badezimmer. Sie fuhr sich durch ihre kurzen blonden Stoppelhaare und beglückwünschte sich zu ihrer Frisur. »Die ist wirklich pflegeleicht und einen Kamm muss ich nicht lange suchen. Die Finger tun’s auch.«
    Mindestens einmal im Monat kam sie mit einer neuen Haarfarbe vom Friseur. Da war sie sehr experimentierfreudig. Diesmal hatte sie die Spitzen rötlich einfärben lassen. Wie Flammen standen die streichholzkurzen Haare in die Höhe.
    »Sehe glatt zehn Jahre jünger aus. Was meinst du eigentlich zu meiner neuen Frisur, Trixi?«
    Das Hündchen wedelte freundlich.
    Heute tauschte Lena den eleganten Hosenanzug gegen eine praktische Jeans und ein lockeres T-Shirt.
    »Findest du, dass man mir meine 52 Jährchen ansieht?«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. Trixi sprang freudig an ihr hoch. Lena streichelte ihr über den Kopf. »Dein Frauchen ist wirklich noch gut erhalten, nicht wahr?«
    Sie warf ihrem Gegenstück im Spiegel eine Kusshand zu. »Auf geht’s!«
    »Trixi, willst du wohl herkommen!«
    Die

Weitere Kostenlose Bücher