Der Totenkopf - Scream Street; 5
bis –«
Da zog ihn plötzlich eine Hand mit einem schwarzen Handschuh fest am Ohr.
»Dixon«, dröhnte Queenie Feist gebieterisch. »Nimm deinem erbärmlichen Onkel den Kopf aus der Hand und gib ihn seinem rechtmäßigen Besitzer zurück. Selbst ich habe ja kapiert, dass er keines der kostbaren Relikte ist.«
»Wird gemacht, Mummy«, kreischte Dixon und streckte dem niedergeschlagenen Sir Otto die Zunge raus. Dann schnappte er sich den Schädel und reichte ihn dem dankbaren Reiter.
»Wenn es etwas gibt, was ich lieber tue, als diese Monster zu ärgern«, knurrte Queenie, »dann ist es, meinen kleinen Bruder zu schikanieren!« Sie verdrehte Sir Ottos Ohr, bis es ihm wehtat. Erst dann ließ sie los. »Was für ein Drecksloch«, fügte sie hinzu und blickte sich in der Scream Street um.
»Nun«, sagte der Reiter, »wenn Sie hier gern rauskommen würden, ich habe eine Agentenstelle neu zu besetzen. Rocky ist nicht in der Verfassung, mit mir mitzukommen, und Sie mit Ihren tyrannischen Fähigkeiten könnten ziemlich erfolgreich sein.«
Queenie klimperte interessiert mit den Augen. »Tyrannisieren ist mit inbegriffen?«
Der Kopflose Reiter nickte. »Kombiniert mit einem gewissen Maß an Einschüchterungen, Drohungen und den ganz normalen, altmodischen Schimpftiraden. G.H.U.L. müsste eigentlich jeden Moment eine Zauberluke für mich öffnen –«
»Wo soll ich unterschreiben?«, fragte Queenie lächelnd.
Der Reiter hob zwei Finger an den Mund und pfiff laut. Sofort galoppierte sein pechschwarzer Hengst heran und blieb neben ihm stehen. Noch während Eddie sich in den Sattel schwang und Queenie hinter sich hochzog, begann die Luft auf dem Marktplatz zu flimmern.
»Als kleines Dankeschön!«, rief er und warf Cleo etwas zu. Dann ritt er, mit einem Zwinkern zu Ripp hinüber, direkt auf die Zauberluke zu und mit einem großen Satz verschwanden der Kopflose Reiter und Queenie Feist.
»Was hat er dir gegeben?«, wollte Luke wissen.
Cleo öffnete ihre Hand und darin kam ein winziges Parfümfläschchen mit einem Miniaturschädel obendrauf zum Vorschein. » Enthauptung Pour L’Homme !«, kicherte sie und hielt sich die Nase zu.
»Ohh«, sagte Dixon und stupste seinen Onkel an. »Ich habe gehört, das soll wirklich gut sein. Vielleicht solltest du dir auch eins kaufen, Otto.«
» Otto ?«, sagte der Verwalter mit Donnerstimme. »OTTO?« Mit krebsrotem Kopf wandte er sich an Dixon. »Und denk nicht, dass ich dein Verhalten in den letzten vierundzwanzig Stunden vergessen habe …«
Dixon begann, zur Feist-Villa zurückzuweichen, während der wutentbrannte Verwalter die Verfolgung aufnahm. »Es tut mir leid, Sir Onkel Otto!«, kreischte er.
»Na, wenigstens ein paar Dinge kehren zur Normalität zurück«, grinste Rhesus.
»Sind Sie sicher, dass es Ihnen hier drinnen gut geht?«, fragte Luke, als er Ripps Schädel in die goldene Schatulle legte, die Cleo ihm zur Aufbewahrung der Relikte geschenkt hatte. Darin lagen schon ein Vampirzahn, ein Fläschchen mit Hexenblut, das Herz einer alten Mumie und eine Zombiezunge.
»Ja, alles in Ordnung«, entgegnete Ripp. »Außerdem habe ich ja Samuel als Gesellschaft.«
»Allerdings«, stimmte das Gesicht auf dem Umschlag von Stolpersteins Geschichten aus der Scream Street zu. »Wir kennen uns schon ganz lange, Ripp und ich.« Der Verfasser blickte zu Luke hoch. »Wie geht es deinen Eltern?«
»Sie erholen sich«, antwortete Luke. »Wir wohnen bei Rhesus’ Mum und Dad, solange wir unser Haus reparieren.« Er zeigte auf die Überbleibsel der Treppe vor seinem Zimmer. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal traurig sein würde, diesen Ort hier verwüstet zu sehen.«
»Dies ist dein Zuhause«, sagte Stolperstein. »Zumindest für den Augenblick. Nur noch ein Relikt trennt dich von der Macht der Gründer, Luke Watson. Dann wirst du die Fähigkeit besitzen, zu deinem früheren Leben zurückzukehren.«
Luke seufzte schwer. »Ich weiß.«
»Gibt es ein Problem?«, erkundigte sich der Verfasser. »Ich dachte, du würdest bereits ganz ungeduldig darauf warten, endlich der Scream Street den Rücken kehren und in deine eigene Welt zurückgehen zu können?«
Luke blickte aus seinem zerbrochenen Fenster auf die schief stehenden, unförmigen Häuser auf der gegenüberliegenden Straßenseite. »Das dachte ich auch, Mr Stolperstein«, sagte er. »Das dachte ich auch.«
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