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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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duschen«, verkündete sie. Jaybee hielt ihren Arm fest, zog sie an sich und gab ihr einen langen resoluten Kuss. Schwindelig befreite sie sich und schlüpfte ins Badezimmer.
    Unter dem heißen Wasserstrahl legte sie ihren Kopf in den Nacken, seifte Haare und Körper ein und fühlte, wie sich die harten Verspannungen ihrer Schultermuskeln lösten. Das Gefühl war so angenehm, dass sie den Hahn auf heiß drehte, bis ihre Nerven brüllten, ein paar Sekunden lang unter dem siedend heißen Strahl stehen blieb und dann das Wasser abdrehte. Plitsch, platsch fielen die restlichen Tropfen aus dem Hahn.
    Becca hüllte sich in ein Badetuch ein und wischte ein kleines Fenster in den beschlagenen Spiegel. Ihr Gesicht sah verzerrt darin aus, mit zu großen Augen, die mit einem gräulichen Schleier überzogen waren, wie die Farbe von schwachem Tee. Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder, aber sie sah unverändert aus. Sie wandte dem Spiegel den Rücken zu und ging ins Wohnzimmer, wo Jaybee mitten auf dem Flickenteppich stand und verblüfft dreinblickte.
    »Was ist los?«, flüsterte sie, trat zu ihm und schmiegte sich an ihn. Jaybee - sein langer Rücken, sein Strahlen, sein weiches, rotbraunes Haar, sein rechter Zeigefinger, seit seiner Kindheit nach einem Unfall mit einer Autotür gekrümmt - machte sie ratlos. Sie fühlte sich fehl am Platz, ihr wurde in seiner Gegenwart nahezu übel, was eine ganz neue Erfahrung war. Die drei anderen sexuellen Beziehungen, die sie in ihren zwanzig Lebensjahren gehabt hatte - mit ihrem Freund aus dem Internat und zwei flüchtigen Collegeaffären -, konnte
man als ungefährliche, harmlose Prostitution einstufen. Dadurch, dass sie mit diesen Jungs geschlafen hatte, denn es waren Jungs , hatte sie zuverlässige Begleiter, Zärtlichkeiten, Verabredungen für wichtige Events und Geschenke zu ihrem Geburtstag gehabt. Das war in allen drei Fällen augenscheinlich eine bereichernde Abwechslung gewesen. Aber das mit Jaybee war etwas anderes. Sie war in der vergangenen Nacht aufgewacht und hatte bemerkt, dass er nicht da war - er wollte nur etwas Luft schnappen, hatte er gesagt, als er wieder ins Bett geschlüpft war -, und sie hatte eine nie da gewesene grundlegende Panik empfunden. Sie hätte alles getan, um seinen Rücken zu spüren, wie sie es jetzt auch tat.
    »Ich weiß es nicht«, gab Jaybee zurück und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. »Die Wohnung sieht anders aus. Komisch.« Becca sah sich ebenfalls um. Dank Jaybee war das Apartment immer unaufgeräumt. Bücher stapelten sich auf jeder denkbaren Abstellfläche, schmutziges Geschirr türmte sich im Spülbecken, Fahrräder und Helme lagen durcheinander auf der Erde hinter dem schwarzen Sofa. Aber er hatte Recht: Irgendetwas in der Wohnung war anders. Alle Küchenschranktüren standen offen, wie bei einer Multimedia-Wand im Wohnzimmer. Ein kunterbunter Haufen Werkzeuge, Videokassetten und Krimskrams lag am Boden neben dem Fernsehturm. Es roch nach Erbrochenem.
    Plötzlich begann Becca zu frösteln. »Er war stark betrunken und vollkommen hinüber. Vielleicht musste er einfach …«
    »Genau.« Jaybee versuchte zu lächeln. »Stimmt. Er war ganz schön fertig, oder?«
    »Ich gehe mir was anziehen.« Sie ging an Brads geschlossener Tür vorüber in Jaybees Zimmer, wo sie rasch in ihre Kleider schlüpfte, ihre Haare kurz trocken rubbelte und wieder ins Wohnzimmer zurückkehrte. Jaybee stand vor Brads Zimmertür.
    »Willst du nachsehen?« Sie zwang sich, ruhig zu bleiben, obwohl sie wusste, dass etwas nicht stimmte. Später würde
sie sich fragen, ob es Jaybees blasses, angstvolles Gesicht oder etwas weniger Greifbares gewesen war, das sie so in Schrecken versetzt hatte.
    Jaybee erwiderte nichts. Er schloss eine Hand um Brads Türknauf, drehte ihn und zögerte einen Augenblick, bevor er die Tür aufstieß. »Brad?« Über seine Schulter sah sie die Fotos von den Grabsteinen, die Brad über die Zimmerwände verteilt hatte. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen ließen den Raum irgendwie überfüllt erscheinen.
    Dann hörte sie nichts außer dem Rauschen des Wasserfalls in ihrem Kopf, als sie Jaybee folgte und Brad auf dem Bett liegen sah.
    »Oh Gott!«, hauchte Jay. »Oh Gott!«

Zwei
    Detective Timothy Quinn stand in der Tür und bereitete sich auf den ersten Anblick eines unnatürlich verstorbenen menschlichen Körpers vor, was er nur wenige Male in dem Jahr getan hatte, seit er bei der Mordkommission arbeitete.
    Dieser war männlich,

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