Der träumende Delphin
da vor sich ging?
Auf keinen Fall, beschloß er. Er war mit einem klaren Ziel von weit her gekommen: in Erfahrung zu bringen, wer er war und wohin er ging, und durch die perfekte Welle den Sinn des Lebens zu finden. Das war sein Traum. Und so steuerte er wie geplant auf das Riff zu, um sich an diesem zauberhaften Ort, den er gefunden hatte, zum erstenmal in die Wellen zu stürzen.
Die Dünung war offenbar in der vergangenen Nacht am stärksten gewesen, trotzdem gab es noch genug Wellen, auf denen man reiten konnte. Von der Küste her wehte ein leichter Wind, das Wasser war warm und auch die Luft. Mit so einer Brandung, die an die zwei Meter hoch schlug, herrschten ideale Bedingungen.
Daniel erwischte seine erste Welle und merkte, daß sie sehr schnell hochschlug, ehe sie im flachen Wasser hohl über dem Riff brach. Er mußte gehörig aufpassen, um nicht gegen die rasiermesserscharfen Felsen des Riffs zu prallen. Die nächste Welle würde er sehr früh nehmen und parallel zum Ufer abreiten. Der erste Wellenabschnitt hatte großen Schub, und er mußte kräftig paddeln, um sie zu erreichen. Dann baute sich die Welle zu einer massiven, aber langsam voranrollenden Wand auf, an der er extreme Manöver ausprobieren konnte. Schließlich schloß die Welle ihn im letzten, sich überschlagenden Stück des Tunnels ein, so daß er das Gefühl bekam, selbst ein Teil des Meeres zu sein...
Es war ein so faszinierendes Erlebnis, daß Daniel, wie immer beim Wellenreiten, jedes Zeitgefühl verlor. Immer wieder schwamm er zu seiner Ausgangsposition zurück und warf sich in die Wellen, bis er vollkommen erschöpft war.
Daniel Delphin war so glücklich wie seit langem nicht mehr. Endlich hatte er etwas gefunden, das all seine Bemühungen wert war. Jetzt spürte er mehr als je zuvor, daß es richtig gewesen war, den Schwarm und die Insel zu verlassen, um seinen Horizont zu erweitern.
Durch unsere Entscheidungen
definieren wir uns selbst.
Allein durch sie können wir unseren Worten und Träumen
Leben und Bedeutung verleihen.
Allein durch sie können wir aus dem, was wir sind,
das machen, was wir sein wollen.
Die Stunden vergingen wie im Flug. Daniel wußte zwar nicht, wie lange er schon auf den Wellen ritt, aber er begann, müde zu werden, und beschloß, noch eine letzte Welle zu nehmen und sich dann auszuruhen. Daniel nahm seine letzte Welle in Angriff, doch mitten in der Startphase verlor er plötzlich seine Konzentration und versank im Wellenhang. Er wußte, was nun passieren würde.
Die Welle brach über ihm zusammen und schleuderte ihn gegen den felsigen Grund. Er spürte, wie sein Schwanz und seine Flossen dagegen schlugen und sein Körper von einem Felsen zum nächsten prallte. Schließlich ließ die Welle ihn los. Zum Glück war er für diesesmal ohne schwerere Verletzungen davongekommen.
Aber was hatte ihm die Konzentration geraubt?
Hatte er wirklich gesehen, was er meinte, gesehen zu haben?
Es war unmöglich, und so starrte er noch einmal hin.
Er konnte es nicht glauben. Fünfzig Meter von ihm entfernt, in derselben Brandung, erblickte Daniel Alexander Delphin ein sonderbares Wesen, das genauso auf den Wellen ritt, wie er selbst es tat, seit er denken konnte.
Der merkwürdige Surfer erwischte eine Welle und fuhr die gleichen Manöver, die Daniel sich in seinem Riff zu Hause erarbeitet hatte. Das Wesen war anders, aber sein Surfen war genauso schön...
Dann fiel ihm noch etwas auf. Es war nicht nur ein Wesen, sondern es waren zwei; offenbar waren sie gemeinsam gekommen, um diesen wundervollen Moment im Meer miteinander zu teilen. Die Art, wie sie surften, deutete darauf hin, daß sie schon einige Erfahrung hatten.
Wirklich, diese Geschöpfe kannten sich im Wellenreiten aus. Bei jeder neuen Welle vollführten sie eine Reihe von gewagten Manövern, die jeden anderen Surfer nur inspirieren konnten.
So beschloß Daniel, die beiden auf die Probe zu stellen. Als die nächste Serie von Wellen nahte, schnappte er sich die erste, glitt senkrecht an ihrem Hang hinab und machte am Fuß eine Wende. Sofort paddelte einer der beiden Surfer los, warf sich, als diese schon sehr steil war, in die nächste Welle und stürzte im freien Fall an ihrer Wand hinab. Daniel fuhr seine besten Manöver, ehe er aus der Welle hinausschwamm. Der sonderbare Surfer war Daniel ebenbürtig.
Jetzt blieb ihm nur noch eins: die beiden ansprechen: »Und wer seid ihr, woher kommt ihr?«
Daniels Frage wurde nicht beantwortet, aber die beiden
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