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Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
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seinem Werk ausdrücken wollte, sondern was der Betrachter in ihm sah.
    Joe verstand exakt, was er meinte. Denn sie sah so vieles in diesem fremden Mann. Besonders in seinen Augen. Blaugrün waren sie, geheimnisvoll, vielversprechend, sexy und intelligent. Und sie hielten Joe fest in ihrem Bann.
    Ihr Schweigen deutete der Galerist als Aufforderung für weitere Ausführungen über Kunst. Glühend erzählte er von seiner neuen Ausstellung, die gerade in Planung war, und dass er ihr, falls sie Interesse hätte, gern eine Einladung zukommen lassen würde. »Verstehen Sie das bitte nicht falsch«, betonte er mit einem jungenhaften Lächeln, »aber ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr mich früher so ein Event interessiert hat.«
    »Ja, schon, doch ich war ja gar nicht bei Ihrem Vortrag«, platzte Joe heraus. Mist! Jetzt hatte sie alles vermasselt.
    »Oh. Entschuldigen Sie. Ich dachte …« Er gab ihr die Hand und stellte sich mit einem kräftigen Druck als Konstantin Wastian vor.
    »Ja, ja, ist mir schon klar.« Nervös zuckte Joe mit den Schultern und deutete dorthin, wo er so imposant an der Wand hing. Wie eine Idiotin kam sie sich vor. Ihr Kopf war leer bis auf die Erkenntnis, dass er der attraktivste Mann war, den sie seit Jahren getroffen hatte. Schätzungsweise Ende dreißig. Ob er wohl verheiratet war?
    »Wenn es Sie interessiert, kann ich Ihnen trotzdem eine Einladung schicken lassen. Dann müssten Sie mir allerdings Ihre Adresse geben.«
    »Solche Tricks kenne ich schon«, entfuhr es Joe. Dafür hätte sie sich am liebsten geohrfeigt. Konnte sie nicht einmal das Richtige sagen?
    Konstantin Wastian lachte schallend. Offensichtlich gefiel sie ihm trotzdem, und er gefiel ihr sowieso.
    »Nein«, versuchte Joe, den Schaden schnell zu begrenzen. »Natürlich schreibe ich Ihnen meine Adresse auf.« Keinesfalls wollte sie den Eindruck erwecken, an seiner Ausstellung nicht interessiert zu sein. Um von ihrer ungeschickten Äußerung abzulenken, wechselte sie das Thema und beantwortete endlich seine Eingangsfrage. »Ich singe schrecklich«, erklärte sie. »Deshalb lass ich es besser.«
    »Ich singe, wenn ich glücklich bin.«
    Joe hatte noch nie einen Mann getroffen, der einen so schlichten Satz mit einer so großen Selbstverständlichkeit so liebenswert zu ihr gesagt hatte. Wie weggeblasen war das Gefühl der Distanz. Sie erzählte, dass sie sich gerade für ihr Architekturstudium immatrikuliert hatte, und gab zu, genau wie er immer dann zu singen, wenn sie glücklich war.
    »Da haben wir ja die erste Gemeinsamkeit.«
    »Und die zweite?«
    Konstantin lachte. Joe war froh, dass sie ihre Sprache wiedergefunden hatte. Sie betrachtete seine weich geschwungenen, unwiderstehlichen Lippen. Auch mit vierzig Fieber würde sie sich zu seiner Ausstellung schleppen, ganz gleich, was da an seinen Wänden hing. Diesen Mann musste sie einfach wiedersehen! Eilig kramte sie in ihrer Tasche nach einem Kugelschreiber. Den Gedanken, ihm eine Visitenkarte der Firma in die Hand zu drücken, hatte sie sofort verworfen. Womöglich hätte er sie dann als Klempnerin engagiert, anstatt sie zur Vernissage zu bitten. Kaum war ihre Handtasche ein paar Sekunden offen, registrierte sie seinen irritierten Blick. Dann roch sie es auch. Ein intensiver Geruch strömte aus ihrem Lederbeutel. Am liebsten hätte Joe sich in ein Mauseloch verkrochen.
    »Leberkäse?«
    Joe nickte schwach. In diesem Augenblick hasste sie alle Leberkäse-Semmeln dieser Welt. Und dann auch nicht mehr, denn er fragte sie nun, ob er sie zum Mittagessen in ein bestimmtes vegetarisches Restaurant einladen dürfe, weil Leberkäse ernährungstechnisch bedenklich sei.
    Joe nickte, strahlte und verschwieg ihre Vorliebe für Schweinebraten, Gulasch und Rindsrouladen. Sie war einfach froh, dass er sie fragte und nicht all die anderen Frauen, die ihn bei seinem Vortrag eben ganz bestimmt angehimmelt hatten. Aber dann fiel ihr diese Brotzeit wieder ein. Um Souveränität bemüht, erklärte sie Konstantin: »Ich habe kurz etwas zu erledigen. Aber in ein paar Minuten komme ich nach.«
    »Kein Problem. Ich warte.«
    »Das müssen Sie nicht.«
    »Ich warte gern.«
    »Okay. Dann bis gleich«, gab Joe nach und steuerte auf die Herrentoilette zu, an der ein Schild verkündete: Wegen Reparatur geschlossen.
    »Halt! Da sind die Handwerker!«
    Joe tat so, als hätte sie nichts gehört, und ging trotzdem hinein.
    Verwundert blickte Konstantin ihr nach.
    Im Blaumann kniete Marc unter einem der

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