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Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
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Waschbecken, weil er den Wasserschaden reparieren musste, der eigentlich heute Joes Aufgabe gewesen wäre. Marc, als guter Freund und Monteur der Firma Benk, hatte aber sofort verstanden, dass Joe nicht von den Toiletten zum Immatrikulationsbüro hatte sprinten wollen. Wie immer hingen ihm die dunklen Locken wirr in die Stirn, während er schraubte und dabei zu der Musik aus seinen Kopfhörern summte. Zuerst bemerkte er Joes Riemchensandalen, dann Joe selbst. Überrascht richtete er sich auf, strich sich die Haare aus dem Gesicht und musterte sie von Kopf bis Fuß. »So ein Kleid steht dir verdammt gut!«
    »Danke. Für das Kompliment bekommst du sogar zwei Leberkäse- Semmeln.« Strahlend reichte Joe ihm die Brotzeit, die sie beim Metzger noch extra in Alufolie und Plastiktüte hatte verpacken lassen, damit ja kein Fettfleck ihre Immatrikulationsunterlagen verunzieren konnte.
    »Wieso? Isst du nichts?«
    Joe schüttelte den Kopf.
    Und auch Marc blickte ihr an diesem besonderen Tag erstaunt nach, während sie nun eilig die Herrentoilette verließ.
    Schon wieder kam eine Frau in diesem vegetarischen Restaurant an ihren Tisch und begrüßte Konstantin überschwänglich. Dabei würdigte sie Joe nur eines flüchtigen Seitenblicks. Aber das machte Joe nichts aus. Glücklich löffelte sie ihren Spargelrisotto, der ihr nach der Kürbiscreme-Suppe serviert worden war. Ihr Blick fiel dabei auf den freiliegenden Bauchnabel dieser Studentin, die sich gerade mit Konstantin über die neue Vernissage unterhielt. Der Nabel war leider ebenso perfekt wie der dazugehörende flache Bauch. Joe schwor sich, die nächsten Wochen nur noch Gemüsebrühe zu löffeln. Zum Glück trug sie dieses geblümte Sommerkleid, das die kleine Speckschicht um ihre Hüften nicht mal erahnen ließ. Während die beiden sich unterhielten, musterte Joe Konstantins Hände, die so gepflegt waren, wie nur die Hände eines Akademikers sein konnten. Am liebsten hätte Joe ihre unter dem Tisch versteckt.
    Er trug keinen Ehering.
    »Was denken Sie, Johanna?« Die langbeinige Gazelle war endlich davongerauscht.
    Wie beiläufig zuckte Joe mit den Schultern. Dass sie heilfroh war, dass er keinen Ehering trug, konnte sie nun wirklich nicht erzählen.
    »Verraten Sie mir dann vielleicht, was Sie vor diesem Studium gemacht haben?«
    Kurz schoss es Joe durch den Kopf, sich ein bisschen wichtiger zu machen, als sie war; zu schwindeln, eine Zeit im Ausland verbracht zu haben, anstatt von beißender Isolierwolle zu erzählen und dem Schleppen von Toiletten, bis ihr die Glieder abends so wehtaten, dass sie sich nur noch wünschte, bei einer Folge von Sex andthe City endlich entspannen zu dürfen.
    »War das auch eine indiskrete Frage?« Sein Blick war amüsiert, weil sie immer noch nicht geantwortet hatte.
    Joe fühlte sich ertappt. »Nein, überhaupt nicht«, sagte sie deshalb schnell. »Ich war auf dem Bau.«
    Jetzt verschlug es ihm die Sprache. Ungläubig starrte er sie an, und Joe genoss es, ihn so beeindruckt zu haben. Deshalb fügte sie wohl platziert und cool hinzu: »Als Klempnerin.«
    »Ach, deshalb waren Sie auf dem Männerklo!« Er lachte und beugte sich näher zu ihr, um nichts von ihren Ausführungen über das Leben auf dem Bau zu verpassen. Während sie von Be- und Entwässerungsanlagen redete, erschienen ihr die beiden Grübchen in seinen Wangen noch tiefer. Sie spürte, wie sehr er es genoss, ihr zuzuhören. Er bestellte sogar noch zwei Espressi und eine Vanillecreme mit Kokossahne, die sie sich teilen wollten. Joe ging es dabei nicht um die vierhundertfünfzig Kalorien, sondern um diese spontane, süße Gemeinschaftsaktion. Und darum, dass ihr platonischer Freund und Mitbewohner Alf ihr einmal erklärt hatte, dass Männer, die Süßes mochten, gute Liebhaber seien. Joe wünschte sich sehnlichst, Konstantin würde noch viele Portionen Vanillecreme mit Kokossahne bestellen.
    Es war bereits dunkel, als sie, nach einer kurzen Stippvisite in der Firma und noch immer erfüllt von einem erhebenden Glücksgefühl, nach Hause kam. Zwischen dem dritten und vierten Stock des Altbauhauses war das Licht im Treppenhaus ausgefallen. Joe nahm sich vor, die Glühbirne gleich in der Früh auszutauschen, da Hausmeister Wimmer beim Thema Arbeit stets sehr lustlos war. Umso lustvoller agierte er dafür nachts. Da hörte sie eindeutige Geräusche von nebenan, denn die Wand war dünn wie Pappe. Obwohl sie kaum die Hand vor Augen sehen konnte, nahm Joe zwei Stufen auf einmal, als sie

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