Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
Schultern, und er verspannte sich, während er darauf wartete, dass sie ihn fortschieben würde. Er wusste, das würde das Beste sein, das Vernünftigste – und doch fürchtete er sich davor. Sie schob ihn nicht weg. Stattdessen strich sie mit den Fingern um seine breiten Schultern, fuhr mit den Fingerspitzen über sein Schlüsselbein zum Hals und ließ ihre Hände schließlich auf seiner Brust zur Ruhe kommen. Sein schwarzes Brusthaar kitzelte ihre Haut. Seine harten, kleinen Brustwarzen zogen sich unter ihrer Berührung zusammen. Sie konnte seinen Herzschlag spüren, hart und schnell.
Die Intensität ihres Verlangens erstaunte sie selbst. Nein, es war nicht nur Lust – es war ein brennendes Begehren, heiß und gierig. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sexuelle Anziehung beobachten können – auf der primitivsten Stufe bei ihren Pferden und den anderen Tieren auf der Ranch, und in feinen Abstufungen bei ihrer Familie, wo Liebe etwas ursprünglich Mächtiges und Zärtliches, gleichzeitig etwas Schlichtes und Kompliziertes war. Maris war nicht naiv, sie unterschätzte die treibende Kraft von Lust nicht. Aber sie hatte sie noch nie am eigenen Leib erfahren. Nie hatte sie solche Hitze verspürt, nie eine solche Leere, die nur von ihm ausgefüllt werden konnte. Dabei war sie immer der Überzeugung gewesen, dass es ein solches Gefühl nur gepaart mit Liebe gab, doch woher solltein diesem Fall hier Liebe kommen? Sie kannte den Mann doch kaum. Sicher, er hatte ihr seinen Namen und seinen Beruf genannt, doch sie wusste nichts über ihn, den Menschen Alex MacNeil. Einen Fremden konnte sie nicht lieben. Sich zu ihm hingezogen fühlen, ja, aber lieben …? Nein.
Allerdings behauptete ihre Schwägerin Barrie, sie habe innerhalb der ersten fünf Minuten gewusst, was für ein Mensch Zane war, und sich in ihn verliebt. Ihr Bruder und Barrie waren sich als zwei Fremde begegnet, sie hatten sich in einem Ausnahmezustand, in höchster Gefahr kennengelernt. In dieser Situation hatten sich Facetten ihrer Charaktere offenbart, die sie sonst wahrscheinlich erst nach Monaten entdeckt hätten.
Maris dachte über ihre eigene Lage und den Fremden nach, der sich in derselben Zwickmühle befand wie sie selbst. Was hatte sie über ihn herausgefunden, seit sie in seinen Armen aufgewacht war – oder besser, seit sie das Bewusstsein wiedererlangt hatte?
Er drängte sie nicht. Er wollte sie, aber er drängte nicht. Die Umstände waren unpassend, also wartete er. Ein geduldiger Mann also, oder zumindest ein Mann, der ausharren konnte, wenn es sein musste. Das war nämlich etwas anderes. Er war intelligent, das hätte Maris schon vor Wochen erkannt, wenn sie es sich erlaubt hätte, ihn eine Weile zu beobachten. Sie war sich nicht sicher, aber sie meinte, dass ein Special Agent des FBI einen Abschluss in Rechtswissenschaften brauchte.
Medizinische Kenntnisse schien er auch zu haben, schließlich hatte er sofort erkannt, dass sie womöglich eine Gehirnerschütterung hatte. Er verfügte über einen starken Willen und Durchsetzungsvermögen, sonst wäre es ihm nie gelungen, sie in ein Motel zu bringen, obwohl sie weiterfahren wollte; allerdings war sie zugegebenermaßen nicht ganz auf der Höhe. Erhatte sich um sie gekümmert. Und das Wichtigste: Obwohl sie nahezu nackt in seinen Armen geschlafen hatte, hatte er die Situation nicht ausgenutzt.
Eine ziemlich lange Liste. Er war also geduldig, intelligent, gut ausgebildet, willensstark, fürsorglich und ehrenhaft. Und da war noch etwas anderes – eine kaum wahrnehmbare Aura von Macht und kontrollierter Kraft. Maris dachte an den ruhigen, autoritären Ton, die unerschütterliche Sicherheit, mit jedem Problem fertig werden zu können. In dieser Hinsicht war er wie ihre Brüder, vor allem wie Zane und Chance – die gefährlichsten Männer, die Maris sich überhaupt vorstellen konnte.
Ihr war klar, dass nur wenige Männer einem Vergleich mit den Mackenzie-Brüdern und ihrem Vater standhalten konnten. Sicherlich war das einer der Gründe, warum Maris sich nie wirklich verliebt, ihre volle Aufmerksamkeit auf ihre Karriere gerichtet und sich nicht mit weniger zufriedengegeben hatte. Alex MacNeil jedoch war aus dem gleichen Holz geschnitzt wie Maris’ Brüder. Ihr Herz setzte einen Schlag lang aus. Urplötzlich, zum ersten Mal in ihrem Leben, lief sie Gefahr, sich zu verlieben.
Als Maris jetzt in diese blauen Augen schaute und sich fühlte, als würde sie in einem Ozean ertrinken, wusste sie es mit
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