Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
Hauses mit drei Zimmern zugestanden. Mr. Wyse, der für die fohlenden Stuten zuständig war, hatte ebenfalls eine eigene Wohnung direkt über dem Stall, in dem die trächtigen Tiere untergestellt waren. Über Videomonitore wurden die Muttertiere überwacht, und so gut wie immer war jemand in den Ställen anwesend. Irgendjemand hatte Maris und MacNeil bestimmt gesehen.
„Ich war gar nicht in meinem Zimmer, sondern in Stall Nummer zwei. Ich wollte mich ein wenig umsehen und ging gerade zur Hintertür hinaus, als du auf Sole Pleasure angeritten kamst. Weil es dunkel war, glaubte ich nicht, dass du mich gesehen hättest, aber du hieltest an und meintest, ich müsse dir helfen. Da stand noch ein Wagen mit Pferdeanhänger, am Nachmittag war eine kleine Stute gebracht worden, also luden wir Sole Pleasure in den Anhänger und fuhren los. Falls uns jemand gesehen hat, dann konnten sie ganz sicher nicht erkennen,ob da nun ein Pferd in dem Anhänger stand oder nicht. Und Sole Pleasure hätte sowieso niemand dort vermutet.“
Durchaus möglich, dachte Maris. Stall zwei beherbergte die Stuten, die zum Decken nach Solomon Green gebracht wurden. Im Dezember wurde es früh dunkel, die Pferde waren dann alle schon versorgt, und die Arbeiter saßen beim Essen zusammen und entspannten sich nach einem Tag getaner Arbeit.
Der Wagen mit dem Pferdeanhänger gehörte nicht zum Gestüt. Jeder wusste, dass am Nachmittag eine Stute gebracht worden war. Wenn der Truck also fehlte, würde sich niemand etwas dabei denken – außer natürlich der Eigentümer, der entschieden hatte, die Nacht auf dem Gestüt zu verbringen und erst am nächsten Morgen wieder abzufahren. Außerdem ließ Sole Pleasure sich willig einladen, er machte nie Ärger, es schien sogar, dass er gern reiste. Ihn in den Anhänger zu führen konnte nicht mehr als eine Minute gedauert haben, und dann waren sie wohl auch schon unterwegs gewesen.
„Wenn ich meine Familie nicht verständigt habe …“, sagte Maris jetzt. „Hast du jemanden angerufen, während ich schlief?“
„Ich habe mein Büro von einer Telefonzelle aus angerufen, um sie wissen zu lassen, was passiert ist. Sie werden versuchen, unsere Spuren zu verwischen, aber sie können die Operation nicht auffliegen lassen. Bisher wissen wir noch nicht, wer beteiligt ist und dem Ring angehört. Es sei denn, dir ist in den letzten Minuten noch etwas eingefallen.“
„Nein“, antwortete Maris bedauernd. „Das Letzte, an das ich mich erinnern kann, ist, dass ich gestern Nachmittag zu den Ställen gerannt bin. Ich weiß, es war nach dem Mittagessen, aber ich kann keine genaue Uhrzeit sagen. Sonst weiß ich nur noch, dass ich extrem wütend war und Angst hatte – und dass ich zu Pleasure wollte.“
„Sollte dir noch irgendetwas einfallen, ganz gleich, was es ist, lass es mich wissen. Da wir das Pferd mitgenommen haben,haben wir ihnen auch die perfekte Möglichkeit geboten, Pleasure zu töten und den Verdacht auf uns zu lenken. Zumindest werden sie es so aussehen lassen, sie wissen ja nicht, dass ich beim FBI bin. Sie werden alles daran setzen, uns aufzuspüren. Ich muss wissen, mit wem wir es zu tun haben.“
„Wo ist der Hengst jetzt?“, fragte Maris alarmiert. Sie legte die Hände auf MacNeils Schultern, um ihn fortzustoßen. Sie wollte aufstehen und sich anziehen, sie musste zu dem Pferd. Es war nicht ihre Art, ein Tier sich selbst zu überlassen, ohne Futter und ohne Pflege. Und auch wenn sie gesehen hatte, wie gut und gründlich MacNeil sich um die Tiere gekümmert hatte, so lag die Verantwortung letztendlich bei ihr.
„Beruhige dich, ihm geht es gut.“ MacNeil griff erneut nach ihren Händen und presste sie auf die Matratze nieder. „Ich habe ihn im Wald abgestellt, dort wird ihn niemand vermuten. Schließlich konnte ich den Anhänger schlecht auf dem Parkplatz stehen lassen. Sie werden schon erst uns finden müssen, wenn sie an ihn herankommen wollen.“
Maris entspannte sich etwas. Sole Pleasure war also in Sicherheit. „Na schön. Und wie sieht jetzt der nächste Schritt aus?“
MacNeil zögerte. „Ursprünglich hatte ich vor herauszufinden, was du weißt, und dich dann an einem sicheren Ort unterzubringen, bis die Sache abgeschlossen ist.“
„Und wo sollte dieser sichere Ort sein? Etwa in Pleasures Anhänger?“, fragte sie leicht gereizt. „Tja, daraus wird wohl nichts. Da ich mich nicht an alles erinnern kann, wirst du mich wohl in deiner Nähe behalten müssen – für den Fall, dass
Weitere Kostenlose Bücher